Giftiges Kontrastmittel lagert sich im Gehirn ab
Kontrastmittel, die Ärzte spritzen, um etwa Tumoren besser identifizieren zu können, sind möglicherweise gefährlich. Das Seltenerdmetall Gadolinium steht im Verdacht, nach der Behandlung im Körper zurückzubleiben. An Patienten mit Nierenschwäche darf das Präparat schon länger nicht mehr eingesetzt werden.
Magnetresonanztomografien (MRT) gelten als harmlos. Stimmt auch, außer die behandelnden Ärzte spritzen vorher ein Kontrastmittel, das Gadolinium enthält. Das Seltenerdmetall wird zwar nicht in reiner Form verwendet – dann ist es hochgiftig –, sondern an eine Trägersubstanz gebunden. Diese soll das Gadolinium daran hindern, sich selbstständig zu machen.
US-Behörde hat Kontrastmittel im Hirn gefunden
Das scheint aber nicht zuverlässig zu funktionieren. Der Berufsverband Deutscher Nuklearmedizinier (BDN) warnt jetzt davor, das Kontrastmittel allzu häufig einzusetzen. Denn es besteht der Verdacht, dass das Metall einschließlich Trägersubstanz im Gehirn verbleibt.
Bereits seit längerem ist bekannt, dass Menschen mit Nierenschäden das Metall nicht ausscheiden können. „Wenn Gadolinium bei Patienten mit Nierenschwäche länger im Körper bleibt, kann es sich in Haut und Organen ablagern und eine schwere Bindegewebserkrankung auslösen, die Nephrogene Systemische Fibrose“, sagt Professor Detlef Moka, Vorstandsvorsitzender des BDN.
Das ist eine krankhafte Vermehrung des Bindegewebes von Haut, Muskulatur und in inneren Organen wie Leber, Herz, Lungen und Zwerchfell. Auswirkungen aufs Gehirn sind noch nicht festgestellt worden. Derzeit überprüft die US-Arzneimittelbehörde FDA Berichte, nach denen das Metall noch Jahre nach den Untersuchungen in verschiedenen Hirnstrukturen gefunden wurde.
Für Herzuntersuchungen gibt es eine Alternative
Aber warum wird Gadolinium überhaupt eingesetzt? Es sorgt dafür, dass sich die Protonen, die bei einer MRT-Untersuchung von Radiowellen angeregt werden, schneller wieder beruhigen und in den Ausgangszustand zurückkehren. Dadurch wird das Bild, das das Gerät aufnimmt, schärfer und kontrastreicher. So lassen sich unterschiedliche Gewebe besser voneinander unterscheiden und Tumoren besser erkennen.
Der BDN rät, das Kontrastmittel nur einzusetzen, wenn es keine andere Möglichkeit der Diagnostik gibt. Patienten mit Nierenschäden soll es gar nicht verabreicht werden. Insbesondere bei Herzuntersuchungen sollten die Ärzte auf andere Möglichkeiten ausweichen, rät der Verband. Hier biete sich die Szintigrafie an. Dem Patienten wird ein kurzlebiges radioaktives Präparat gespritzt.
Es verteilt sich im Körper. Die Gammastrahlen, die es aussendet, registriert eine Spezialkamera. So lassen sich etwa Durchblutungsstörungen genauso gut diagnostizieren wie mit dem MRT. In bestimmten Fällen reiche sogar eine Ultraschalluntersuchung, die wirklich harmlos ist.
Die Szintigrafie wird bereits millionenfach eingesetzt. „Es wurde bisher kein einziger Fall gefunden, bei dem ein Patient durch die radioaktive Substanz Nebenwirkungen erlitten hat oder Spätfolgen aufgetreten sind“, sagt Moka.
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