Stromimpulse stimulieren Hirnzonen 07.11.2013, 13:49 Uhr

Handschuh verbessert Motorik und Tastsinn nach Schlaganfall

Starke Einschränkungen der Motorik und des Tastsinns sind häufige Folgen eines Schlaganfalls. Um diese Fähigkeiten wieder zu trainieren, haben Neurowissenschaftler einen elektrischen Stimulationshandschuh entwickelt – als Alternative zu üblichen Therapieformen.

Patienten berichten von ersten Erfolgen: Nach der Therapie mit einem Handschuh, der die Sinne mit elektrischen Impulsen reizt, konnten sie wieder einfache Bewegungen ausführen. Neurowissenschaftler bestätigen, dass sich der entsprechende Teil der Großhirnrinde durch die Reize vergrößert hat. 

Patienten berichten von ersten Erfolgen: Nach der Therapie mit einem Handschuh, der die Sinne mit elektrischen Impulsen reizt, konnten sie wieder einfache Bewegungen ausführen. Neurowissenschaftler bestätigen, dass sich der entsprechende Teil der Großhirnrinde durch die Reize vergrößert hat. 

Foto: Ruhr-Universität Bochum

Ein Handschuh ist die Hoffnung von Schlaganfallpatienten: Oft können Sie eine Hand oder den ganzen Arm nicht mehr richtig bewegen, oft ist auch der Tastsinn eingeschränkt. Jetzt könnte ein Handschuh dafür sorgen, dass Hände und Arme schneller wieder ihre alten Fähigkeiten zurück gewinnen.

Der Handschuh ist als einem leitfähigen Material gefertigt, in das elektrische Kontakte eingearbeitet sind. Sie senden kurze Stromimpulse an den Träger und stimulieren dadurch Nervenfasern und Gehirn. Nach regelmäßiger Anwendung verbessert sich die Wahrnehmung von Reizen. Tast- und Greifsinn stellen sich langsam wieder ein. Die Simulationsstärke lässt sich dabei unterschiedlich stark einstellen. Doch der Träger des Handschuhs empfindet die Stromimpulse lediglich als Fingermassage.

Neurowissenschaftler weisen positive Veränderung im Gehirn nach

Dass die Anwendung des neuartigen Stimulationshandschuhs tatsächlich eine Veränderung im Gehirn des Patienten bewirkt, haben Neurowissenschaftler um Dr. Hubert Dinse und Prof. Martin Tegenthoff von der Ruhr-Universität Bochum in einer Studie nachgewiesen. Der synaptische Lernprozess vergrößert den Teil der Großhirnrinde, der für den Handbereich zuständig ist, und aktiviert das kortikale Netzwerk

Insgesamt 50 Patienten in der subakuten Phase nach einem Schlaganfall und sieben Patienten mit chronischen Leiden, bei denen der Hirninfarkt schon länger als zehn Jahre zurückliegt, behandelten die Wissenschaftler in Zusammenarbeit mit verschiedenen Reha-Kliniken.

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Motorik und Wahrnehmung verbessern sich

Patienten, die neben Ergotherapie und Heilpädagogik mit dem speziellen Handschuh therapiert wurden, zeigten deutliche Verbesserungen hinsichtlich Sensorik und Wahrnehmung der eigenen Körper- und Gelenkstellungen. Auch waren einfache Bewegungen wieder möglich, die den Alltag erleichtern, stellten die Forscher fest. Die Patienten konnten Dinge aufheben, Objekte aufeinander legen und einfache Essbewegungen vornehmen.

Die Langzeitpatienten wurden etwa ein Jahr lang an fünf Tagen wöchentlich mit dem Handschuh behandelt. Sie berichteten, dass sie Strukturen der Gegenstände wieder besser wahrnehmen und beispielsweise einen Stift öffnen könnten. In einigen Fällen dauerte es jedoch Monate, bis die Therapie erste Wirkungen zeigte.

Therapie sogar beim Spazierengehen möglich

Die Anwendung des Stimulationshandschuhs ist im Alltag sehr einfach. Es ist nicht notwendig, einen bestimmten Termin einzuhalten oder zu einer Therapie zu fahren. Der Handschuh kann überall und ohne bestimmte Aufmerksamkeit getragen werden: beim Lesen, Spazierengehen oder einfach nebenbei im Gespräch mit anderen Menschen.

Neben Personen mit Hirnschädigung können auch gesunde Menschen den Trainingshandschuh verwenden. Denn auch bei jüngeren und älteren Menschen kann sich der Tastsinn oft unbemerkt schleichend verschlechtern. Ältere Personen beispielsweise können bestimmte Reize nicht mehr getrennt voneinander wahrnehmen, wenn die Unterschiedsschwelle zu hoch ist. 

Ein Beitrag von:

  • Petra Funk

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