Hautkrebsdiagnostik: Telemedizin erstmals so präzise wie der Facharzt
Hautkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Ein Forschungsteam hat sich deshalb eingehend mit einer neuen Form der Diagnostik beschäftigt. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen setzen auf ein spezielles Telemedizin-Tool. Die Ergebnisse zeigen, dass es die herkömmlichen Untersuchungsmethoden sinnvoll ergänzen könnte.
Damit Hautkrebs sich gut behandeln lässt, muss er so früh wie möglich erkannt werden. Eine Tatsache, die für viele Krebsarten gleichermaßen gilt. Bislang erfolgte die Hautkrebserkennung vor allem durch medizinische Fachkräfte, in der Regel durch Dermatologinnen und Dermatologen. Forschende der NYU Grossman School of Medicine haben nun ein neues System entwickelt, mit dem mittels Telemedizin eine Ferndiagnose bei Hautkrebs möglich wird. Das Besondere daran sind die Ergebnisse: Die Treffsicherheit des Systems lag bei 91 Prozent – ermittelt im Rahmen einer Studie. Damit liegt die Telemedizin nahezu gleichauf mit der persönlichen Untersuchung durch eine Dermatologin oder einen Dermatologen.
Implantat für kombinierte Krebsbehandlung
Das neue System könnte die Früherkennung von Melanomen übernehmen. SpotCheck heißt die Technik, mit der die Forschenden Hautärztinnen und Hautärzte unterstützen wollen, potenzielle Melanome aus der Ferne möglichst genau zu diagnostizieren. Dabei setzen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler auf die etablierte Technik der Dermoskopie, bei der mithilfe einer speziellen Vergrößerungslinse Details unter der Hautoberfläche sichtbar werden. Diese Form der Telemedizin könnte besonders für Menschen in ländlichen oder strukturschwachen Regionen von immenser Bedeutung sein, da sie den Zugang zu dermatologischer Expertise deutlich vereinfacht und Versorgungslücken schließt. Die Technologie ermöglicht es außerdem, Verdachtsfälle schnell zu priorisieren und bei Bedarf zeitnah weitere diagnostische Schritte einzuleiten.
Telemedizin verbessert die dermatologische Versorgung
In einer umfassenden Studie mit 375 Hautläsionen konnten die Expertinnen und Experten nachweisen, dass die Ferndiagnose mittels dermatoskopischer Bilder nahezu gleichwertige Ergebnisse liefert wie die persönliche Untersuchung bei der Fachärztin oder dem Facharzt. Voraussetzung ist allerdings, dass die untersuchten Hautveränderungen zunächst von den Patientinnen und Patienten selbst entdeckt wurden, was auf die überwiegende Mehrheit der Melanomfälle aber ohnehin zutrifft.
Das alleine zeigt, wie wichtig ein derart niedrigschwelliger Zugang zu dermatologischer Expertise ist. Von den untersuchten Läsionen wurden 97 Prozent durch nachfolgende Biopsien als gutartig eingestuft. Bemerkenswert ist dabei, dass sowohl die vor Ort praktizierenden Dermatologinnen und Dermatologen als auch die Telemedizin-Expertinnen und -Experten 11 von 13 Hautkrebsfällen erkannten, darunter zwei Melanome. Das zeigt, wie treffsicher diese neue Methode ist und unterstreicht das enorme Potenzial der Ferndiagnostik in der dermatologischen Praxis.
Die methodische Umsetzung der Studie erfolgte nach einem präzisen strukturierten Protokoll. Die 147 Personen wurden zunächst umfassenden durchleuchtet. Zu Beginn mussten sie detaillierte Fragebögen ausfüllen. Darin ging es um wichtige Informationen zu persönlichen Risikofaktoren, familiärer Vorbelastung und individueller Krankengeschichte. Danach folgte die körperliche Untersuchung durch eine Dermatologin oder einen Dermatologen. Im Rahmen dieser Untersuchung entstanden hochwertige klinische und dermatoskopische Aufnahmen, die an einen zentralen Server übermittelt wurden. So konnten sie von einem unabhängigen Expertenteam analysiert werden. Das Team hatte nur die Bilddateien, aber keine Informationen zu weiteren Untersuchungen oder Diagnosen.
Neue Perspektiven der Hautkrebsfrüherkennung durch digitale Innovation
Die Implementierung fortschrittlicher telemedizinischer Systeme wie SpotCheck eröffnet neue Möglichkeiten in der Gesundheitsversorgung. Die Forschenden sehen den Vorteil ihres Ansatzes vor allem darin, dass sich Gesundheitspersonal gezielten schulen ließe, damit es die Bilder erfasst und den Fachärztinnen und Fachärzten zur Auswertung übergibt. Damit wäre bereits eine erste Vorauswahl getroffen, ohne dass die Betroffenen lange auf einen Termin in der dermatologischen Praxis warten müssen. Darüber hinaus könnte dieses Konzept nach Einschätzung der Forschenden zu einer effizienteren Hautkrebsvorsorge führen, während gleichzeitig die Kosten sinken.
Zukunftsperspektiven und Grenzen der digitalen Dermatologie
Bei all der Euphorie gibt es weiterhin Grenzen in der dermatologischen Telemedizin. Das System eignet sich vor allem dafür, einzelne Hautveränderungen zu beurteilen. Eine vollständige körperliche Untersuchung kann es nicht ersetzen. Die Forschungsgruppe plant nun, das System gezielt in Gebieten mit erhöhten Spätstadium-Melanomraten einzusetzen.
Im nächsten Schritt planen die Forschenden, die Bildqualität zu verbessern und noch präzisere Analysealgorithmen zu entwickeln.
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