Verirrte identifizieren 12.12.2016, 13:55 Uhr

In Japan werden Demenzkranke jetzt mit einem QR-Code gekennzeichnet

In der japanischen Stadt Iruma bekommen demenzkranke Menschen seit neuestem einen kleinen Aufkleber auf Hand- oder Fußnägel geheftet. Dieser enthält via QR-Code eine individuelle Identitätsnummer. Damit kann die Polizei schnell die zuständige Verwaltung ausfindig machen und den verirrten Menschen wieder zu seinen Angehörigen oder ins Pflegeheim bringen.

Demenzkranke Menschen verirren sich häufig. In Japan bekommen sie deshalb jetzt einen QR-Code auf einen Finger- oder Fußnagel geklebt. So lassen sich die Menschen schnell identifizieren. 

Demenzkranke Menschen verirren sich häufig. In Japan bekommen sie deshalb jetzt einen QR-Code auf einen Finger- oder Fußnagel geklebt. So lassen sich die Menschen schnell identifizieren. 

Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa

Demenzkranke Menschen benötigen viel Hilfe und Unterstützung, sind aber trotz ihrer Erkrankung oft noch gut zu Fuß. Gerne machen sie sich deshalb zu einem Spaziergang auf – und verirren sich dabei. Angehörige oder Mitarbeiter eines Heimes, die Menschen mit Demenz pflegen, müssen ihre Schützlinge oft suchen. In Iruma, einer japanischen Stadt die etwa 40 km nördlich von Tokio liegt, soll diese Suche künftig viel schneller und effizienter werden.

QR-Code enthält individuelle Identitätsnummer

Und das geht so: Die Demenzkranken bekommen einen Mini-Aufkleber mit einem QR-Code auf die Hand- oder Fußnägel geklebt. Dieser Code enthält eine individuelle Identitätsnummer und kann  mit jedem Smartphone ausgelesen werden. Durch diese sehr einfache Identifikationsmöglichkeit kann die Polizei den verirrten Menschen rasch einer bestimmten Verwaltung zuordnen.

Ist wahrscheinlich schon in Vergessenheit geraten: Der QR-Code steht für quick response, also schnelle Antwort. Entwickelt wurde der zweidimensionale Code von der japanischen Firma Denso Wave im Jahr 1994. entwickelt wurde. 

Ist wahrscheinlich schon in Vergessenheit geraten: Der QR-Code steht für quick response, also schnelle Antwort. Entwickelt wurde der zweidimensionale Code von der japanischen Firma Denso Wave im Jahr 1994. entwickelt wurde.

Quelle: Uni Halle

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Diese hilft dann dabei, die Angehörigen der verirrten Person zu finden. Das Sozialamt von Iruma preschte am vergangenen Donnerstag mit dieser simplen aber effektiven Hilfemethode für Demenz-Patienten vor.

Premiere in Japan

Der Service der Stadt Iruma ist kostenlos und eine Premiere in Japan. Was es dort aber schon länger gibt, sind ähnliche Aufkleber für Kleidung oder Schuhe bei Demenzpatienten, weil diese häufig mit der Zuordnung überfordert sind. So können die Pflegekräfte leichter die Ordnung in den Kleiderschränken wiederherstellen. Jeder, der einmal ein Kind auf eine Klassenfahrt geschickt hat, dürfte sich noch an die Namensschildchen erinnern, die er vor der Fahrt in Pullover und Jacke der Ableger genäht hat. Damals ging es darum, das Klamottenchaos am Ende der Klassenfahrt wieder den richtigen Kindern zuzuordnen.

QR-Aufkleber halten zwei Wochen

Doch wenn Demenzkranke ihre Ausflüge machen, dann kann das auch gefährlich für sie werden, Gerade in den kalten Wintermonaten könnten sie erfrieren, wenn sie sich verirren. Denn weil ihnen der Bezug zur Jahreszeit und damit zur Außentemperatur abhanden gekommen ist, sind sie oft auch unangemessen gekleidet, laufen im Winter mit Sommerbekleidung herum.

Symbolbild Demenz: Alle 3,2 Sekunden erkrankt irgendwo auf der Erde ein Mensch an Demenz.

Symbolbild Demenz: Alle 3,2 Sekunden erkrankt irgendwo auf der Erde ein Mensch an Demenz.

Quelle: Jens Kalaene /dpa

Die nur 1 cm großen QR-Code-Aufkleber der japanischen Stadt Iruma haften zwei Wochen lang, auch wenn sie unterwegs mal nass werden. Sie sind also alltagstauglich. Entwickelt hat die Mini-Aufkleber ein Unternehmen aus der Stadt.

Alle 3,2 Sekunden erkrankt ein Mensch an Demenz

Demenz, vor allem die Alzheimer-Demenz, stellt die Gesellschaft vor eine gigantische Herausforderung. In Deutschland leben derzeit etwa 1,5 Millionen Menschen mit Demenz, überwiegend leiden sie an der Alzheimer-Demenz. Weltweit sind es fast 47 Millionen Demenz-Patienten. Und diese Zahl steigt stetig an: Laut dem aktuellen Welt-Alzheimer-Bericht von 2015 erkrankt alle 3,2 Sekunden irgendwo auf der Erde ein Mensch an Demenz. 2030 werden es dem Bericht zufolge bereits 74,1 Millionen Menschen sein, 2050 bereits 131,5 Millionen.

Wer bei Sea Hero Quest mitspielt liefert anonymisiert Daten für die Demenz-Forschung.

Wer bei Sea Hero Quest mitspielt liefert anonymisiert Daten für die Demenz-Forschung.

Quelle: Sea Hero Quest

Internationale Wissenschaftler haben unter Beteiligung der Deutschen Telekom das Videospiel „Sea Hero Quest“ für die Demenz-Forschung entwickelt. Bei dem Spiel, das Gehirnaktivitäten aufzeichnet und wertvolle Forschungsdaten liefert, handelt es sich um die bisher größte Studie der Welt in diesem Bereich. Mehr dazu finden Sie hier.

 

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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