Mit Sensormatte 14.11.2013, 13:40 Uhr

Intelligentes Krankenbett schont Rücken von Pflegern und Patienten

Der demographische Wandel in der Europäischen Union schreitet voran. Und immer mehr Senioren sind dabei auf stationäre Pflege angewiesen. Für die Pflegekräfte ist das eine große Herausforderung. Ein intelligentes Bett soll jetzt die Rücken der Patienten und der Pflegekräfte schonen.

In Deutschland leben rund 2,54 Millionen Pflegebedürftige, von denen rund ein Drittel vollstationär im Pflegeheim betreut wird. Für das in der Pflege tätige Personal ist das eine besondere Herausforderung. Vollstationär im Pflegeheim bedeutet, Menschen zu betreuen, die im Prinzip 24 Stunden im Bett verbringen. Damit sie keine üblen durchgelegenen Körperstellen bekommen, das sind diese gefürchteten Dekubitiusgeschwüre, müssen die Pflegebedürftigen in ihrem Bett recht oft umgebettet werden. Jede fünfte Pflegekraft klagt täglich über Rückenprobleme, jede vierte arbeitet trotz Schmerzen im Nackenbereich weiter.

Sensormatte verfolgt Druckveränderungen

Ein intelligentes Bett soll jetzt den Patienten und den Pflegern helfen. Herzstück der Innovation ist eine Sensormatte, die Druckveränderungen des Körpers des Patienten genau verfolgt und die Bereiche identifiziert, welche dem größten Druck ausgesetzt sind. 400 Sensoren in der Matte senden ihre Information zehnmal pro Sekunde an die Steuerungs-Software. Diese verarbeitet die Informationen und sendet entsprechende Befehle an die sogenannten Aktuatoren des Bettes. Die sorgen dann dafür, dass sich das Bett in die richtige Position bewegt, um die betroffenen Körperstellen des Patienten zu entlasten. Das intelligente Bett verändert die Position sanft, so dass es auch während der Patient schläft, permanent aktiv ist und dem Wundliegen entgegenwirkt.

1,5 Millionen Euro für das intelligente Krankenbett

EPOSBED heißt das Forschungs-Konsortium, das am intelligenten Bett arbeitet und es mit Geldern der Europäischen Union zur Serienreife vorantreiben soll. EPOSBED steht als Kürzel für “Easy POSitioning of in-BED patients with reduced mobility”. Die Europäische Kommission fördert EPOSBED mit insgesamt rund 1,5 Millionen Euro.

Hinter EPOSBED stehen zehn kleinere und mittlere Unternehmen aus sieben europäischen Ländern, darunter das deutsche Unternehmen FOS Messtechnik GmbH mit Sitz in Schacht-Audorf. 
Von ihm stammt mit der Sensormatte eine der wichtigsten Komponenten für das intelligente Bett. „Ohne die Unterstützung durch die EU wäre eine Umsetzung des Projekts nicht möglich gewesen“, erklärt FOS-Geschäftsführer Dr. Erhard Giese. „Für uns als mittelständisches Unternehmen, bisher spezialisiert auf die Entwicklung von Sensorik für Verbrennungsmotoren und Kunststoffverarbeitung, eröffnet sich durch die Mitentwicklung an EPOSBED ein ganz neues Marktsegment.“

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Intelligentes Bett kann auch vom Patienten selbst verstellt werden

Wichtig ist den Entwicklern desintelligenten Bettes auch, dass dieses den bettlägerigen Patienten nicht bevormundet, indem es ihn einfach umbettet, wenn die Sensoren das anzeigen. Der Patient kann die Matratze auch selbstständig verstellen. Das geht mit bewussten Gewichtsverlagerungen, zum Beispiel durch Heben des Kopfes oder das Pressen der Arme auf die Matratze. Die Software erkennt durch die Sensormatte, in welche Richtung sich der Patient bewegen möchte. Das Pflegepersonal kann den bettlägerigen Patienten auch manuell mit Hilfe des intelligenten Bettes umlagern und zwar rückenschonend mit Unterstützung der Aktuatoren, die die Matratzenstellung steuern.

Es ist geplant, dieses intelligente Bett in etwa einem Jahr auf dem europäischen Markt anzubieten. Kaufen können es dann nicht nur Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen, sondern auch Privatpersonen. Nach aktuellen Schätzungen wird das intelligente Krankenbett zwischen 5000 und 7000 Euro kosten.

Sensormatte soll rund 1000 Euro kosten

Die Sensormatte der Firma FOS mit Software und dazugehöriger Technik kann dann auch als selbstständige Einheit erworben werden. Für das Pflegeproblem in Deutschland ist diese Sensormatte äußerst interessant, denn sie kann in der häuslichen Pflege eingesetzt werden. In einem halben Jahr, im Frühjahr 2014, soll die Sensormatte als Einzelkomponente des intelligenten Bettes zu kaufen sein. Sie soll rund 1000 Euro kosten.

Ein Beitrag von:

  • Detlef Stoller

    Detlef Stoller ist Diplom-Photoingenieur. Er ist Fachjournalist für Umweltfragen und schreibt für verschiedene Printmagazine, Online-Medien und TV-Formate.

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