Intensivmedizin: Lunge per Elektrodengürtel überwachen
Mach 2 in der Intensivmedizin: So könnte der Ansatz Wiener Wissenschaftler auf den Punkt gebracht werden. Sie haben die Patientenüberwachung optimiert und dafür zwei Techniken miteinander kombiniert: Elektrodenmessungen und Computertomografien. Beobachtet wird die Lunge. Sekundenschnell. Kontinuierlich.
Viele Patienten, die auf der Intensivstation liegen oder operiert werden, müssen künstlich beatmet werden. Wie die Lunge das verkraftet lässt sich nicht lückenlos überwachen. Manchmal entstehen Schäden, die erst nach langer Zeit ausheilen oder bleibend sind. Mit einem Gerät namens Elisa 800VIT – VIT steht für ventilator integrated tomography – lässt sich die Lungenfunktion pausenlos überwachen.
„Jeder Atemzug gibt darüber Auskunft, ob das, was der Arzt gerade macht, positive oder negative Auswirkungen auf die Lungenfunktion hat“, sagt Christian Hartmann, Geschäftsführer des Kronberger Medizintechnikunternehmens Salvia Medical.
Körperwiderstände messen
Die Daten liefern Elektroden in einem Gürtel, den der Patient um die Brust trägt. Sie messen Körperwiderstände, die sich ändern, je nach dem, ob Lungenareale mit Luft gefüllt sind oder nicht. Das Gerät erzeugt aus den Messdaten ein Bild. In Kliniken in Osnabrück und Rastatt ist es bereits im Einsatz.
Wiener Forscher wollen die Aussagekraft der Bilder jetzt noch verstärken. Sie kombinieren die Daten, die der Lungengürtel liefert, mit einem Bild der Patientenlunge, das sie aufnehmen, bevor der Gürtel umlegt wird.
„Mit Computertomographie kann man räumlich hochauflösende Bilder erzeugen. Doch den zeitlichen Verlauf der Lungenfunktion kann man damit nicht kontinuierlich beobachten“, sagt Professor Eugenijus Kaniusas vom Institut für Electrodynamics, Microwave and Circuit Engineering der Technischen Universität Wien.
Neue Kombitechnik optimiert zeitliche und räumliche Darstellung
An der Entwicklung sind auch Wissenschaftler der Medizinischen Universität Wien beteiligt. Computertomographien können den Patienten wegen der Strahlenbelastung nicht in kurzen Abständen zugemutet werden. Zudem ist die Diagnose mit diesen Geräten sehr teuer. „Für die Überwachung der Beatmung wünscht man sich allerdings Daten mit einer zeitlichen Auflösung im Sekunden-Bereich“, so Kaniusas.
Beim Einsatz des Lungengürtels mit 32 Elektroden werde weder die genaue Form des Brustkorbes noch die individuelle Lage der Organe berücksichtigt, so die Wiener Wissenschaftler. Mit der neuen Kombitechnik ließe sich sowohl zeitlich als auch räumlich eine sehr hohe funktionelle Auflösung zur Überwachung der Lungenfunktion erreichen. Den Elektrodengurt stellt das Schweizer Start-up Swisstom aus Landquartin im Kanton Graubünden her.
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