Forschung 04.06.2024, 09:00 Uhr

Japanische Forschende entwickeln Medikament, um Zähne nachwachsen zu lassen

Ein Team japanischer Forscher arbeitet an der Entwicklung eines Medikaments, das den Nachwuchs verlorener Zähne ermöglicht. Nun soll es erstmals Menschen verabreicht werden.

Zahn

Ein neues Kapitel in der Zahnregeneration? Japaner entwickeln Medikament zur Wiederherstellung verlorener Zähne.

Foto: PantherMedia / AndreyPopov

Wie einige Medien berichten, gibt es Fortschritte bei der Entwicklung eines Medikaments in Japan, das Menschen ermöglichen könnte, neue Zähne wachsen zu lassen.  Allerdings richtet sich das Medikament zur Regeneration von Zähnen zunächst an Personen, die aufgrund angeborener Faktoren keine vollständige Reihe erwachsener Zähne haben. Japanische Forschende möchten aber, dass das Medikament bis 2030 für den allgemeinen Gebrauch verfügbar ist.

Wenn das neue Medikament zur Regeneration von Zähnen erfolgreich getestet wird, könnte es  ein Gamechanger für das gesamte Fachgebiet der Zahnmedizin werden. Denn dann wären die Menschen beim Verlust der Zähne nicht nur alleine auf Ersatzzähne und Kronen angewiesen.
Ja, klingt zu gut, um wahr zu sein… Bei Tieren wie Haien und einigen Reptilienarten wachsen Zähne schon immer nach, auch ganz ohne Medizin. Wie könnte es bei Menschen funktionieren?

Forschende der Kyoto University haben nun die global erste klinische Studie annonciert. Sie soll im September bis August 2025 im Kyoto University Hospital stattfinden. Getestet werden soll das Medikament an männlichen Probanden im Alter von 30 bis 64 Jahren, die  mindestens einen Backenzahn bereits verloren haben.

Protein blockieren

Durch mehrere Tests haben die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen bereits bei Mäusen festgestellt, dass das Fehlen eines spezifischen Gens zu einem neuen Zahnwachstum führte. Sie haben erkannt, dass das Protein USAG-1 das Wachstum der Zähne begrenzt. Aus diesem Grund haben die Forschenden versucht, dieses Protein zu blockieren, um das Wachstum neuer Zähne zu ermöglichen.

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Aber so einfach war es auch nicht. Die Entscheidung des Forschungsteams, sich auf dieses Gen zu konzentrieren, beruhte auf seiner Fähigkeit, die Aktivität von zwei Molekülen namens BMP und Wnt zu hemmen. Diese Moleküle spielen eine wichtige Rolle u.a. bei der Zahnentwicklung. Das Problem ist aber, dass sie nicht nur darauf beschränkt sind. Sie sind auch an der Entwicklung vieler anderer Organe beteiligt. Das heißt: Eine gezielte Hemmung könnte potenziell schwerwiegende Nebenwirkungen haben.

Nach zahlreichen Experimenten gelang es den Forschern, einen Antikörper zu identifizieren, der die Bindung des Gens an das BMP-Molekül verhindern konnte, ohne jedoch die Funktion von Wnt zu beeinträchtigen. Durch diese Methode konnten sie das Wachstum und die Entwicklung der Zähne stimulieren, ohne Nebenwirkungen zu verursachen.

Antikörpermedikament entwickelt

Ein neutralisierendes Antikörpermedikament wurde entwickelt, das bereits 2018 an Mäusen getestet wurde. Die Ergebnisse dieser Studie wurden 2021 in einer Fachzeitschrift in den USA veröffentlicht.

Frühere Tierversuche haben gezeigt, dass das Medikament das Wachstum von einer „dritten Generation“ der Zähne fördert – also die auf Milchzähne und dann permanente Erwachsenenzähne folgen. „Die Idee, neue Zähne wachsen zu lassen, ist der Traum jedes Zahnarztes. Ich habe seit meiner Zeit als Graduiertenstudent daran gearbeitet und war zuversichtlich, dass es mir gelingen würde“, sagte Katsu Takahashi, der leitende Forscher und Leiter der Abteilung für Zahnmedizin und Mundchirurgie am Medizinischen Forschungsinstitut Kitano Hospital in Osaka. Takahashi glaubt, dass die Fähigkeit des Menschen, eine dritte Zahnreihe zu entwickeln, im Laufe der Zeit größtenteils verloren gegangen ist.

Als die Forscher das Medikament an Frettchen anwendeten, wuchs ihnen ein zusätzlicher siebter vorderer Zahn. Da die neuen Zähne zwischen den vorhandenen vorderen Zähnen wuchsen und die gleiche Form hatten, wird angenommen, dass das Medikament die Entstehung einer dritten Zahnreihe bei den Tieren induziert hat.

„Auf jeden Fall hoffen wir, dass die Zahnnachwuchsmedizin irgendwann eine dritte Option neben Prothesen und Implantaten darstellt“, resümierte Takahashi.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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