Jet der Lufthansa für Ebola-Patienten umgerüstet und Impfstoff getestet
Ein umgebauter Airbus der Lufthansa steht ab sofort als Evakuierungsflugzeug für Ebola-Infizierte bereit. Im installierten Isolierzelt kann ein Ebola-Patient während des Fluges intensivmedizinisch betreut werden. In den USA wurde derweil ein Impfstoff gegen Ebola mit erfolgversprechenden Ergebnissen getestet.
Die Bundesregierung will mit einem eigenen Evakuierungsflugzeug einen Beitrag im Kampf gegen Ebola leisten: Gestern stellten Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und Gesundheitsminister Hermann Gröhe am Flughafen Tegel in Berlin einen umgebauten Lufthansa-Airbus vor, in dem ein Ebola-Patient während eines Evakuierungsfluges intensivmedizinisch versorgt werden kann.
Fliegende Intensivstation hermetisch abgeschlossen
Der Jet sei sofort einsatzbereit und solle sicherstellen, dass infizierte Helfer aus der Krisenregion nach Deutschland ausgeflogen und hier behandelt werden können. Die Bundesregierung hat das nach dem deutschen Mediziner und Mikrobiologen Robert Koch benannte Flugzeug zunächst für sechs Monate bei der Lufthansa geleast, mit Option auf drei weitere Monate. Bislang war das Passagierflugzeug unter dem Namen „Villingen-Schwenningen“ im Einsatz.
Im Auftrag der Bundesregierung wurde der A 340-300 bei Lufthansa Technik in Zusammenarbeit mit dem Robert-Koch-Institut seit dem 17. November umgerüstet: Für eine Isolationseinheit, die hermetisch abgeschlossen werden kann, wurde Sitzreihen und sonstige Kabineneinrichtungen entfernt. Eine Dekontaminationsschleuse trennt die Isolierzelle mit intensivmedizinischer Ausstattung vom Bereich der Kabine für das Begleitpersonal. Dort wurden 19 Plätze für Ärzte und Pfleger, die von der Berliner Charité kommen sollen, sowie für Techniker eingerichtet. Mehr als 700 Piloten und Flugbegleiter haben sich nach Angaben der Lufthansa freiwillig für Evakuierungsflüge gemeldet.
Ebola-Patient kann im Jet komplett medizinisch versorgt werden
Der Ebola-Jet ist offenbar nur für einen Intensiv-Patienten ausgestattet. Zu Beginn des Jet-Umbaus hatten einige Medien noch berichtet, dass in dem Airbus drei hermetisch abgeschirmte Isolationszelte eingebaut würden, in denen auch bereits schwer kranke Infizierte sicher transportiert werden könnten. Konkrete Angaben dazu machte das Auswärtige Amt auf Anfrage von ingenieur.de nicht. Auch die Kosten des Projekts wurden nicht beziffert.
Impfstoff gegen Ebola funktioniert im Test
In den USA ist derweil ein großer Fortschritt im Kampf gegen die Seuche erzielt worden. Wie die Nationalen Gesundheitsinstitute (NIH) mitteilen, funktionierte bei 20 gesunden Versuchspersonen ein Impfstoff gegen Ebola-Viren, der vom staatlichen US-Institut für Allergien und Infektionskrankheiten (NIAID) in Zusammenarbeit mit dem britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline entwickelt wurde. Vier Wochen, nachdem elf Frauen und neun Männern im Alter von 18 bis 50 Jahren der Impfstoff namens cAd3-EBO injiziert worden war, fanden sich im Blut aller Probanden Antikörper gegen Ebola. Nur zwei Probanden reagierten mit Fieber auf die Impfung, ansonsten konnten bei den Versuchsteilnehmern keine gravierenden Nebenwirkungen festgestellt werden.
Schimpansen-Schnupfen-Erreger als „Genfähre“
Der Impfstoff basiert auf einem genetisch veränderten Virus, der für den Menschen nicht schädlich ist, dem Immunsystem jedoch eine Ebola-Infektion vortäuscht, worauf der Körper Anti-Körper gegen den Virus bildet. Sozusagen als Einschleuser diente den Wissenschaftlern, einem Team um Nancy Sullivan vom US-Institut für Allergien und ansteckende Krankheiten (NIAID), ein für den Menschen ungefährlicher Schimpansen-Schnupfen-Erreger, dem sie mit Genmaterial von zwei unterschiedlichen Ebola-Stämmen bestückten. Zehn der Versuchspersonen bekamen eine höhere Dosis als die anderen zehn. Entsprechend bildeten die mit einer höheren Dosis geimpften Probanden mehr Antikörper.
Zwei Probanden reagierten mit Fieber. Ansonsten stellten sich keine schädlichen Nebenwirkungen ein. Die nächsten Testphasen für den Impfstoff sollen nun in Westafrika fortgesetzt werden. Im Rahmen eines Notfallprogramms der WHO dürfen Medikamente und Impfstoffe, die sich noch in der Erprobungsphase befinden, bereits im Ebola-Gebiet eingesetzt werden. Bis aus cAd3-EBO ein Impfstoff hergestellt wird, der flächendeckend eingesetzt werden kann, werden jedoch noch viele Monate vergehen. Als Schwachpunkt des getesteten Impfstoffes wurde angemerkt, dass dessen Wirkung nur von kurzer Dauer sei.
Rund 16.000 Infizierte
Seit dem Ausbruch der Ebola-Seuche in West-Afrika haben sich den jüngsten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zufolge rund 16.000 Menschen mit dem gefährlichen Virus infiziert. Fast 5.700 Infizierte starben. Und das sind nur die offiziell festgestellten Fälle. Besonders schlimm wütet die Seuche in Guinea, Liberia und Sierra Leone. Während in Liberia die Zahl der Neuinfektionen gesunken ist, droht sich der Virus nun in Mali explosionsartig auszubreiten. Freiwillige Helfer aus der ganzen Welt versorgen vor Ort die Menschen und versuchen die Seuche einzudämmen. Nach Angaben des Ebola-Beauftragten der Bundesregierung, Walter Lindner, befinden sich darunter auch 50 Helfer von Bundeswehr, Deutschem Roten Kreuz und Technischem Hilfswerk.
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