Kamerabrille soll sehbehinderte Menschen unterstützen
Eine Kamerabrille soll neuer Hoffnungsschimmer für sehbehinderte Menschen werden. Sie stellt Umgebungsbilder auf einem hellen OLED-Display als Lichtserie dar. Kritiker hingegen bemängeln beschränkte Einsatzmöglichkeiten.
Wissenschaftler der britischen Oxford University haben eine Kamerabrille entwickelt, die nun von der britischen Firma Assisted-Vision mit einem OLED-Display und zwei Kameras gebaut wurde. Auf der Innenseite der Gläser sieht der Träger seine Umgebung. Ein Prozessor filtert dabei die Bilder aus dem Umfeld, die von sehenden Menschen normalerweise erkannt werden, und wandelt sie in eine Serie von Lichtern um. Dabei werden Entfernung und Bewegung der Objekte in unterschiedlichen Farben und Lichtstärken dargestellt. Blinde sollen sich so unterwegs wieder besser zurechtfinden können.
Doch zunächst muss die Brille so viele Informationen wie möglich aus dem Umfeld sammeln. Dafür verwendet sie mehrere eingebaute Hilfsmittel: Mit einem sogenannten Gyroskop, einem Kreiselinstrument, gilt es zunächst Orientierung und Bewegung des Brillenträgers zu erkennen. Ein eingebauter Kompass registriert zudem, was der Brillenträger anschaut, ein GPS lokalisiert ihn in seinem Umfeld.
Integriertes Vorlesesystem
Die Anwendung der Brille ist im Alltag sehr einfach. Der Träger setzt sie je nach Bedarf einfach auf. Aufgrund des geringen Gewichtes kann sie überall hin mitgenommen werden.
Die neue Sehhilfe soll auch eine Software beinhalten, die unterwegs dem Blinden auch Informationen wie beispielsweise Fahrpläne oder Nummerntafeln vorlesen kann. Eine Gefahr birgt jedoch die Fülle der Informationen. Sollte die Software nicht in der Lage sein, Daten zu filtern und praktisch alles vorlesen, wäre die Funktion nicht sehr hilfreich.
Kritiker bemängeln beschränkte Einsatzmöglichkeiten
Die Wissenschaftler sehen Anwendungsmöglichkeiten der Assisted-Vision-Brille bei Krankheiten wie grauem Star, altersbedingter Makuladegeneration, einer Form der Netzhautdegeneration (Retinitis pigmentosa) und bei Netzhauterkrankungen durch Diabetes.
Doch Walter Wrobel, Vorstandsvorsitzender der Retina Implant AG, sieht die Einsatzmöglichkeiten nicht so optimistisch. Er bedauert, dass diese Neuentwicklung nicht für alle Blinden hilfreich sein wird. „Bei grauem Star gibt es Operationen und bei Makuladegeneration und Retinitis pigmentosa ist das Gesichtsfeld so klein, dass die Brille nichts nutzen wird“, kritisiert Wrobel. „Die Brille kann Menschen im Frühstadium von Augenerkrankungen helfen, sie dient zur Kompensation.“
Noch befindet sich die Kamerabrille in der Testphase. Ende 2014 sollen jedoch schon erste Brillen zu kaufen sein.
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