Kampf dem Krebs: Wirkstoff gegen Metastasenbildung entdeckt
Neuer Wirkstoff könnte Metastasen verhindern: Adhibin stoppt die Tumorausbreitung gezielt und schont gesunde Zellen. Ein Hoffnungsschimmer für Krebskranke.
Ein Forschungsteam der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) hat einen Wirkstoff namens Adhibin entdeckt, der gezielt in die Mechanismen der Metastasenbildung eingreift. Durch die Hemmung bestimmter Proteine wird die Wanderung von Krebszellen gestoppt, ohne gesunde Zellen zu schädigen. Die Forschungsergebnisse könnten den Weg für neue Krebstherapien ebnen.
Inhaltsverzeichnis
Wie sich Krebszellen im Körper ausbreiten
Normalerweise haben Körperzellen ihren festen Platz innerhalb eines Gewebes. Es gibt nur wenige Ausnahmen, wie Blut- oder Immunzellen, die sich aktiv durch den Körper bewegen. Krebszellen durchbrechen jedoch diese natürlichen Grenzen. Sie dringen in umliegendes Gewebe ein und vermehren sich unkontrolliert. Besonders gefährlich wird es, wenn sie sich von ihrem Ursprungsort lösen und über Blut- oder Lymphbahnen in andere Körperbereiche gelangen. Dort können sie sich anheften und neue Tumore, sogenannte Metastasen, bilden.
Welche biologischen Prozesse genau hinter dieser aggressiven Ausbreitung stecken, ist noch nicht vollständig erforscht. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler wissen jedoch, dass bestimmte Proteine, sogenannte Rho-GTPasen, eine wichtige Rolle dabei spielen. Diese Proteine steuern verschiedene Zellfunktionen, darunter Wachstum, Bewegung und Spezialisierung.
Rho-GTPasen als molekulare Schalter
Rho-GTPasen fungieren als molekulare Schalter innerhalb der Zelle. Sie wechseln zwischen einem aktiven und einem inaktiven Zustand, indem sie an unterschiedliche Phosphatverbindungen binden: GTP aktiviert die Proteine, während GDP sie ausschaltet. Ein gesundes Gleichgewicht dieser Prozesse ist entscheidend für eine normale Zellfunktion.
Ist dieses Gleichgewicht jedoch gestört, beispielsweise durch genetische Mutationen, können Rho-GTPasen überaktiv werden und das Zellwachstum unkontrolliert ankurbeln. Dies kann zur Krebsentstehung beitragen und die Metastasenbildung fördern.
Adhibin: Ein Wirkstoff mit Potenzial
Ein Forschungsteam unter Leitung von Professor Dr. Georgios Tsiavaliaris von der Medizinischen Hochschule Hannover hat nun eine vielversprechende Substanz entdeckt. Der synthetische Wirkstoff Adhibin beeinflusst gezielt die Aktivität der Rho-GTPasen und könnte dadurch die Metastasenbildung verhindern.
Professor Tsiavaliaris erklärt: „Mein Forschungsteam hat einen synthetischen Wirkstoff namens Adhibin entdeckt, der die Motorfunktion der Myosine aufhebt und so die Rho-Proteine noch stärker hemmt.“ Das bedeutet, dass Tumorzellen nicht mehr unkontrolliert wandern können.
Myosine sind winzige Motorproteine, die in den Zellen zahlreiche lebenswichtige Prozesse steuern. Sie interagieren mit dem Zytoskelett, einem flexiblen Gerüst aus Fäden und Röhrchen, das den Zellkern mit der Zellmembran verbindet. Zudem können Myosine die Rho-GTPasen beeinflussen und sind deshalb vielversprechende Angriffspunkte für neue Krebstherapien.
Krebszellen ohne Bewegung
Der entscheidende Vorteil von Adhibin ist, dass es gezielt die Bewegung der Tumorzellen unterbindet, ohne dabei gesunde Zellen anzugreifen.
„Das ist wichtig, denn obwohl Adhibin auch die Rho-GTPasen in anderen Zellen beeinträchtigen könnte, wirkt es nicht toxisch und die schädliche Wirkung auf gesunde Körperzellen bleibt im Rahmen“, erklärt Professor Tsiavaliaris.
In Tests mit Tumorzellen und sogenannten Mini-Organmodellen zeigte sich, dass Adhibin die Zellbewegung praktisch einfrieren kann. Sobald der Wirkstoff entfernt wurde, konnten sich die Krebszellen wieder normal bewegen und an andere Zellen anheften.
Nächste Schritte in der Forschung
Das Team hat bereits verschiedene Adhibin-Varianten entwickelt, die nun in weiteren Versuchen getestet werden sollen. Ziel ist es, den Wirkstoff in präklinischen Studien weiter zu erforschen. Falls sich seine Wirksamkeit bestätigt und keine unerwarteten Nebenwirkungen auftreten, könnte Adhibin als Grundlage für neue antimetastatische Medikamente dienen. Diese würden bestehende Krebstherapien sinnvoll ergänzen und Betroffenen neue Hoffnung geben.
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