KI, 3D-Druck & Co.: Wie sieht die Zukunft der Zahnmedizin aus?
Die Dentalbranche entwickelt sich in rasantem Tempo – von 3D-Druck über künstliche Intelligenz bis hin zu digitalen Lösungen, die die Patientenversorgung verändern. Auf der IDS 2025 wird bereits heute deutlich, wie diese Technologien die Zukunft der Zahnmedizin gestalten und was uns in den kommenden Jahren erwarten könnte.

IDS 2025: Ein Blick in die Zukunft der Zahnmedizin.
Foto: DS Cologne
In kaum einer anderen Branche können wir die Entwicklung so nah und persönlich mitverfolgen wie in der Dentalbranche – eine Entwicklung, die buchstäblich jeden von uns bis in den Zahn betrifft. Viele erinnern sich noch an ihre ersten Zahnarztbesuche vor 30-40 -50 Jahren, als die Technik viel einfacher war: Röntgenbilder wurden auf Film aufgenommen, Zahnersatz wurde meist manuell angefertigt, und die Behandlungsmethoden waren oft langwierig und schmerzhaft. Heute sprechen wir von künstlicher Intelligenz, 3D-Druck und modernen digitalen Lösungen, die eine präzisere, schnellere und vor allem schmerzfreiere Versorgung ermöglichen und die Zahntechnik auf ein völlig neues Niveau heben.
„Der Polarstern“ für die globale Dentalbranche
Die Internationale Dental-Schau (IDS) 2025 zog 135.000 Besucher aus 156 Ländern an.
„Die IDS hat unsere Erwartungen erfreulicherweise wieder einmal deutlich übertroffen. Insgesamt sehen wir die deutsche Dentalindustrie im internationalen Wettbewerb sehr gut aufgestellt, innovativ an der Spitze. Das schlägt sich auch in einem hohen Interesse an innovativen Produkten und Systemlösungen nieder. Die IDS ist der Polarstern für die globale Dentalbranche“, resümierte Mark Stephen Pace, Vorstandsvorsitzender des Verbandes der Deutschen Dental-Industrie e.V. (VDDI).
Digitalisierung und Vernetzung der Dentalwelt
Besonders im Fokus stand die Digitalisierung und Vernetzung der Dentalwelt. Die Begeisterung für neue Technologien war in den Messehallen spürbar: Zahntechniker, Labore und Praxen tauschten sich intensiv über Innovationen aus.
Auf der IDS 2025 wurden viele digitale Innovationen vorgestellt, die die Zahnmedizin weiter verbessern. Die Vernetzung über Cloud Computing könnte diese Vorteile noch weiter verstärken. Klassische bildgebende Verfahren wie Röntgen, 2D- und 3D-Aufnahmen, Fluoreszenzaufnahmen und Intraoral-Scans erleichtern die Beurteilung der Mundgesundheit und ermöglichen frühzeitige Diagnosen.
Fluoreszenzfähige Intraoral-Scanner können zum Karies-Scoring genutzt werden, um Krankheiten frühzeitig zu erkennen und gezielte Prophylaxe einzuleiten. Software unterstützt dabei, Karies genauer zu detektieren.
Mit künstlicher Intelligenz (KI) können Zahnärzte Röntgenbilder automatisch auswerten und frühzeitige Karies besser erkennen als mit bloßem Auge. Bei fortgeschrittenen Läsionen hilft aktuelle Software bei der Klassifikation von Panorama-Röntgenbildern und stellt die Ergebnisse übersichtlich dar.
Lächeln-Design erstellen
Und mehr noch: Ein maßgeschneidertes, funktionales Lächeln kann nun nur in wenigen Minuten erstellt werden. So sprach der Gründer und CEO von Implant Genius Enterprises, Kevin Amitzadeh in seinem Vortrag von der Kraft der künstlichen Intelligenz für präzise Diagnosen, sofortige Lächeln und eine schnelle Prothesenherstellung. Der Experte aus Kanada erklärte, wie künstliche Intelligenz und 3D-Technologie dabei helfen, präzise Diagnosen und individuelle Smile-Designs zu erstellen. Er sprach davon, wie der Computer hilft, das menschliche Gesicht zu analysieren – zum Beispiel, ob der Oberkiefer zu stark nach unten wächst oder ob es eine Gesichtsasymmetrie gibt. Dadurch kann er nicht nur Implantate setzen, sondern auch das Gesicht des Patienten berücksichtigen, um das perfekte Lächeln zu schaffen.
Der Computer erkennt die Lippenform und erstellt auf dieser Basis ein Modell, das in eine Datenbibliothek geladen wird. Dabei wurden traditionelle Linien wie die Ala-Tragus-Linie als Orientierung verwendet. Doch mit mehr Daten wurde klar, dass diese Linie sich je nach Alter und Geschlecht verändert, was das Lächeln beeinflusst. Mit der Einführung von LiDAR-Technologie in modernen Smartphones wie dem iPhone 15 kann nun das Gesicht in 3D gescannt werden, was das Lächeln-Design noch genauer und individueller macht.

Foto: Alexandra Ilina
3D-Druck in der Dentalbranche
Auf der IDS 2025 wurde deutlich, dass der 3D-Druck die Dentalbranche immer weiter erobert. Zahlreiche Aussteller präsentierten innovative Drucktechnologien, neue Materialien und effiziente Workflows. Die fortschreitende Digitalisierung ermöglicht eine präzisere, schnellere und wirtschaftlichere Herstellung dentaler Produkte – ein Wandel, der in den Messehallen klar spürbar war.
Viele Aussteller präsentierten neue Materialien, leistungsstarke Drucksysteme und optimierte Workflows, die Dentallaboren und Praxen eine noch effizientere Produktion ermöglichen. Der 3D-Druck ist längst mehr als nur ein Trend – er etabliert sich als Standard in der digitalen Zahnmedizin und verändert die Branche nachhaltig.
Technischer Fortschritt, verbesserte Rechenleistung und optimierte Optik treiben diese Entwicklung voran, wodurch Produktzyklen immer kürzer werden und Innovationen schneller auf den Markt kommen.
„Ich glaube, dass wir beim 3D-Druck in der Dentalbranche erst am Anfang stehen. Die Zukunft wird mehrfarbigen Druck in einem Arbeitsgang ermöglichen und neue Materialkombinationen hervorbringen. Auch die Auflösung der Schichten wird weiter optimiert – die Entwicklung schreitet rasant voran,“ sagte Horst Dreger, Produktmanager Medizintechnik und erneuerbare Energie bei der AMEX Automotive GmbH gegenüber ingenieur.de.
Bis zu 7000 Aligner-Modelle in 24 Stunden
Die rasante Entwicklung in der Branche lässt sich an einem weiteren Stand auch gut beobachten. Auf den ersten Blick mag es so wirken, als würde ein Roboter Brötchen backen und auf einem Blech im Ofen hin und her schieben. Doch bei der IDS handelt es sich nicht um einen Bäcker, sondern um eine innovative Technologie. Eva Korell, Sales Managerin bei Rapidshape, kann das Konzept erklären.
Die vollautomatische Anlage, die für den dentalen Bereich entwickelt wurde, ermöglicht die Herstellung von Aligner-Modellen und anderen dentalen Produkten wie Arbeitsmodellen, Stumpfmodellen, Schienen und Prothesen. Die Anlage kann bis zu sechs Drucker gleichzeitig bedienen und ist flexibel, sodass sie je nach Bedarf angepasst werden kann.
Die Modelle werden nach dem Druck in einem Roboterzellen-System weiterbearbeitet. Ein Förderband transportiert die Modelle in den nächsten Arbeitsbereich, wo sie gewaschen werden. Der Waschprozess erfolgt ohne Isopropanol, sondern durch mechanisches Waschen mit Zentrifugalkraft. Nach der Reinigung werden die Modelle dann in einer Curing-Einheit nachbelichtet.
Mit dieser Anlage können bis zu 7000 Aligner-Modelle in 24 Stunden produziert werden, was eine enorme Effizienzsteigerung ermöglicht. Das System arbeitet mit einem offenen Materialsystem, sodass verschiedene Harze verwendet werden können.
Was kommt als Nächstes?
Die rasante Entwicklung in der Dentalbranche lässt sich nicht nur an den neuen Technologien, sondern auch an den beeindruckenden Fortschritten in der Fertigungstechnik beobachten. Diese Entwicklungen werden wir alle spüren – unabhängig davon, wie technikaffin wir sind. Denn als Patient kann man der modernen Zahntechnik nicht mehr entkommen. Sei es beim Zahnarztbesuch oder bei der Zahnbehandlung – die Digitalisierung, der 3D-Druck und künstliche Intelligenz verändern, wie Zahnarztpraxen arbeiten und wie wir versorgt werden. Und so bleibt am Ende die Frage: Was kommt als Nächstes? Spätestens bei der nächsten IDS in zwei Jahren darf man sich überraschen lassen.
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