Krude Corona-Ideen: Mit diesen Argumenten entwaffnen Sie jeden Verschwörungstheoretiker
Mit dem um sich greifenden Coronavirus haben sich auch Corona-Mythen drastisch verbreitet. Mit diesen Belegen zu den skurrilsten Impfideen sind Sie dagegen gewappnet.
Was man den Sozialen Medien auf jeden Fall lassen muss: Sie tragen bisweilen angenehm zur Sprachökonomie bei. So gibt es seit dem Meme-Zeitalter endlich ein einziges Wort für die Geste, die zwar kulturell fest verankert, aber zuvor nie eindeutig benannt worden war. “Man greift sich an den Kopf” wäre noch die beste Umschreibung für: Facepalm (dt. Gesicht und Handfläche).
Gemeint ist mit dem englischen Begriff: Das Bedecken der Stirn mit der Hand, wobei sich die Finger über das Gesicht legen. Eine Geste, die Fremdscham ausdrückt und die man akustisch mit einem “Oh Mann …” unterstützen kann, wenn man mag.
Die Facepalm hat in Corona-Zeiten Hochkonjunktur. Denn die Pandemie ist Anlass für derart viele abenteuerliche Ideen, dass man unschöne Abdrücke auf der Stirn hätte, wenn man jedes Mal die Hand zum Gesicht führen würde, sobald man in den Sozialen Medien wieder Neues von Verschwörungstheoretikern und anderen selbsternannten Experten liest. Nun bringt es ja nichts, einfach nur das Gesicht zu bedecken und sich fremdbeschämt abzuwenden. Denn Verschwörungsmythen können ernste Folgen haben. Manche Menschen fühlen sich durch sie etwa legitimiert, Gewalt anzuwenden, weil sie sich zum Beispiel in einer Welt wähnen, in der die Corona-Pandemie und die weltweiten Impfkampagnen Teil einer bedrohlichen Verschwörung dunkler Mächte sind. So beklagen etwa Medizinerverbände seit Monaten immer häufiger Angriffe auf Ärztinnen und Ärzte durch Impfgegner. Mobile Impfteams berichten, von Impfskeptikern bespuckt und beschimpft zu werden.
Neue Virusvariante ist besorgniserregend
Also schauen wir uns einmal die besonders weit verbreiteten Mythen und Ideen rund ums Impfen an und testen sie auf ihren Wahrheitsgehalt. Denn wir glauben: Ein sachliches Gegenargument zu haben, wenn man solchen Mythen begegnet, kann mindestens nicht schaden. Eine Warnung vorab: Beim Lesen mancher Verschwörungsideen könnte Ihnen eine dauerhafte Facepalm wachsen … jaja, wirklich wahr.
Wurmkur hilft besser gegen Corona als eine Impfung?
Dass man sich in Österreich gerne auf ein Stück Sachertorte stürzt, ist für Kuchenliebhaber durchaus verständlich. Eines der besonders gut verkauften Produkte 2021 in unserem Nachbarland ist allerdings deutlich weniger appetitlich: das Entwurmungsmittel Ivermectin. Dabei handelt es sich um eine Entwurmungskur für größere Tiere wie Pferde oder Kühe. Unter Impfgegnern kursiert die Idee, dass das Mittel gegen Corona hilft und die Impfung dadurch entfallen kann. Binnen kürzester Zeit war Ivermectin ausverkauft. Herbert Kickl, Chef der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), befeuerte den Kauf, indem er auf Facebook verlauten ließ, das Mittel sei wirksam gegen eine Corona-Infektion. Zahlreiche Menschen folgten seinem “medizinischen” Rat. Der Präsident der Oberösterreichischen Apothekerkammer, Thomas Veitschegger, berichtet, dass so manche Apotheke das vermeintliche Wundermittel aus Frankreich nachbestellt habe.
Woher kommt denn die Idee überhaupt? Ivermectin ist in bestimmten Fällen auch für Menschen zugelassen, aber nicht für Virus-Erkrankungen, sondern für Krankheiten, die von Parasiten ausgelöst werden. Hierzulande etwa wird das Mittel gegen Krätze genutzt – eine Hautkrankheit, die durch Milben verursacht wird.
Corona: Hinweise auf Ursprung der Pandemie verdichten sich
Tatsächlich gab es 2020 eine Laborstudie, die Hinweise darauf lieferte, dass Ivermectin in Zellkulturen die Vermehrung von SARS-CoV-2 blockieren kann. Dafür ist allerdings eine extrem hohe Dosierung vonnöten, die deutlich über der liegt, die für Menschen zugelassen ist. Weitere eher kleine Studien bescheinigten dem Mittel ebenfalls einen positiven Effekt, andere widerlegten das hingegen. Die Forschungsorganisation Cochrane hat die Studienlage analysiert. Das Ergebnis: Verglichen mit Placebos oder einer Standardbehandlung zeigte Ivermectin weder bezüglich des Sterberisikos, noch des klinischen Zustands von Corona-Patientinnen und -Patienten einen Vorteil. “Die Vertrauenswürdigkeit der vorhandenen Evidenz ist niedrig bis sehr niedrig”, heißt es in dem Bericht. “Eine sicherere Einschätzung der Wirksamkeit oder Unwirksamkeit von Ivermectin gegen Covid-19 wird erst möglich sein, wenn derzeit noch laufende größere Studien abgeschlossen sind”, so die Studien-Autorinnen Maria Popp und Stephanie Weibel von der Klinik für Anästhesiologie am Universitätsklinikum Würzburg.
Auch die Europäische Arzneimittel-Agentur EMA berichtet von unklaren Studienergebnissen: „Die meisten von der EMA geprüften Studien waren klein und wiesen zusätzliche Einschränkungen auf, darunter unterschiedliche Dosierungen und die Verwendung von Begleitmedikamenten.“ Sie rät von einem Einsatz des Mittels durch Privatanwender in der Pandemie dringend ab.
Einig sind sich alle seriösen Expertinnen und Experten: Bei falscher Dosierung kann Ivermectin hochgiftig sein. Sprich: Niemand sollte einfach so Entwurmungsmittel schlucken, in der Hoffnung, so Corona besiegen oder vorbeugen zu können.
Desinfektionsmittel als prophylaktisches Mittel gegen Covid-19
Ex-US-Präsident Donald Trump hat über vieles spekuliert – auch über die Behandlung von Covid-19. Unvergessen ist die Pressekonferenz, in der er Spritzen mit Desinfektionsmittel ins Spiel brachte. Wortwörtlich sagte Trump: “Dann sehe ich noch die Desinfektionsmittel, die das Virus in einer Minute ausknocken. Und es gibt einen Weg, mit dem wir so etwas in der Art machen können – durch eine Injektion nach innen oder fast durch so etwas wie eine Säuberung. Es gelange so in die Lunge und zieht da eine enorme Nummer durch. Dafür braucht man Ärzte, aber es klingt interessant für mich.” Donald Trump sorgte mit dieser Aussage weltweit für Entsetzen. Desinfektionsmittel sind explizit für äußere Anwendungen vorgesehen. Viele Präparate enthalten ätzende Substanzen wie Phenole.
Mediziner erfindet im Alleingang beste Corona-Impfung der Welt?
Winfried Stöcker ist Mediziner und ein sehr vermögender Unternehmer. Dem Mann gehört unter anderem der Flughafen Lübeck und er unterhält ein eigenes Medizinlabor. Ach ja – und: Er hat den weltbesten Corona-Impfstoff erfunden. Sagt er. Stöcker ist so sehr von seinem Produkt überzeugt, dass er es sich selbst und weiteren Menschen einfach mal injizierte. Das Vakzin ist laut Beschreibung ein proteinbasierter Impfstoff. Diese Art von Impfstoffen enthalten einzelne Proteine des Erregers, gegen die sie schützen sollen. Das kennen wir zum Beispiel von Grippe-Impfungen. Neu ist Stöckers Idee absolut nicht: Zahlreiche weitere Unternehmen entwickeln Protein-Impfstoffe gegen Corona, das Vakzin von Novovax etwa soll bald in der EU zugelassen werden.
Stöckers Impfstoff hingegen ist nicht zugelassen. Das Vakzin sei super und wirke fünf Jahre lang, behauptet Winfried Stöcker. Es mag sein, dass sein Produkt tatsächlich eine positive Wirksamkeit hat, nur: Wissenschaftlich hinreichende Belege gibt es keine. Und es fehlen Experten zufolge zahlreiche Hinweise zum Herstellungsverfahren des Impfstoffes. Was genau drin ist, weiß man nicht. Dabei ist genau diese Information besonders wichtig, wenn man das Risiko von Impfstoffen abschätzen will. Protein-Impfstoffe werden zum Beispiel mithilfe von Hefe- oder auch Säugetierzellen gentechnisch hergestellt, wobei Gene des jeweiligen Erregers in die Zellen gegeben werden. Die Zellen welcher Spezies Stöcker verwendet, wird allerdings nicht angegeben. Die Rede ist lediglich von einem „trivialen rekombinanten Antigen, das man leicht und billig in der Retorte herstellen kann.“ Leicht und billig? Tatsächlich unterliegt eine solche Herstellung aus gutem Grund strikten Qualitätsstandards – deren Erfüllung ist komplex und teuer. So muss zum Beispiel belegt werden, dass es keine Verunreinigung mit sogenannten Retroviren gibt, die sich ins menschliche Genom integrieren und Krebs auslösen können. Darauf weist unter anderem die Impfstoff-Gutachterin Petra Falb in einem eigenen Blogeintrag hin.
Stöcker hatte sich zwar seinerzeit wegen seines Vakzins an das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) gewandt, doch nach Angaben des PEI lehnte der Mediziner eine regulatorische und wissenschaftliche Beratung ab. Inzwischen liegen Anzeigen wegen unerlaubter Verabreichung eines nicht zugelassenen Impfstoffs gegen Stöcker vor. Dennoch startete der Unternehmer eine Impfaktion in seinem Flughafen in Lübeck: Dutzende Menschen versammelten sich dort, um sich mit dem nicht geprüften und nicht zugelassenen Vakzin impfen zu lassen. Wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Arzneimittelgesetz laufen nun Ermittlungen. Winfried Stöcker, der zuletzt unter anderem wegen hoher Spendenzahlungen an die AfD für Schlagzeilen sorgte, hat nach eigener Aussage übrigens eine Professur an der Tongji-Hochschule im chinesischen Wuhan. Sie wissen schon, dort, wo das Coronavirus womöglich seinen Ursprung hat.
Corona-Impfung macht den Arm magnetisch
Es ist ein erstaunlich weit verbreitetes Gerücht: Die Gegend um die Einstichstelle nach einer Corona-Impfung ist angeblich magnetisch. Im Netz kursieren zahlreiche Videos, in denen sich Menschen einen Magneten an die Einstichstelle nach einer Corona-Impfung halten und damit beweisen wollen, dass die Impfung den Arm magnetisch mache. Viele Menschen leiten daraus ab, dass ihnen mit der Impfung ein Chip eingepflanzt wurde: der reagiere auf den Magneten. Den Chip wiederum nutzen wahlweise unter anderem die Regierung, Bill Gates oder ein verschwörerisches Konglomerat aus geheimen Weltmächten, um uns zu kontrollieren. Die Magnetismus-Theorie ist inzwischen ein Klassiker unter den Impf-Verschwörungsmythen.
Wird denn der Arm wirklich magnetisch nach einer Impfung? Ein erster Denkfehler bei der Idee: Mikrochips sind aus Silizium – und nicht magnetisch. Ein Magnet ist also nicht geeignet, um einen Mikrochip im Körper nachzuweisen. Vielmehr bräuchte man einen Scanner, mit dem der vermeintliche Chip ausgelesen werden könnte.
Corona-Totimpfstoff Valneva: Was hinter dem großen Missverständnis steckt
Wie funktioniert denn dann die Sache mit dem Magneten am Arm in den Videos? Das Zauberwort: Adhäsion. Darunter versteht man Haftkräfte, die an den Kontaktflächen zweier Stoffe durch Molekularkräfte wirken. Sprich: Unterschiedliche Atome, Moleküle und eben Flächen haben die Tendenz, bis zu einem gewissen Maße aneinander zu haften. Verstärken lässt sich der Effekt durch Feuchtigkeit, also indem man eine der Flächen mit Wasser anfeuchtet. Auf Adhäsion beruht auch die Wirkweise von Leim oder Kleber, und dank Adhäsion hält sich zum Beispiel ein mit Kreide geschriebenes Wort an einer Schiefertafel.
Tatsächlich kann man sich einen Kühlschrankmagneten an nahezu jede Körperstelle kleben. Mit etwas Geschickt lässt er sich an die Stirn haften, ans Bein – oder eben an den Oberarm, ob geimpft oder ungeimpft. Wenn jemand Sie mit der Impf-Mikrochip-Magnetismus-Idee konfrontiert, können Sie ihn ja bitten, das einmal an sich selbst auszuprobieren. Das klappt nicht nur mit Magneten, sondern auch mit anderen flachen Objekten wie etwa einer Münze.
Ist 5G für Corona verantwortlich?
2G, 3G, 3G-Plus und äh … 5G? Bei den ganzen Gs kann man schon mal was verwechseln, wenn man sehr – nun ja, sagen wir – unbedarft ist. Manche Menschen glauben tatsächlich, dass 5G-Sendemasten für Corona-Erkrankungen verantwortlich sind. Wie kann der neue Mobilfunkstandard 5G mit der Ausbreitung einer Pandemie zusammenhängen? Verschwörungstheoretiker haben dazu zwei Theorien: Entweder gibt es das Coronavirus gar nicht und die 5G-Technologie löst die Erkrankungen direkt aus. Oder: 5G schwächt das menschliche Immunsystem, weshalb das vermeintlich eher harmlose Coronavirus uns so krank machen kann.
In Bezug auf Mobilfunkmasten ist der Begriff Strahlung irreführend. Die korrekte Begrifflichkeit lautet elektromagnetische Felder mit bestimmten Frequenzen. Diese sind innerhalb der bestehenden Grenzwerte laut dem Biologie-Professor Alexander Lerchl vollkommen ungefährlich. Eine ionisierende Wirkung wie bei Röntgenstrahlen gibt es nicht. „Es ist biophysikalisch ausgeschlossen, dass solche Felder bei den bestehenden Grenzwerten und darüber hinaus Krankheiten auslösen und insbesondere die Erbsubstanz beschädigen können“, sagt Lerchl. Auch eine Sprecherin des Bundesamtes für Strahlenschutz gibt an: “Bislang gibt es keine wissenschaftlich bestätigten Belege für einen ursächlichen Zusammenhang zwischen den bei der Mobilfunknutzung entstehenden elektromagnetischen Feldern und Erkrankungen beim Menschen.“
Österreich geht in den Lockdown und führt Impfflicht für alle ein
Zudem ist das Coronavirus auch in Regionen ausgebrochen, in denen es bis dato noch keinen 5G-Standard gibt. In Westeuropa lag der Wert von 5G-Mobilfunkverträgen Ende 2020 bei lediglich einem Prozent.
Alle Geimpften sterben im September 2021
Der deutsche Sänger Michael Wendler prognostizierte, dass alle Geimpften bis September verstorben seien. Im August veröffentlichte er ein entsprechendes Posting, in dem er sich auf die Theorie des Esoterikartikel-Vertrieblers und vermeintlichen Wunderheilers Bernd Klein alias Dr. Coldwell berief. Wenn Sie geimpft sind und diesen Artikel gerade lesen, wissen Sie, dass das Horrorszenario vom Wendler nicht eingetroffen ist. Im Nachgang nahm Michael Wendler von seiner Verschwörungstheorie wieder Abstand. Das Paul-Ehrlich-Institut hält 73 Todesfälle in einem ursächlichen Zusammenhang mit der jeweiligen Covid-19-Impfung für möglich oder wahrscheinlich (Stand November 21).
Alu-Bommel gegen Corona-Kontrolle
Auf Demonstrationen der Querdenker-Bewegung gegen die Corona-Maßnahmen sieht man bisweilen Menschen mit einem Alu-Bommel. Eine Kugel aus Alufolie wird an einem Band um den Hals oder am Revers getragen. Die Alu-Bommel – für die es sogar Bastelanleitungen im Netz gibt – sind nun je nach Geschmack für manche Schutz vor Gedankenkontrolle, reines Erkennungsmerkmal und/oder ironischer Verweis auf den Aluhut. Der ist zu einem Symbol für Verschwörungstheoretiker jeglicher Couleur geworden, was wiederum auf die Idee mancher Menschen zurückgeht, ein Aluhut schütze vor Gedankenkontrolle und gefährlicher Strahlung. Rein theoretisch könnte ein Aluminiumhut tatsächlich zu einem gewissen Grad ionisierende Bestrahlung vom Körper abhalten, wenn er denn dickwandig genug ist. Was das dem Träger letztlich für Vorteile bietet, ist indes fraglich.
Was der gemeine Alu-Bommel-Träger aber eben vor allem mithilfe des ironisch zur Schau gestellten Alu-Klumpens zum Ausdruck bringen will: Er ist doch noch längst kein Aluhutträger, nur weil er Corona für eine harmlose Grippe hält und die Impfkampagne für eine Maßnahme des Staates, die Bürger zu unterjochen, indem er uns Mikrochips injiziert! Wirklich nicht!!!
Die Hälfte der Ü-60-Jährigen Covid-Patienten ist geimpft: Ist die Impfung also wirkungslos?
Im November machte die Meldung die Runde, 45 Prozent aller Covid-19-Patienten auf der Intensivstation über 60 seien geimpft. Davon ausgehend verbreitete sich das Gerücht: Bei 50 % aller Über-60-Jährigen schlage die Impfung nicht an. Bringt die Impfung also gar nichts? Diese Schlussfolgerung basiert auf einem sogenannten Prävalenzfehler. Denn bei der Rechnung wird die absolute Zahl der Geimpften und Ungeimpften außer Acht gelassen.
Wenn 45 Menschen über 60 mit einer Covid-Erkrankung geimpft und 55 Menschen ungeimpft in einem Krankenhaus liegen, müssen wir den jeweiligen Grundwert der beiden Gruppen kennen, um den tatsächlichen Prozentsatz ausrechnen zu können. Dafür werfen wir einen Blick auf die Impfquote bei den Über-60-Jährigen in Deutschland. Die lag im November bei 86 Prozent. Anders ausgedrückt: Von 1.000 Menschen über 60 sind 860 geimpft und 140 nicht. Die Grundwerte für die Gruppe der Geimpften ist also 860 und für die Gruppe der Ungeimpften 140.
Nun dividieren wir die absolute Zahl durch den Grundwert und multiplizieren das mit 100 (Prozent). Für die Geimpften heißt das:
- 45 : 860 x 100 = 5,2 Prozent
Für die ungeimpften Ü-60-Jährigen heißt das:
- 55 : 140 x 100 = 39,3 Prozent
Also ist die Wahrscheinlichkeit, als Ungeimpfter an Corona zu erkranken und auf der Intensivstation zu landen, in der Gruppe der Ü-60-Jährigen etwa acht mal so hoch wie für die Geimpften.
Werden Menschen zur Corona-Impfung gezwungen?
Derzeit wird viel über die Impfpflicht diskutiert. Sie scheint ein probates Mittel, die Impfquote zu erhöhen und die Infektionswellen zu durchbrechen. Das Problem: Politiker hatten lange Zeit sehr kategorisch ausgeschlossen, dass es eine Impfpflicht geben wird. Offenbar wollte sich niemand an dieses sehr unpopuläre heiße Eisen wagen. Jetzt aber soll die Impfpflicht eben doch kommen und manche werfen der Regierung Wortbruch vor.
Die Angst vor der Impfpflicht und die Tabuisierung des Themas entspringt aber einem Missverständnis. Oft wird es in Sozialen Medien synonym zu Impfzwang verwendet. Nicht zuletzt in Querdenker-Kreisen wird lautstark propagiert: Der Staat plane, Menschen notfalls mit Gewalt zur Impfung zu zwingen. Wie muss man sich das vorstellen? Halten Polizisten Impfunwillige fest, während ein Arzt ihnen gegen deren Willen eine Ladung Biontech verabreicht?
Studie: Schwedens Corona-Strategie hat deutliche Konsequenzen
Nein, das ist nicht so. Tatsächlich heißt Impfpflicht nur, dass eine Impfung verpflichtend ist: Wer sich weigert, muss wahrscheinlich ein Bußgeld zahlen. Wer auch das nicht zahlt, könnte – und jetzt bewegen wir uns in sehr theoretischen Gefielden – mit einer Gefängnisstrafe rechnen, wenngleich die meisten Juristen glauben, dass das verfassungsrechtlich kaum machbar ist. Eine andere Sanktionsmöglichkeit wäre, Ungeimpften ihre Krankenversicherung bei einer Corona-Erkrankung zu entziehen. Sollten sie ins Krankenhaus müssen, müssten sie die Kosten selbst tragen. Letztlich ist die Einführung einer Impfpflicht Abwägungssache. Viele Juristen vertreten die Auffassung, dass die Eingriffstiefe bei einer solchen Pflicht geringer sei, als bei der Verhängung von Kontaktbeschränkungen und Lockdowns, die immer wieder als notwendiges Mittel zu befürchten sei, solange die Impfquote zu niedrig ist.
Sprich: Bei einer Impfpflicht wird niemand gezwungen, sich impfen zu lassen. Wer sich weigert, muss aber mit Sanktionen wie einem Bußgeld rechnen oder finanziellen Nachteilen im Fall einer Behandlung wegen einer Corona-Erkrankung, weil die Krankenversicherung dann die Kosten nicht übernimmt.
Gibt es gefährliche Langzeitfolgen nach einer Corona-Impfung?
Manche Menschen haben Angst vor möglichen Langzeitfolgen durch eine Corona-Impfung. An prominenter Stelle hatte zuletzt FC Bayern-Fußballer Joshua Kimmich für Diskussionen gesorgt, nachdem er erklärt hatte, er habe wegen möglicher Langzeitfolgen von mRNA-Impfstoffen Bedenken und warte lieber auf einen künftigen Totimpfstoff, wie man ihn zum Beispiel von der Grippeschutzimpfung kennt. Hier besteht ein Missverständnis, auf das Experten zwar immer wieder hinweise, das sich aber dennoch hält. Deshalb nochmal die Erklärung: Wenn von Langzeitfolgen die Rede ist, sind keine Nebenwirkungen gemeint, die möglicherweise Jahre nach einer Impfung auftreten könnten. Tatsächlich treten solche Wirkungen kurz nach einer Impfung auf – oder gar nicht. Gemeint ist vielmehr, dass etwaige Nebenwirkungen erst über einen gewissen Zeitraum, innerhalb dessen immer mehr Menschen geimpft werden, entdeckt werden. Oft wird der Begriff auch synonym zu Wörtern wie Langzeitschaden benutzt.
So hat es bei Impfungen immer wieder sehr seltene Folgeschäden gegeben, zum Beispiel bei der Pockenimpfung. Bei manchen Menschen gab es vermutlich einen Zusammenhang zwischen der Impfung und einer Hirnhautentzündung. Diese konnte für die Betroffenen durchaus jahrelange Schäden zur Folge haben – aber die Hirnhautentzündung selbst trat unmittelbar nach der Impfung auf.
Gesundheitsgefährdende Langzeitfolgen nach einer Impfung gibt es also nicht. Was es hingegen gibt, ist ein als Long Covid bekanntes Phänomen. Gemeint sind ernste Langzeitfolgen, die manchmal nach einer Corona-Erkrankung auftreten können. Was am besten davor schützt: eine Impfung.
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