Manschette mit Elektroden senkt Bluthochdruck über die Nervenbahnen
An einer Methode, Bluthochdruck nicht per Medikament, sondern mit Hilfe einer Manschette zu senken, deren Elektroden auf einen bestimmten Nerv zielen, arbeiten Freiburger Forscher. In Tierversuchen hat die Methode bereits funktioniert und den mittleren Blutdruck um 30 Prozent gesenkt.
Wenn die Technik auch am Menschen zuverlässig wirkt, wäre das ein Segen für viele Menschen. Jeder Vierte leidet in Deutschland an arteriellem Bluthochdruck. Normalerweise verabreichen die Mediziner ihren Patienten entsprechende Blutdrucksenker. Allerdings können Tabletten bei etwa einem Drittel der Betroffenen den Blutdruck nicht dauerhaft richtig einstellen.
Elektroden sprechen Vagusnerv an, um Bluthochdruck zu senken
Eine länger bestehende Erkrankung an Bluthochdruck führt aber zu Schäden in weiteren Organen, betroffen sind vor allem Augen, Nieren, Herz und das zentrale Nervensystem. Um auch Patienten helfen zu können, die mit Medikamenten nicht therapierbar sind, haben jetzt Freiburger Forscher eine neu entwickelte Manschettenelektrode mit 24 Kanälen um den sogenannten Vagusnerv am Hals implantiert.
Das Gerät analysiert zunächst, welche der Elektroden den Nervenfasern, durch die das Blutdrucksignal übertragen wird, am nächsten liegt. Danach wird die Information in genau diesen Fasern durch Elektrostimulation passgenau überschrieben, ohne dabei weitere Faserbündel mit anderen Funktionen zu beeinflussen. Ihr Verfahren mit individueller Analyse, Selektion und Stimulation nennen die Freiburger Forscher „BaroLoopTM“.
Erfolge im Tierversuch: Blutdrucksenkung ohne Nebenwirkung
Die Wissenschaftler haben die Manschette im Tierversuch mit Ratten getestet. Dabei konnten sie den mittleren Blutdruck um 30 Prozent senken, ohne Nebenwirkungen wie beispielsweise die Verminderung der Herzschlagrate oder eine Verringerung der Atemfrequenz bis zum Atemstillstand hervorzurufen. Die Freiburger Forschungsergebnisse sind jetzt in der Fachzeitschrift „Journal of Neural Engineering“ erschienen.
Die Idee zu diesem Forschungsvorhaben entstand schon im Jahr 2004 im Rahmen der Einrichtung der Peter-Osypka-Stiftungsprofessur für Neuroelektronische Systeme an der Klinik für Neurochirurgie. Die neue Manschettentechnik haben die Mikrosystemtechniker Dr. Dennis Plachta und Prof. Thomas Stieglitz von der Professur für Biomedizinische Mikrotechnik am Institut für Mikrosystemtechnik (IMTEK) der Freiburger Albert-Ludwigs-Universität in Zusammenarbeit mit den Neurochirurgen Dr. Mortimer Gierthmühlen und Prof. Dr. Josef Zentner vom Universitätsklinikum Freiburg entwickelt.
Marktreife könnte noch zehn Jahre dauern
Nachdem die Forscher mit ihren Versuchen die prinzipielle Machbarkeit der Manschettenelektrode nachgewiesen haben, wollen sie nun ein komplett implantierbares System entwickeln. Weil es sich bei der Manschette nach den Medizinproduktgesetzen um ein aktives Implantat handelt, das höchste Sicherheitsanforderungen erfüllen muss, könnte es noch mindestens zehn Jahre dauern, bis die Manschette zugelassen wird.
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