Mini-Fallschirm erhöht Pumpleistung des Herzens
Mit einem kleinen Fallschirm haben Ärzte aus Hannover erstmals die Herzleistung eines Patientens wieder erhöht: Das kleine Bauteil platzierten sie mit einem Katheter in der Herzkammer – ohne riskante Operation am offenen Herzen.
Das Leben eines Patienten, der an der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) operiert worden ist, hängt jetzt an einem Fallschirm. Die Kardiologen haben das kleine Bauteil mit einem Katheter, der durch einen kleinen Schnitt im Oberschenkel in die Vene eingeführt wurde, in die linke Herzkammer geschoben und dort befestigt. Diese hatte sich nach einem Infarkt massiv vergrößert, sodass die Pumpleistung zu wünschen übrig ließ.
Der Fallschirm verschließt ein Aneurysma, eine Aussackung der Herzvorderwand. Durch die Verkleinerung der Herzkammer ist die Pumpleistung jetzt wieder ausreichend. Die MHH-Kardiologen sind die ersten in Niedersachsen, die das sogenannte Parachute-Verfahren eingesetzt haben. Der Eingriff war für den Patienten kaum belastend. Er konnte schon nach zwei Tagen zu seiner Familie nach Hause entlassen werden.
Immer mehr Menschen leiden an Herzinsuffizienzen
An Aneurysmen leiden viele Herzpatienten. Wegen der verminderten Pumpleistung kommt es oft zu einer Herzschwäche, der sogenannten Insuffizienz – mit Symptomen wie Kurzatmigkeit, eingeschränkter Belastbarkeit und Verlust der Lebensqualität. Bisher konnten die Kardiologen in solchen Fällen nur mit hohem operativen Aufwand helfen.
Das hat sich jetzt geändert, und es ist wichtig, denn „trotz einer verbesserten Erstversorgung von Herzinfarkten beobachten wir eine wachsende Zahl von Patienten mit einer Herzinsuffizienz und benötigen bessere Behandlungsmöglichkeiten“, sagt Professor Johann Bauersachs, Direktor der MHH-Klinik für Kardiologie und Angiologie. Er und Privatdozent Julian Widder, Leiter der Herzkatheter-Labore der Klinik für Kardiologie und Angiologie, setzen das neue Verfahren ein. „Die Eingriffsplanung wurde durch eine Computertomographie zur Beurteilung des Herzens und Größenwahl des Implantats unterstützt“, sagt Widder.
Operationen am offenen Herzen werden überflüssig
In Aneurysmen bleibt das Blut stehen. In vielen Fällen gerinnt es teilweise, weil es nicht bewegt wird. Gerinnsel können von dort ins Gehirn gelangen und einen Schlaganfall auslösen oder andere Blutgefäße verstopfen. Im Extremfall reißt die Herzwand, sodass unmittelbar der Tod eintritt. Bisher werden Aneurysmen am offenen Herzen operiert. Der Patient wird dazu an eine Herz-Lungen-Maschine angeschlossen. Funktionsuntüchtiges Gewebe wird entfernt, Löcher mit gesundem Gewebe gestopft. Beide Operationsmethoden verkleinern die Herzkammer, sodass sich die Pumpleistung erhöht.
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