Ionen zerstören Bakterien 08.05.2014, 15:18 Uhr

Nanogroße Silberpartikel machen Krankenhäuser hygienischer

Forscher aus Australien wollen in Krankenhäusern Bettwäsche, Verbandsmaterial und Kleidung mit Silberpartikeln versetzen. Über lange Zeit sondern sie Ionen ab und zerstören Bakterien und Krankheitserreger. Eine möglicherweise lebensrettende Maßnahme für zigtausend Patienten weltweit, die jedes Jahr an den Folgen einer Infektion sterben. 

Von der neuen Hygienemaßnahme besonders profitieren könnten Operationssäle der Krankenhäuser. Silbersalze könnten Stoffe und Kleidung über einen langen Zeitraum von Bakterien befreien. 

Von der neuen Hygienemaßnahme besonders profitieren könnten Operationssäle der Krankenhäuser. Silbersalze könnten Stoffe und Kleidung über einen langen Zeitraum von Bakterien befreien. 

Foto: dpa/Rolf Haid

Gekrönte Häupter und andere, die es sich im Mittelalter leisten konnten, aßen von silbernen Tellern. Das war nicht nur eine Prestigefrage. Es diente auch der Gesundheit. Krankheitserreger hatten es schwer, sich auf der Oberfläche festzukrallen. Ionen, die das edle Metall absondert, machten ihnen den Garaus. Sie zerstören die Erbsubstanz der Bakterien und schädigen ihre Enzyme – und das umso mehr, je kleiner die Silberpartikel sind.

In Deutschland sterben jährlich 30.000 Menschen an Krankenhausinfektionen 

Die Nanotechnik hat dafür gesorgt, dass extrem kleine Teilchen hergestellt werden können. Immer häufiger werden Stoffe und Oberflächen mit Nanoteilchen aus Silber versetzt, die kontinuierlich bakterienzerstörende Ionen aussenden – und das über einen sehr langen Zeitraum.

Forscher an der RMIT-Universität im australischen Melbourne planen jetzt den Rundumschlag. Mit Nanosilber versetzte Stoffe sollen nicht nur Bakterien töten, sondern auch Gerüche bekämpfen. Professor Vipul Bansal hat vor allem Krankenhäuser im Visier, in denen sich unzählige Patienten infizieren. Ende März berichtete die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, dass sich allein in Deutschland 900.000 Patienten pro Jahr infizieren. Für bis zu 30.000 habe das tödliche Folgen.

Stellenangebote im Bereich Medizintechnik, Biotechnik

Medizintechnik, Biotechnik Jobs
Ziehm Imaging GmbH-Firmenlogo
Regulatory Affairs Specialist (m/w/d) Ziehm Imaging GmbH
Nürnberg Zum Job 
Klinikverbund Südwest-Firmenlogo
Strahlenschutzbeauftragter (m/w/d) Klinikverbund Südwest
Sindelfingen Zum Job 
Neovii Biotech GmbH-Firmenlogo
Qualification Engineer (m/w/d) Neovii Biotech GmbH
Gräfelfing Zum Job 
Fresenius Kabi-Firmenlogo
Director (m/w/d) Operations Media Supply, Formulation & API Fishoil Fresenius Kabi
Friedberg / Hessen Zum Job 

Silbersalze haben langanhaltende antibakterielle Wirkung

Textilien, die in australischen Krankenhäusern verwendet werden, sollen ebenso wie Verbandsmaterial mit Silberpartikeln versetzt werden, so der Wunsch des Professors. „Das hätte einen gewaltigen Einfluss auf die Kosten des australischen Gesundheitssystems“, glaubt er. Statt metallischen Silbers, das bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten möglicherweise auch menschliche Zellen schädigt, setzt Bansal chemische Verbindungen ein, beispielsweise Silbersalze. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die antibakterielle Wirkung länger anhält, sagt er.

In Europa beherrscht eine vergleichbare Technik das Nürnberger Unternehmen Bio-Gate. Die Ausgründung aus der örtlichen Universität hat sie gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Bremen entwickelt. Silber wirkt gegen die berüchtigten Krankenhauskeime, denen mit herkömmlichen Mitteln kaum noch beizukommen ist. Textilien mit antibakterieller Wirkung gibt es bereits zu kaufen – Unterwäsche etwa.

Wissenschaftler der Hohenstein-Institute in Bönningheim bei Stuttgart, einem Zentrum für Textilforschung, setzen hingegen auf Nanopartikel aus Kupfer, die die gleiche Wirkung wie Silberionen haben. Es ist ihnen gelungen, Mikrofasertücher mit den antibakteriellen Winzlingen auszurüsten. Ein Wisch und schon ist die Oberfläche klinisch rein.

 

Ein Beitrag von:

  • Wolfgang Kempkens

    Wolfgang Kempkens studierte an der RWTH Aachen Elektrotechnik und schloss mit dem Diplom ab. Er arbeitete bei einer Tageszeitung und einem Magazin, ehe er sich als freier Journalist etablierte. Er beschäftigt sich vor allem mit Umwelt-, Energie- und Technikthemen.

Themen im Artikel

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.