Nanogroße Silberpartikel machen Krankenhäuser hygienischer
Forscher aus Australien wollen in Krankenhäusern Bettwäsche, Verbandsmaterial und Kleidung mit Silberpartikeln versetzen. Über lange Zeit sondern sie Ionen ab und zerstören Bakterien und Krankheitserreger. Eine möglicherweise lebensrettende Maßnahme für zigtausend Patienten weltweit, die jedes Jahr an den Folgen einer Infektion sterben.
Gekrönte Häupter und andere, die es sich im Mittelalter leisten konnten, aßen von silbernen Tellern. Das war nicht nur eine Prestigefrage. Es diente auch der Gesundheit. Krankheitserreger hatten es schwer, sich auf der Oberfläche festzukrallen. Ionen, die das edle Metall absondert, machten ihnen den Garaus. Sie zerstören die Erbsubstanz der Bakterien und schädigen ihre Enzyme – und das umso mehr, je kleiner die Silberpartikel sind.
In Deutschland sterben jährlich 30.000 Menschen an Krankenhausinfektionen
Die Nanotechnik hat dafür gesorgt, dass extrem kleine Teilchen hergestellt werden können. Immer häufiger werden Stoffe und Oberflächen mit Nanoteilchen aus Silber versetzt, die kontinuierlich bakterienzerstörende Ionen aussenden – und das über einen sehr langen Zeitraum.
Forscher an der RMIT-Universität im australischen Melbourne planen jetzt den Rundumschlag. Mit Nanosilber versetzte Stoffe sollen nicht nur Bakterien töten, sondern auch Gerüche bekämpfen. Professor Vipul Bansal hat vor allem Krankenhäuser im Visier, in denen sich unzählige Patienten infizieren. Ende März berichtete die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene, dass sich allein in Deutschland 900.000 Patienten pro Jahr infizieren. Für bis zu 30.000 habe das tödliche Folgen.
Silbersalze haben langanhaltende antibakterielle Wirkung
Textilien, die in australischen Krankenhäusern verwendet werden, sollen ebenso wie Verbandsmaterial mit Silberpartikeln versetzt werden, so der Wunsch des Professors. „Das hätte einen gewaltigen Einfluss auf die Kosten des australischen Gesundheitssystems“, glaubt er. Statt metallischen Silbers, das bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten möglicherweise auch menschliche Zellen schädigt, setzt Bansal chemische Verbindungen ein, beispielsweise Silbersalze. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die antibakterielle Wirkung länger anhält, sagt er.
In Europa beherrscht eine vergleichbare Technik das Nürnberger Unternehmen Bio-Gate. Die Ausgründung aus der örtlichen Universität hat sie gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Fertigungstechnik und Angewandte Materialforschung in Bremen entwickelt. Silber wirkt gegen die berüchtigten Krankenhauskeime, denen mit herkömmlichen Mitteln kaum noch beizukommen ist. Textilien mit antibakterieller Wirkung gibt es bereits zu kaufen – Unterwäsche etwa.
Wissenschaftler der Hohenstein-Institute in Bönningheim bei Stuttgart, einem Zentrum für Textilforschung, setzen hingegen auf Nanopartikel aus Kupfer, die die gleiche Wirkung wie Silberionen haben. Es ist ihnen gelungen, Mikrofasertücher mit den antibakteriellen Winzlingen auszurüsten. Ein Wisch und schon ist die Oberfläche klinisch rein.
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