Unterstützung beim Gehen und Laufen 13.11.2024, 13:40 Uhr

Neue Mobilität für ältere Menschen dank robotischer Hose

Robotische Hose erleichtert das Gehen und spart Energie: Das „WalkON“-System der TUM bietet Mobilitätsunterstützung, besonders für ältere Menschen.

robotische Hose

Dank robotischer Hose fällt das Gehen wieder leichter. Hier testet eine Seniorin das Gerät, zusammen mit der TUM-Wissenschaftlerin Enrica Tricomi.

Foto: Uwe Anspach

Die Technische Universität München (TUM) hat eine robotische Hose entwickelt, die Menschen beim Gehen und Laufen unterstützt und den Energieverbrauch reduziert. Besonders für ältere Menschen und Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen bietet die Technologie große Vorteile, da sie ihnen mehr Mobilität und Unabhängigkeit ermöglicht.

Die „WalkON“-Hose arbeitet durch intelligente Sensoren und Motoren, die sich automatisch an die Bewegung und das Gewicht der Beine anpassen. Das System erfordert keine Voreinstellungen und ist einfach anzulegen, ähnlich wie ein „Plug & Play“-Gerät. „Damit kann man langsam gehen, aber auch joggen“, erklärt TUM-Professor Lorenzo Masia. „Es ist wie ein Elektrorad – nur für das Laufen.“

So funktioniert die WalkON-Hose

Untersuchungen des Forschungsteams zeigen, dass die WalkON-Hose den Energieverbrauch beim Gehen deutlich reduziert. Ein junger Mensch spart beim bergauf Gehen auf einer 500 Meter langen Strecke etwa 18 % der Energie ein. Auch ältere Personen können Energie sparen – beim Gehen auf ebener Strecke etwa 10 %, was laut den Forschenden einem Effekt von 6 bis 10 Kilogramm weniger Körpergewicht entspricht.

Die „WalkON“-Hose setzt auf intelligente Sensoren und Motoren, die sich automatisch an die Bewegungen der Nutzenden anpassen. Ein Sensor am Oberschenkel misst den Bewegungswinkel und die Geschwindigkeit der Beine. Sobald die Beine in die Schwungphase übergehen, aktiviert das System die Motoren, um die Muskeln des Oberschenkelbeugers zu entlasten.

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„Das System erkennt, wie schnell oder langsam sich die Person bewegt, passt sich an das jeweilige Gewicht der Beine an und unterstützt entsprechend individuell“, beschreibt Enrica Tricomi, Doktorandin an der TUM. Die Hose benötigt keinerlei Voreinstellungen und ist innerhalb weniger Minuten angelegt.

Gesundheitsförderung im Fokus

Die robotische Hose bietet nicht nur Unterstützung beim Gehen, sondern verbessert auch die Sicherheit beim Laufen. Eine Umfrage unter den Nutzenden zeigt, dass sich die meisten durch die WalkON-Hose sicherer fühlen. „Gerade bei älteren Menschen ist es wichtig, dass sie sich sicher fühlen“, betont Masia. Insbesondere für Menschen, die zwar nicht mehr ganz mobil, aber noch nicht auf Hilfsmittel wie einen Rollator angewiesen sind, stellt die Hose eine effektive Alternative dar.

Lorenzo Masia, stellvertretender Direktor des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI), sieht in der robotischen Hose auch für Personen mit gesundheitlichen Einschränkungen Potenzial, etwa bei Menschen mit Herzerkrankungen oder Lungenschwäche. „Laufen hilft ihnen, den Stoffwechsel zu verbessern, was sich wiederum positiv auf ihre Erkrankung auswirken kann“, fügt Masia hinzu. Durch die Entlastung beim Gehen bleiben Nutzende mobiler und unabhängiger, was sich positiv auf die Lebensqualität auswirkt.

Vision für die Zukunft: Exoskelette in Alltagskleidung

Im Gegensatz zu herkömmlichen Exoskeletten, die oft als sperrige Konstruktionen erscheinen, gleicht die WalkON-Hose eher einem Kleidungsstück. „WalkON sieht mehr nach Kleidung aus und ist insgesamt nicht größer als ein kleiner Rucksack“, erläutert Tricomi.

In Zukunft soll die Technologie in modularer Form verfügbar sein, sodass sich Nutzende ihre WalkON-Ausrüstung individuell zusammenstellen können. „In ein paar Jahren kauft man sich eine kurze Hose, befestigt daran einen Motor, steckt zwei Kabel an und fertig ist das System, mit dem man in die Berge gehen kann“, ist Masia überzeugt.

Hier geht es zur Originalpublikation

Ein Beitrag von:

  • Dominik Hochwarth

    Redakteur beim VDI Verlag. Nach dem Studium absolvierte er eine Ausbildung zum Online-Redakteur, es folgten ein Volontariat und jeweils 10 Jahre als Webtexter für eine Internetagentur und einen Onlineshop. Seit September 2022 schreibt er für ingenieur.de.

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