Neue Waffe gegen störende Pigmente und Tattoos
Ein neuer Speziallaser entfernt Tattoos und andere Hautverfärbungen nahezu rückstandsfrei. Bochumer Mediziner sind die ersten in Europa, die ihn nutzen.
„Peer“ steht auf der Schulter der jungen Dame. Drumherum winden sich vielfarbige Blumen und Ranken. Das Tattoo sieht selten ein Fremder. Normalerweise ist es abgedeckt, selbst im Hochsommer. Peer ist Vergangenheit, der Schriftzug aber bleibt, denn die Entfernung ist teuer. Und oft bleiben Schatten und Narben zurück.
Mit einem neuen Laser, den das Klinikum der Ruhr-Universität Bochum gerade angeschafft hat, lassen sich Tattoos nahezu rückstandslos entfernen. Die Kosten allerdings bleiben hoch. PicoSure, wie das amerikanischen Unternehmen CynoSure seinen Tattoo-Laser nennt, hat sich auf Laser für medizinische und kosmetische Anwendungen spezialisiert. Die Bochumer Klinik ist das erste europäische Medizinzentrum, das einen solchen Laser gekauft hat. Er schießt Lichtimpulse auf das Tattoo, die jeweils nur ein paar Billionstel Sekunden lang sind. Die extrem kurze Bestrahlungszeit reicht nicht aus, um das Ziel zu erwärmen. Es ist gewissermaßen kalte Energie, die die Pigmente in der Haut zersplittern lassen. Die Partikel sind so klein, dass die Fresszellen des Körpers sie mühelos abbauen können. Im Idealfall bleibt nichts zurück.
Zudem ist die Behandlung weniger schmerzhaft als mit bisher genutzten Lasern. Diese zerstören die Farbe durch punktuelles Erhitzen. Doch gleichzeitig wird die Haut irreparabel geschädigt. Zudem muss der Hautarzt gleich eine ganze Batterie derartiger Laser vorhalten. Denn die Partikel in der Haut nehmen nur die Energie der Komplementärfarbe auf. Grüne Kunstwerke lassen sich nur mit einem roten Laserstrahl entfernen. PicoSure schafft dagegen alles.
Der Wunsch, ein Tattoo loszuwerden, ist oft nicht nur eine Geschmacksfrage; Allergien, bevorstehende Operationen oder die Notwendigkeit einer Untersuchung im Kernspintomographen (Magnetresonanztomographen) können die Entfernung erforderlich machen. Da die Farben oft magnetisierbares Material wie Eisenoxid enthalten, können sie im kraftvollen Magnetfeld der Tomographen herausgerissen werden oder sich erhitzen.
Was mit dem neuen Laser noch möglich ist
Die Mediziner an der Klinik für Dermatologie und Allergologie glauben, dass ihre Neuerwerbung nicht nur gegen Tattoos eingesetzt werden kann. Sondern auch bei krankhaften Hautveränderungen wie Feuermalen, wie sie der einstige sowjetische Präsident Michail Gorbatschow auf der Stirn trägt. Außerdem soll PicoSure zur Zerstörung von winzigen Fremdkörpern eingesetzt werden, die bei der Explosion von Feuerwerkskörpern in die Haut eindringen. Selbst Schwangerschaftsstreifen lassen sich möglicherweise mit dem neuen Laser entfernen. Ebenso Kollagenschäden, also Bindegewebsschwächen. Ob diese zusätzlichen Anwendungen möglich sind, wollen die Mediziner jetzt erforschen.
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