Innovationen in der Medizintechnik 23.05.2023, 07:00 Uhr

OPs an jedem Ort der Welt möglich – dank mobilem Baukasten

SurgiBox, ein Start-up mit Verbindungen zum MIT, hat ein tragbares System entwickelt, das wie ein mobiler Operationssaal funktioniert. Damit könnten Menschen in entlegenen oder Krisengebieten endlich eine medizinische Versorgung bekommen – mit gleichen sterilen Bedingungen wie in einem OP-Saal.

mobiler OP-Baukasten

Der mobile OP-Baukasten passt in einen Rucksack, lässt sich in wenigen Minuten aufbauen und schafft eine sterile Umgebung.

Foto: MIT & SurgiBox

Nicht überall auf der Welt herrschen optimale Bedingungen für medizinische Behandlungen. Das hat ganz unterschiedliche Gründe: Es gibt sehr abgelegene Gebiete, in anderen herrscht Krieg, an anderen Orten fehlt es an Medikamenten, dann an medizinischem Material, an Pflegekräften oder grundsätzlich an der notwendigen Infrastruktur. Ein Forschungsteam vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) hat gemeinsam mit dem Start-up SurgiBox deshalb eine Art mobilen Operationssaal entwickelt. Das Modul besteht aus verschiedenen Teilen, passt in einen Rucksack und lässt sich in wenigen Minuten aufbauen. In der Ukraine kam es bereits mehrfach zum Einsatz.

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Die Idee entstand, weil Forscherin und Gründerin des Start-ups Debbie Teodorescu regelmäßig mit Handschuhboxen in Berührung kam. SurgiBox ist praktisch ein OP-Handschuhfach, auch wenn es keine Box im eigentlichen Sinn ist und auch keine Handschuhe beigelegt werden. Die Forscherin beschreibt das Konzept so: „Sie können Patientenschutz dort anbieten, wo es nötig ist.“ Und genau um diese Vision ging es ihr.

Mobiler OP-Baukasten – wie das Anziehen eines Kittels

Realisieren konnte sie die Vision, weil sie am MIT D-Lab die dafür passenden Menschen und Arbeitsbedingungen fand. Das Design für den OP-Baukasten ist kompakt, leicht und ahmt die Umgebung eines Operationssaals nach. Das haben die Forschenden absichtlich berücksichtigt. „Chirurgen mögen es nicht, ihren Arbeitsablauf zu verändern“, sagt Teodorescu. „Zu operieren ist ohnehin eine enorme kognitive Belastung. Sie wollen sich deshalb nicht mit Dingen befassen, die diese Belastung noch weiter steigern. Wir dagegen halten einfach den Arbeitsablauf aufrecht: Sie müssen lediglich einen Schalter umlegen, das System damit einschalten, die Arme hindurchstecken, wie beim Anziehen eines Kittels, und schon kann die Operation beginnen.“

Das SurgiBox-System besteht aus einer Art Blase mit nach innen gerichteten Armlöchern. Innerhalb der Blase wird der Luftstrom gefiltert und gesteuert. Das übernimmt eine Batterie. Alle Teile passen in einen Rucksack und lassen sich in wenigen Minuten aufbauen. Die ersten Systeme lieferte das MIT und SurgiBox im April in die Ukraine. Die Reaktion: Ein Dankesschreiben, in dem stand, dass damit 31 Leben gerettet werden konnten. Gleichzeitig bat man um weitere Systeme, um damit noch mehr Leben retten zu können. Das Team von SurgiBox stellte daraufhin fest, dass ihr neu entwickeltes System nicht nur für Operationen genutzt wurde, sondern von zivilen Ärzten aufgrund der Schäden an der Infrastruktur im Gesundheitssektor für ganz unterschiedliche Einsätze gebraucht wurde: zum Beispiel bei der Geburt eines Kindes, zur Behandlung von Gallenblasenentzündungen oder Blinddarmentzündungen.

Erste mobile OP-Baukästen bereits in der Ukraine im Einsatz

Als Reaktion darauf hat das Start-up SurgiBox nun die Produktion gesteigert und will in kürzester Zeit möglichst viele herstellen. Zugleich läuft die zweite Zertifizierung für Medizingeräte durch die Europäische Union. Geplant sei eine offizielle Produkteinführung in den 28 Ländern der EU im Sommer. Fest stünde allerdings bereits, dass die erste vollständige Produktionscharge an die Organisation „Ärzte ohne Grenzen“ gehe.

Das Team von SurgiBox sieht für ihr System noch weitaus mehr Einsatzgebiete vor als ausschließlich in Krisenregionen oder Gegenden, in denen es keine funktionierende medizinische Infrastruktur gibt. Es sei denkbar, dass zum Beispiel Operationen am Bett von Patientinnen und Patienten durchgeführt werden, weil diese älter oder sehr anfällig für Infektionen sind. In manchen Ländern könnte das System die Ausstattung von Krankenwagen ergänzen, sodass Medizinerinnen und Mediziner vor Ort noch besser mobile Operationen durchführen können. Insgesamt sei ihr System auch eine kostengünstigere Alternative zu klassischen OP-Sälen. Das Team ist der Meinung, SurgiBox könne auch genutzt werden, um einerseits die Gesundheitskosten zu senken und andererseits Ärztinnen und Ärzten sowie Patientinnen und Patienten mehr Flexibilität zu ermöglichen. So könnten beispielsweise die Reinigung des Operationssaals, die Vorbereitung für Patientinnen und Patienten entfallen.

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Ein Beitrag von:

  • Nina Draese

    Nina Draese hat unter anderem für die dpa gearbeitet, die Presseabteilung von BMW, für die Autozeitung und den MAV-Verlag. Sie ist selbstständige Journalistin und gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Automobil, Energie, Klima, KI, Technik, Umwelt.

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