Scharfe Bilder aus dem Körperinneren
Siemens kombiniert zwei Diagnosetechniken in einer neuartigen Maschine. Damit lassen sich Tumoren präzise lokalisieren, die Durchblutung des Herzens messen und die Funktion der Gehirnzellen überprüfen. Das erste Gerät hat die Zentralklinik in Bad Berka bei Weimar bekommen.
Langsam fährt der Patient durch die Röhre. Zuvor ist ihm per Injektion ein radioaktives Präparat verabreicht worden, in diesem Fall Glucose, die mit radioaktivem Fluor 18 versetzt ist. Diese reichert sich vor allem in Tumorgeweben an. Wenn der Patient seine Fahrt beendet hat, liegt den Ärzten ein traumhaft scharfes Bild vor, auf dem Tumore, Skelett und Weichteile zu sehen sind. Die Position der Krebszellen ist millimetergenau zu sehen, sodass eine präzise Operation möglich ist.
Biograph mCT Flow heißt das neue Gerät, das die Siemens-Medizintechnik entwickelt hat. Es vereinigt erstmals zwei bildgebende Verfahren miteinander: den Positronen-Emissions-Tomographen (PET) und den mit Röntgenstrahlen arbeitenden Computertomographen (CT). PET ist in der Lage, Stoffwechselvorgänge im Körper darzustellen. Das überlagerte CT hilft den Ärzten bei der Orientierung an Hand des Skeletts.
Gammastrahlen zeichnen ein Bild
Es gibt eine Fülle von so genannten Radiopharmaka, die Positronen aussenden, das sind praktisch Elektronen mit positiver Ladung. Jedes dieser Präparate hat eine gewisse Vorliebe. Manche reichern sich in Tumoren an, andere sammeln sich in den Herzkranzgefäßen, in Knochen oder im Gehirn. Am jeweiligen Ziel reagieren die Positronen mit Elektronen. Dabei entstehen zwei Photonen, die in unterschiedliche Richtungen davonflitzen. Diese Gammastrahlen erfassen Detektoren, die in der Röhre stecken.
Daraus und aus den Röntgensignalen errechnet der Computer das Bild für die Diagnostiker. Die Radiopharmaka, die in kleinen Zyklotronen hergestellt werden – große Kliniken betreiben selbst solche Geräte –, haben eine Halbwertzeit von oft weniger als einer Stunde. In dieser Zeit zerfällt die Hälfte der radioaktiven Teilchen. Nach wenigen Stunden ist nichts mehr übrig, der Patient ist also strahlenfrei.
Die Strahlenbelastung ist geringer
PET gibt nicht nur Aufschluss darüber, wo sich das jeweilige Radiopharmakon sammelt, sondern auch wie viel davon umgesetzt wird. Die Präparate sind so konstruiert, dass der Körper sie genauso behandelt wie Moleküle, die für den Stoffwechsel nötig sind, beispielsweise Zucker. Die jeweils umgesetzten Mengen geben Aufschluss darüber, wie gut ein Organ funktioniert. So lässt sich beispielsweise die Durchblutung des Herzmuskels messen und damit die Gefahr eines Infarkts abschätzen. Um die gigantische Datenmenge zu verarbeiten nutzen die Siemens-Ingenieure statt üblicher Festplatten Festkörper-Speicher, die weitaus schneller zu beschreiben und auszulesen sind.
Der Radiologe kann vor Beginn der Fahrt des Patienten durch die Röhre festlegen, welche Organe erfasst werden sollen. Das reduziert die Strahlenbelastung um bis zu 32 Prozent, so Siemens.
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