Laufen trotz Querschnittslähmung 29.07.2015, 08:42 Uhr

Schneller gehen mit verbessertem Exoskelett

Der Tragekomfort und die Funktionalität der Exoskelette, mit denen querschnittsgelähmte Menschen gehen können, werden immer besser. Mit dem neuen Exoskelett der Firma ReWalk kann sich der Träger schneller und bequemer fortbewegen. Außerdem erhöht sich die Beweglichkeit, weil die Energieversorgung weniger Platz benötigt.

Ein großes Stück Lebensqualität: Das Tragen von Exoskeletten ermöglicht Querschnittsgelähmten das Gehen. Die Firma ReWalk hat jetzt das Modell 6.0 herausgebracht – nach Herstellerangaben das Exoskelett mit der derzeit schnellstmöglichen Gehgeschwindigkeit am Markt. 

Ein großes Stück Lebensqualität: Das Tragen von Exoskeletten ermöglicht Querschnittsgelähmten das Gehen. Die Firma ReWalk hat jetzt das Modell 6.0 herausgebracht – nach Herstellerangaben das Exoskelett mit der derzeit schnellstmöglichen Gehgeschwindigkeit am Markt. 

Foto: ReWalk Robotics

Exoskelette, die dem Menschen zusätzliche Kräfte durch eine äußere Stützstruktur verleihen, sind längst nicht mehr nur in Science-Fiction-Filmen zu finden, sondern inzwischen beinahe alltäglich geworden. Das gilt für Anwendungen in der Industrie oder beim Militär, in denen die Träger von Exoskeletten zum Beispiel schwere Objekte anheben und tragen oder bequemer Überkopfarbeiten ausführen können. In der medizinischen Rehabilitation ermöglichen Exoskelette querschnittsgelähmten Menschen inzwischen das selbstständige Gehen. Dabei wird die Stützstruktur immer leichter und bequemer und die Gehgeschwindigkeit des Menschen immer schneller.

Schrittgeschwindigkeit von bis zu 2,6 km/h

Ein Beispiel für die neue Generation der medizinischen Exoskelette ist das Modell 6.0 der Firma ReWalk. Das amerikanische Unternehmen mit Niederlassungen in Deutschland und Israel hat sich seit 2001 auf Exoskelette spezialisiert. Mit seiner nunmehr sechsten verbesserten Ausgabe nimmt ReWalk für sich in Anspruch, das Exoskelett mit der derzeit schnellstmöglichen Gehgeschwindigkeit am Markt zu haben. Bei klinischen Studien hätten Nutzer eine Schrittgeschwindigkeit von bis zu 0,71 m/s ereicht, das sind 2,6 km/h. Das ist etwas langsamer als Spaziergangtempo.

Bislang musste der Träger eines Exoskeletts sich zusätzlich einen Rucksack umschnallen, in dem sich für die Datenverarbeitung ein Computer samt Akkus befand. Im Modell 6.0 sind die Einheiten für Energieversorgung und Steuerelektronik so klein geworden, dass sie im hinteren Bereich der Stützstruktur untergebracht werden konnten. 

Bislang musste der Träger eines Exoskeletts sich zusätzlich einen Rucksack umschnallen, in dem sich für die Datenverarbeitung ein Computer samt Akkus befand. Im Modell 6.0 sind die Einheiten für Energieversorgung und Steuerelektronik so klein geworden, dass sie im hinteren Bereich der Stützstruktur untergebracht werden konnten. 

Quelle: ReWalk Robotics

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ReWalk besteht aus Beinschienen mit Hüft-, Knie- und Sprunggelenken, die an Hüfte und Knie von Motoren bewegt werden. Der Träger kann aufstehen, gehen, sich drehen und mit manchen Modellen auch Treppen steigen. Zwei zusätzliche Gehhilfen geben Stabilität und Balance.

Das System wird individuell an die Körpermaße angepasst und passt Menschen, die zwischen 1,60 und 1,90 m groß sind und nicht mehr als 100 kg wiegen. Gesteuert wird das System über Sensoren, die die Körperhaltung erkennen. Wenn der Träger sich etwas nach vorne lehnt, reagiert das Exoskelett mit einem Vorwärtsschritt. Bei wiederholten Bewegungen wird eine Sequenz von Schritten eingeleitet.

Mit einem medizinischen Exoskelett können Querschnittgelähmte stehend Arbeiten verrichten. Die Kücheneinrichtung muss dann nicht behindertengerecht umgebaut werden. 

Mit einem medizinischen Exoskelett können Querschnittgelähmte stehend Arbeiten verrichten. Die Kücheneinrichtung muss dann nicht behindertengerecht umgebaut werden. 

Quelle: ReWalk Robotics

Akkus und Steuerelektronik sind deutlich kompakter geworden

In den bisherigen Modellen von ReWalk hatte ein Computer, der sich mit den Akkus in einem Rucksack befindet, die Datenverarbeitung übernommen. Im neuesten Exoskelett muss der Träger sich nun keinen Rucksack mehr umschnallen, denn die Einheiten für Energieversorgung und Steuerelektronik sind so klein geworden, dass sie im hinteren Bereich der Stützstruktur, etwa auf Hüfthöhe, Platz gefunden haben. Das entlaste nicht nur die Schultern der Träger, sondern biete auch mehr Auswahl bei der täglichen Kleidung und eine gesteigerte Bewegungsfreiheit.

„Tests mit ReWalk 6.0 haben die klaren Vorteile gezeigt, die sich aus der optimierten Passform, einer besseren Gangkontrolle und mehr Komfort durch den Wegfall des Versorgungsrucksacks im neuen, optimierten Produktdesign ergeben“, sagt ReWalk-Vizepräsidentin Jodi Gricci.

Mit dem neuen Exoskelett von ReWalk sind Schrittgeschwindigkeiten von bis zu 2,6 km/h möglich.

Mit dem neuen Exoskelett von ReWalk sind Schrittgeschwindigkeiten von bis zu 2,6 km/h möglich.

Quelle: ReWalk Robotics

Im vergangenen Jahr hatte die Food and Drug Administration (FDA), die in den USA für die Einführung medizinischer Neuentwicklungen zuständig ist, das Exoskelett von ReWalk für den Heimgebrauch und für den Einsatz in der Rehabilitation zugelassen. Bis jetzt ist ReWalk der einzige Hersteller mit einer FDA-Zulassung.

Gesundheitliche Vorteile durch Gehen mit Exoskelett

Klinische Studien hätten außerdem die potenziellen gesundheitlichen Vorteile gezeigt, die sich für die Nutzer durch das Stehen und Gehen mit dem ReWalk-System ergeben. Dazu zählen nach Angaben des Unternehmens eine verbesserte Blasen- und Darmfunktion, eine Verbesserung der psychischen Verfassung, besserer Schlaf und weniger Müdigkeit, weniger Körperfett, Verringerung von Schmerzen sowie eine Verbesserung von Körperhaltung und Gleichgewicht. 

Ein Beitrag von:

  • Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck

    Gudrun von Schoenebeck ist seit 2001 journalistisch unterwegs in Print- und Online-Medien. Neben Architektur, Kunst und Design hat sie sich vor allem das spannende Gebiet der Raumfahrt erschlossen.

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