Schrittmacher direkt im Herzen statt unter der Haut
Einen Herzschrittmacher, der nur noch ein Zehntel der Größe herkömmlicher Geräte erreicht, haben US-Forscher entwickelt. Das neue Gerät wird zudem minimal-invasiv implantiert, eine aufwendige Operation ist nicht mehr nötig.
Vorsichtig schiebt der Kardiologe den Katheter in die Beinvene. An seiner Spitze ist ein kaum zigarettengroßes Gerät befestigt, der weltweit erste Schrittmacher, der direkt im Herzen platziert wird.
Konzentriert verfolgt der Operateur auf seinem Monitor den Weg des Katheters durch den Körper des Patienten. In der rechten Herzkammer angekommen löst er Nanostim Leadless Cardiac Pacemaker, wie der Schrittmacher heißt, vom Katheter und zieht diesen zurück. Das Gerät registriert die Herztätigkeit und gibt elektrische Impulse ab, wenn der Rhythmus nicht mehr stimmt. Bis zu 13 Jahre lang hält die Batterie. Dann wird das Gerät auf dem gleichen Weg entnommen und durch ein frisches ersetzt. Die minimal-invasive Operation dauert im Durchschnitt nur knapp 30 Minuten.
Konventionelle Herzschrittmacher sind zehnmal so groß
Bisher verwendete Schrittmacher sind etwa zehnmal so groß wie der neue Nanostim. Sie werden in einer aufwendigen Operation in der Nähe des Herzens in einer Hauttasche befestigt. Die Impulse, die dafür sorgen, dass ein müdes Herz wieder gleichmäßig schlägt, werden per Kabel ans Herz geleitet. Diese Verbindung ist störanfällig. Oft sind die Umrisse des Schrittmachers unter der Haut zu sehen. Und wenn die Batterie leer ist steht eine weitere Operation an.
Entwickelt wurde Nanostim von der gleichnamigen Medizintechnikfirma, die im Oktober 2013 von St. Jude Medical in St. Paul im US-Bundesstaat Minnesota übernommen wurde. Die deutsche Niederlassung befindet sich in Eschborn bei Frankfurt. Bisher sind 32 Patienten mit dem neuen Schrittmacher ausgestattet worden. Bei einem weiteren misslang die Implantation.
Zulassungsverfahren in den USA läuft
Nanostim verwendet die gleiche Software wie konventionelle Schrittmacher des amerikanischen Unternehmens. Derzeit läuft die Zulassung des Geräts durch die amerikanische Aufsichtsbehörde FDA. In Kürze, so verspricht St. Jude Medical, wird es in ausgewählten europäischen Ländern einsatzbereit sein, darunter in Deutschland. Ähnliche Schrittmacher in Miniaturgröße entwickeln derzeit die Konkurrenzunternehmen Medtronic in Minneapolis und Boston Scientific mit Sitz in Natick im US-Bundesstaat Massachusetts und einer deutschen Niederlassung in Ratingen.
Derzeit leben weltweit rund vier Millionen Menschen mit Herzschrittmachern. Pro Jahr kommen 700.000 dazu.
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