Sich als Allrounder beweisen
Ein mittelständischer medizintechnischer Betrieb wie die Pfm Medical AG braucht multitaskingfähige Ingenieure mit einer guten Grundausbildung. Dabei bietet das Unternehmen mit Hauptsitz in Köln Ingenieuren aus verschiedensten Fachbereichen Platz: Gute Chancen haben Maschinenbauer, Verfahrensingenieure, Kunststoff- und Werkzeugtechniker.
Seit 40 Jahren agiert das Familienunternehmen Pfm Medical als Entwickler und Hersteller, Technologiepartner, Dienstleister und Vertriebsspezialist am medizintechnischen Markt. Mit weltweit 350 Mitarbeitern, einer Palette von 4200 Produkten und einem durchschnittlichen jährlichen Wachstum von gut 8 % sieht sich das Unternehmen gut aufgestellt, um den kontinuierlich wachsenden Markt zu bedienen.
Der 38-jährige diplomierte Maschinenbauingenieur Sascha Röper ist seit zwei Jahren technischer Leiter bei Pfm Medical. Davor arbeitete er zehn Jahre bei einem Automobilzulieferer. „Zu meinen Aufgaben gehören Fertigungsplanung und -steuerung, Materialwirtschaft, Vorkomponentenfertigung, Endmontage und Betriebstechnik sowie die Auseinandersetzung mit neuen Produkten, die die Entwicklungsabteilung konzipiert“, sagt Röper, Unter dem Strich sei er für das Tagesgeschäft von sechs Abteilunge zuständig.
Pfm Medical war einer der Pioniere für die Verwendung von Plastik- und Einmalprodukten in Krankenhaus und Praxis. Seit seiner Gründung 1971 setzt das Unternehmen einerseits auf langfristige strategische Partnerschaften mit anderen Herstellern, andererseits auf das gebündelte Know-how seiner 1978 gegründeten Forschungs- und Entwicklungsabteilung. Die selbst entwickelten und produzierten Produkte betragen rund 40 % des Geschäftsvolumens.
Die Geschäftsbereiche teilen sich auf in OP-Bedarf, Therapiemanagement, Cardiovaskuläre Technologien, Histologie und Chirurgische Implantate. Ein Schwerpunkt des Unternehmens liegt im OP-Bereich von Krankenhäusern, die u. a. mit Drainagen, Skalpellen und Beatmungszubehör beliefert werden.
Herausragend in der Pfm Medical-Produktpalette sind Implantate für die Kinder- und Erwachsenenkardiologie, z. B. Verschlussimplantate, Spezialkatheter und selbst expandierende Stents. Jüngst zugelassenes Highlight ist das Nitinol-Schirmsystem Nit-Occlud für den angeborenen Herzfehler PFO, ein Loch in der Herzscheidewand.
Das Implantat passt sich dem Organismus der Patienten an und kann lebenslang im Körper bleiben. „Es besteht aus der biokompatiblen Nickel-Titanverbindung Nitinol, die superelastische Eigenschaften hat. Das Implantat lässt sich in das kleine Volumen eines Katheters einziehen und entfaltet sich im Körper wieder zu seiner ursprünglichen Gestalt“, erklärt Röper. „Auf der Basis dieser Technologie stellen wir unterschiedliche Verschlusssysteme für diverse Defekte am Herzen her.“
Auf drei bis fünf Jahre schätzt der Ingenieur die Entwicklungszeit eines komplexeren Produktes inklusive der Vorversuche an Tieren und der klinischen Studien, wobei Ingenieure, Ärzte und Mitarbeiter aus den Bereichen Regulatory Affairs (Arzneimittelzulassung) und Biokompatibilitätsprüfung eng zusammenarbeiten. „Es versteht sich von selbst, dass alle Implantate mit minimalinvasiven Techniken eingesetzt werden können, die den Patienten größere operative Eingriffe ersparen,“ erklärt Röper.
Sascha Röper reizt an seiner Aufgabe besonders die Herausforderung, etwas für den Menschen zu tun, das Leben lebenswerter zu machen: „Wir müssen mit Anatomie umgehen, uns mit neuen Krankheitsbildern und Diagnosetechniken auseinandersetzen und dabei stets die Bedürfnisse der alternden Gesellschaft im Blick behalten, z. B. mit guten Lösungen für Infusionen und einer generellen Verbesserung der ambulanten Versorgung.
Sehr spannend sei zur Zeit auch die Thematik, den deutschen Standort gegen die Konkurrenz aus Billiglohnländern zu sichern. „Es ist für uns wichtig, sowohl die Massenproduktion als auch die Manufaktur der Implantate an einem Standort aufrecht zu erhalten“, betont Röper.
Ein weiterer Vorteil seines Arbeitsplatzes liegt für den Ingenieur in der mittelständischen Struktur seines Unternehmens: „Ich kann mich hier als Allrounder beweisen und verschiedene Fakultäten verbinden. Der Fokus ist nicht auf ein einzelnes Produkt gerichtet, sondern ich kann viele Stränge ziehen und muss sowohl fertigungstechnisch als auch logistisch denken. Die Aufgabe bedeutet Multitasking, man ist nicht nur auf einem Spielfeld unterwegs.“
Auf dem medizintechnischen Arbeitsmarkt sieht Röper deshalb gute Chancen für Ingenieurbereiche wie Maschinenbau, Verfahrens-, Kunststoff- und Werkzeugtechnik.
„Speziell ausgebildete Medizintechniker sind selten,“ sagt er, „aber nach meiner Erfahrung werden Menschen gebraucht, die die Grundlagen des Ingenieurwissens beherrschen und sich das fachliche Know-how in den Firmen schnell aneignen können.“
CHRISTIANE GIBIEC
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