Software analysiert Hirntumore in Minutenschnelle
Sie soll die Behandlungsmöglichkeiten von Patienten mit Hirntumor verbessern: die Software BrainTumIA, entwickelt von Ärzten und Ingenieuren aus Bern. Die Software analysiert bösartige Gewebestrukturen in Minutenschnelle und lernt ständig dazu.
Während ein Arzt bis zu 60 Minuten braucht, um einen Hirntumor auf einer Magnetresonanzaufnahme zu analysieren, kann das neue vollautomatische BraTumIA-Computerprogramm die bösartigen Gewebestrukturen innerhalb von nur zehn Minuten bis ins Detail bestimmen. Die Software kann dabei sogar dreidimensionale Berechnungen durchführen – das macht sie bislang weltweit einzigartig.
Software soll Therapien optimieren
Hinter der Software stecken Ärzte und Ingenieure aus Bern. Sie gehören zum dortigen Inselspital und zum Institut für chirurgische Technologien und Biomechanik (ISTB) der Universität Bern und wollen die Behandlung von Tumoren verbessern. „Die präzise Segmentierung des Tumorgewebes ermöglicht uns, die Bildinformationen immer genauer zur Therapieoptimierung einzusetzen“, erklärt Prof. Roland Wiest, Neuroradiologe am Inselspital. „Dies ist enorm wichtig, weil neue Behandlungsstrategien bei Gliomen – bösartigen Tumoren – auf exakte Wachstumsdaten der Tumore angewiesen sind.“
Software lernt ständig dazu
BrainTumIA reiht sich in den Trend des medizinischen Data Minings ein. Die Software verbessert sich kontinuierlich durch das Sammeln neuer statistischer Daten – ähnlich wie beim gewöhnlichen Data-Mining, bei dem im Internet Daten zu Kaufgewohnheiten der Kunden gesammelt werden. Durch diese Technologie hat es die Software geschafft, bezüglich Messgenauigkeit für internationales Aufsehen zu sorgen. Die US-amerikanische Tageszeitung Washington Post stellte sie als Vorzeigeobjekt bezüglich Data Mining im medizinisch-analytischen Bereich vor.
Für Gehirntumor-Patienten ist das medizinische Data Mining entscheidend: Analysieren Ärzte Bilder des Tumorgewebes manuell, sind theoretisch Fehlschlüsse in verschiedene Richtungen möglich. Die Software hingegen macht höchstens Fehler, die immer in die gleiche Richtung gehen. Diese können Ärzte rasch und zielgerichtet überprüfen und auf ein Minimum reduzieren.
Derzeit arbeitet die Forschergruppe an zwei neuen Versionen der Software für Patienten mit Schlaganfall und Multipler Sklerose (MS). Bei MS-Patienten soll die Software entzündetes Hirngewebe in der weißen Hirnsubstanz (Plaques) erkennen. Bei Schlaganfall-Patienten soll sie prognostizieren, welche Hirnbereiche nach der Behandlung voraussichtlich geschädigt bleiben.
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