Titanimplantat gibt nach Lendenwirbelsäulen-OP volle Beweglichkeit zurück
Ein neues Implantat gibt Patienten, die an der Schaufensterkrankheit leiden, volle Beweglichkeit zurück. Es hört auf den Namen Tops und ist eine von Medizinern heißersehnte Alternative zu klassischen Implantaten, die die Wirbelsäule versteifen. Zum Einsatz kommt es bereits in Kliniken in Berlin, Mainz und Breisach.
Gemächlich geht der ältere Herr durch die Fußgängerzone. Er hält sich stets nah an den Häusern. An Schaufenstern bleibt er stehen und begutachtet, leicht vornübergebeugt, die Auslagen, wie es scheint. Als er auch an einem Beerdigungsinstitut stehen bleibt und den Blick über Särge und Urnen schweifen lässt, ist klar: die Auslagen interessieren ihn nicht. Er macht an den Auslagen Halt, weil er an der Schaufensterkrankheit leidet. Dabei verursacht eine Gelenkarthrose der kleinen Wirbelgelenke, dass der Wirbelkanal der Lendenwirbelsäule eingeengt wird.
Doch dem Mann kann geholfen werden. Im unteren Lendenbereich wird der verschlissene Kanal in einer Operation erweitert, sodass der schmerzhafte Druck auf die Nervenbahnen aufhört, die in seinem Inneren verlaufen. Um die daraus folgende Instabilität der Wirbelsäule auszugleichen, werden die betroffenen Wirbel nach heutiger Operationstechnik durch ein Implantat starr miteinander verbunden. Doch das schränkt die Beweglichkeit ein.
Implantat Tops ersetzt Weich- und Knochenteile der Wirbelsäule
Das israelische Unternehmen Premia Spine aus Ramat Poleg nördlich von Tel Aviv hat das Implantat Total Posterior Solution (Tops) entwickelt. Es ersetzt die Weich- und Knochenteile im betroffenen Wirbelsäulenbereich, die zur Linderung des Drucks auf die Nerven entfernt wurden.
Tops besteht aus zwei Platten aus dem körperfreundlichen Metall Titan, die an der Wirbelsäule befestigt werden. Zwischen den Platten befindet sich ein Gelenk, das alle Bewegungen zulässt, die eine gesunde Wirbelsäule ermöglicht. Die Erhaltung der Beweglichkeit verhindert zudem eine Überlastung benachbarter Segmente der Wirbelsäule, die bei Versteifungsoperationen oft vorkommt.
Nach dem Eingriff ist der Patient nicht nur schmerzfrei. Er kann wieder normal laufen, während es bei einer Versteifung der entsprechenden Wirbel aussieht, als hätte er einen Spazierstock verschluckt. Er kann sich bücken und ein wenig um die eigene Körperachse drehen.
Implantat kommt in Kliniken in Berlin, Mainz und Breisach zum Einsatz
Um Tops zu implantieren, genügt ein Schnitt durch die Haut auf der Rückenseite. Genau wie bei Versteifungsimplantaten wird Tops mit jeweils vier dünnen Schrauben befestigt, die ein selbstschneidendes Gewinde haben. Sie können sich also selbstständig einen Weg durch den Bereich zwischen Wirbelkörper und Wirbelbogen bahnen, den Mediziner Pedikel nennen.
Die neue Art der Behandlung von Spinalkanalstenose, wie die Schaufensterkrankheit fachmännisch genannt wird, setzen bereits Krankenhäuser in Berlin, Mainz und Breisach ein. Außerdem bieten zwei Mediziner in Nordrhein-Westfalen diese Operation in mehreren Krankenhäusern an.
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