US-Studie: Impfung gegen Corona zahlte sich wirtschaftlich aus
Die Entwicklung von Impfstoffen und die kostenlose Corona-Impfung haben Milliarden gekostet. Aber es hat sich gelohnt, wie eine Studie zeigt.

Entwicklung und Verteilung von Covid-19-Impfstoffen hat Milliarden gekostet, die Investitionen haben sich dennoch wirtschaftlich gelohnt.
Foto: PantherMedia / Illia Uriadnikov
Im Frühjahr 2020 rollte eine Pandemie über die Welt, die Gesundheitssysteme und Volkswirtschaften zugleich unter Druck setzte. Während in den USA das Virus immer weiter um sich griff, begannen erste klinische Studien für einen Impfstoff gegen COVID-19. Nur ein Jahr später hatten bereits rund 66 Millionen Erwachsene in den Vereinigten Staaten mindestens eine Impfdosis erhalten – und das kostenlos.
Rund fünf Jahre später zieht eine neue Studie nun Bilanz: Die umfangreichen Investitionen in Forschung, Entwicklung, Kauf und Verteilung der Impfstoffe haben sich für die USA mehr als bezahlt gemacht. Forschende der University of Michigan zeigen in ihrer Analyse, dass die Impfung nicht nur Leben rettete, sondern auch erhebliche finanzielle Vorteile brachte.
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Impfstrategie spart mehr Geld, als sie kostet
Veröffentlicht wurde die Studie in der Fachzeitschrift Vaccine. Das Forschungsteam verglich die Gesamtausgaben der US-Regierung für die Impfstrategie mit den vermiedenen Kosten im Gesundheitssystem. Das Ergebnis: Die Einsparungen durch die Impfungen übersteigen die Ausgaben deutlich – insbesondere bei Menschen über 40 Jahren.
Dabei bezog das Team nicht nur die direkten Behandlungskosten von COVID-19 ein, sondern auch Folgekosten: etwa für Tests, Langzeitfolgen wie Long COVID, seltene Impfreaktionen oder die Produktivitätsverluste durch krankheitsbedingte Ausfälle. Selbst wenn man letztere außen vor lässt, zeigt sich laut Studie ein klarer Spareffekt – vor allem bei älteren Erwachsenen.
Auch Jüngere profitieren – indirekt noch mehr
Bei den 18- bis 39-Jährigen war das Bild differenzierter. Zwar überstiegen hier die Impfkosten die vermiedenen direkten Gesundheitskosten leicht, doch sobald man die Produktivitätsverluste mit einbezieht, kehrt sich das Verhältnis um. Die Impfung zahlte sich dann auch für diese Altersgruppe wirtschaftlich aus – etwa weil weniger Arbeitstage ausfielen.
„Alles in allem können wir mit Sicherheit sagen, dass dies eine kluge Investition für die amerikanische Bevölkerung war, selbst bei einer sehr konservativen Analyse“, so Lisa Prosser, Professorin an der U-M Medical School und Erstautorin der Studie. Auch der Co-Autor David Hutton betont, dass das genutzte Rechenmodell auf zurückhaltenden Annahmen beruht – die realen Einsparungen könnten also sogar noch höher liegen.
Rechenmodell berücksichtigt viele Faktoren
Das Modell, das dem Forschungsteam als Grundlage diente, erfasst eine breite Palette von Variablen: von den Impfstoffkosten über Testverfahren, Hospitalisierungen, Behandlungskosten bei unterschiedlichen Schweregraden der Erkrankung bis hin zu langfristigen gesundheitlichen Auswirkungen.
Long COVID – in der Fachwelt auch als PASC (Post-Acute Sequelae of SARS-CoV-2 infection) bezeichnet – war ebenso Teil der Berechnungen wie seltene, aber mögliche Impfreaktionen. Was nicht berücksichtigt wurde: etwa Pflegezeiten für erkrankte Familienmitglieder, Fahrtkosten zum Arzt oder Eigenanteile bei der medizinischen Versorgung. Auch langfristige Grundlagenforschung, die zur Entwicklung der mRNA-Impfstoffe beitrug, floss nicht in die Rechnung ein.
Impfwirkung zeigt sich auch in aktuellen Zahlen
Obwohl die akute Phase der Pandemie inzwischen abgeklungen ist, zeigt sich die Wirkung der Impfkampagne bis heute. Im Jahr 2025 sterben in den USA immer noch zwischen 800 und 1000 Menschen pro Woche an COVID-19. Gleichzeitig ist die Zahl der schweren Verläufe dank Impfung und verbesserter Behandlungsoptionen deutlich zurückgegangen.
Aktuell empfiehlt das US-amerikanische CDC (Centers for Disease Control and Prevention), dass alle Menschen ab sechs Monaten mindestens eine Dosis eines der aktualisierten COVID-19-Impfstoffe erhalten. Seit September 2023 sind diese Versionen verfügbar. Bislang haben etwa 30 Millionen Menschen diese Impfung erhalten. Unter den über 65-Jährigen – einer besonders gefährdeten Gruppe – liegt die Impfquote bei etwa 30 %.
Für Menschen mit geschwächtem Immunsystem oder Vorerkrankungen empfiehlt die CDC eine zweite Impfdosis im Abstand von sechs Monaten. Wer im Herbst 2023 geimpft wurde, sollte laut Empfehlung jetzt erneut geimpft werden.
Ausblick: Weitere Modelle geplant
Das Team der University of Michigan arbeitet derzeit an weiteren ökonomischen Modellen für die nächsten Impfwellen. Ziel ist es, auch die Kosteneffizienz der angepassten Impfstoffe besser bewerten zu können. Ob ein solches Modell für die nächste Generation der Impfstoffe kommt, hängt allerdings von der weiteren Finanzierung und den verfügbaren Daten des CDC ab.
Lisa Prosser betont: „Aus einer breiteren gesamtwirtschaftlichen Perspektive und aus der Perspektive der Kosten für die medizinische Versorgung war die Entscheidung der Bundesregierung, die Impfstofftests zu beschleunigen, große Mengen des Impfstoffs zu kaufen und die Kosten für Impfungen in vielen Bereichen zu übernehmen, klug.“
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