Digitalisierung 11.10.2023, 08:25 Uhr

Von der Praxissuche bis zur ePA: Wie sieht es mit der Digitalisierung im Gesundheitswesen aus?

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland macht Fortschritte, zeigt aber noch erhebliches Optimierungspotenzial. Online-Kanäle spielen bereits eine bedeutende Rolle bei der Praxissuche, doch die Digitalisierung der Aufnahmeprozesse und die Akzeptanz digitaler Gesundheitsanwendungen außerhalb von Arztbesuchen stehen noch vor Herausforderungen.

Digitalisierung im Gesundheitswesen

Digitalisierung im Gesundheitswesen: Der Weg zu vernetzter Gesundheit und effizienter Patientenbetreuung.

Foto: PantherMedia / serhii.bobyk.gmail.com

Die Digitalisierung des Gesundheitswesens in Deutschland macht Fortschritte, nichtsdestotrotz  besteht noch erhebliches Potenzial zur Optimierung. Das zeigten die Ergebnisse einer aktuellen Studie von OMMAX, einer europäischen Strategieberatung für nachhaltige digitale Innovationen. In dieser Studie untersuchte OMMAX verschiedene Etappen der „Customer Journey“ von Patienten, angefangen von der Praxisauswahl bis zur Diagnose.

Online-Kanäle für die Praxissuche

So zeigten die Umfrageergebnisse, dass Online-Kanäle heute in über 30 Prozent der Fälle eine wesentliche Rolle bei der Praxissuche spielen. Bei der Terminvereinbarung für Arztbesuche erfolgt aber immer noch fast die Hälfte (45 Prozent) über das Telefon, während Online-Tools bereits in 21 Prozent der Fälle an zweiter Stelle stehen.

„Schon weil im Gesundheitswesen besonders sensible Daten verarbeitet und gespeichert werden, hinkt der Sektor bei der Digitalisierung hinterher“, kommentiert Dr. Anja Konhäuser, Partner bei OMMAX Ergebnisse der Untersuchung. „Die Studie zeigt allerdings, dass politische Entscheidungsträger, Lobbygruppen und andere Bedenkenträger die Entwicklung unnötig ausbremsen. Denn mit nahezu 80 Prozent der Befragten ist die überwiegende Mehrheit der Patienten bereit, Gesundheitsdaten digital zu speichern. Zudem erachten knapp 75 Prozent der Studienteilnehmer Online-Booking-Tools als vertrauenswürdig. Offenbar ist die gesellschaftliche Akzeptanz der Digitalisierung viel weiter gediehen als der politische Wille.“

Grad der Digitalisierung der „Patient Journey“

Eines der Ziele dieser Untersuchung war, den Grad der Digitalisierung der „Patient Journey“ zu analysieren, die den Entscheidungsprozess von Patienten vor, während und nach einer Behandlung darstellt. Schließlich nutzen die Patienten mittlerweile nicht nur Online-Kanäle, um eine passende Praxis zu finden, sondern auch, um sich anhand von Online-Informationen für oder gegen bestimmte Angebote zu entscheiden.

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Etwa ein Viertel der Befragten vertraut bei ihrer Entscheidungsfindung auf Informationen aus Online-Rezensionen, Inhalten auf Praxiswebsites sowie auf Social-Media-Profilen, denen sie vertrauen. Doctolib ist mit großem Abstand das am häufigsten genutzte Online-Buchungs-Tool, wobei 47 Prozent der Buchungen laut der Studie über diese Plattform abgewickelt wurden. Direkt über die Praxiswebsite wurden knapp 18 Prozent der Buchungen getätigt, während Samedi für nahezu 13 Prozent verantwortlich war. Doctena und Jameda folgen mit einem geringeren Anteil an Buchungen.

Aufnahmeprozesse häufig manuell

Die Digitalisierung der Aufnahmeprozesse ist aber noch nicht so fortgeschritten. Nahezu 80 Prozent der Teilnehmer gaben an, dass sie den Aufnahmeprozess in Praxen manuell durchlaufen müssen. Nur in wenigen Praxen besteht die Möglichkeit, dass Patienten ihre Informationen vor einem Termin digital übermitteln können.

Die Studie untersuchte auch den Einsatz digitaler Gesundheits- und Vorsorgeanwendungen durch Patienten außerhalb ihrer Arztbesuche. Gesundheits-Apps haben mittlerweile einen festen Platz gefunden. Lediglich 12 Prozent der Studienteilnehmer verwendeten keine solche App. Besonders populär sind demzufolge Krankenkassen-Apps mit gut 26 Prozent, gefolgt von Fitness-Apps mit über 18 Prozent sowie Apps zur Dokumentation von Gesundheitsdaten und Ernährungs-Apps mit jeweils über 16 Prozent.

Digitalisierung des Gesundheitssystems ist ein Thema, das viele bewegt. Laut einer anderen Umfrage unterstützt die Mehrheit der deutschen Bevölkerung die Pläne der Bundesregierung zur umfassenden Digitalisierung des Gesundheitssystems. Die repräsentative Meinungsumfrage, durchgeführt im Auftrag des Digitalverbandes Bitkom, zeigte, dass 83 Prozent der Befragten grundsätzlich die Digitalisierung im Gesundheitswesen befürworten.

In der Umfrage sprachen sich 72 Prozent dafür aus, die Umstellung auf digitale Arbeitsweisen zügiger voranzutreiben, während lediglich 7 Prozent die Geschwindigkeit als zu hoch empfanden. Das hat die dpa berichtet.

E-Rezept und E-Patientenakte

Viele begrüßen zudem auch das E-Rezept. 81 Prozent der Befragten sind der Meinung, dass die Einführung des E-Rezepts zu langsam voranschreitet. Etwa die Hälfte der Patienten möchte die neue Option nutzen, das Rezept mithilfe der Gesundheitskarte einzulösen, während 22 Prozent das Smartphone bevorzugen. Allerdings bevorzugen knapp ein Viertel der Menschen in Deutschland weiterhin ein Rezept auf Papier.

Auch die E-Patientenakte (ePA) erfährt weitgehend Zustimmung, obwohl einige Befragte Bedenken äußern. Auf die Frage „Möchten Sie die elektronische Patientenakte nutzen?“ antworteten 33 Prozent mit „Ja, auf jeden Fall“ und 26 Prozent mit „Eher ja“, berichtete die dpa. Aber ein Drittel der Befragten steht dem zentralen Projekt von Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) skeptisch gegenüber. 31 Prozent äußerten „Eher nein“ zur Nutzung der ePA, während 6 Prozent die Nutzung kategorisch ausschließen. Viele haben Bedenken hinsichtlich der Datensicherheit bei der ePA, das haben 59 Prozent der Befragten aggegeben.

Nach den Gesetzesplänen der Bundesregierung sollen die Krankenkassen bis zum 15. Januar 2025 automatisch eine E-Akte für alle Versicherten einrichten, es sei denn, man widerspricht aktiv.

Ein Beitrag von:

  • Alexandra Ilina

    Redakteurin beim VDI-Verlag. Nach einem Journalistik-Studium an der TU-Dortmund und Volontariat ist sie seit mehreren Jahren als Social Media Managerin, Redakteurin und Buchautorin unterwegs.  Sie schreibt über Karriere und Technik.

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