Wie ein Bioimplantat Krebszellen in die Falle lockt
Ein Bioimplantat aus den USA zieht Krebszellen aus dem Verkehr, die unkontrolliert durch den Körper wandern. Das senkt die Gefahr, dass Metastasen entstehen. Versuche mit Mäusen waren bereits erfolgreich.
Das Verfahren ist relativ simpel: Forscher der Northwestern University in Chicago haben ein schwammartiges Gerüst aus einem bioverträglichen Material entwickelt, das die Form einer Pille hat. Im Körper zieht es Immunzellen an und bringt diese dazu, ein für Krebszellen günstiges Mikroklima zu schaffen. Die bösartigen Zellen können diesem Nest nicht widerstehen. Sie siedeln sich am Gerüst an, anstatt weiter unkontrolliert durch den Körper zu wandern und irgendwann Metastasen auszulösen.
Tierversuche mit dem Bioimplantat erfolgreich
In Tierversuchen hatten die Forscher Erfolg: Sie experimentierten mit Mäusen, die an einer schnell und stark streuenden Brustkrebsvariante erkrankt waren. Bei der Hälfte der Tiere setzten die Forscher das Bioimplantat unter die Haut. Nach einer Woche durchleuchteten sie die Implantate mithilfe der sogenannten Kohärenz-Tomografie (OCT). Sie fanden Krebszellen.
Lunge und Leber – die bevorzugten Ziele der umherziehenden Krebszellen – waren bei nur zwei der acht Mäuse befallen. Und das, obwohl die Implantate gar nicht an diesen Organen lagen. Sie scheinen also tatsächlich Krebszellen gezielt anzulocken. In der Kontrollgruppe hatten nach einer Woche hingegen alle Mäuse Metastasen in der Leber. „Die Fähigkeit der Gerüste, Metastasenzellen einzufangen und ihre Ausbreitung auf andere Organe zu begrenzen, unterscheidet diesen Ansatz von rein diagnostischen Verfahren“, schreiben die Wissenschaftler in der Fachzeitschrift Nature.
Bioimplantate sollen Krebspatienten vor Metastasen schützen
Irgendwann könnte das Verfahren auch menschlichen Krebspatienten zugutekommen. Denn zu den größten Problemen zählt immer noch, dass sich Krebszellen im Blut nur schwer nachweisen lassen und Ärzte Metastasen oft zu spät erkennen. „Typischerweise bleiben sie unbemerkt, bis sie schon die Funktion eines oder mehrerer Organe beeinträchtigt haben“, erklärt Forscherin Lonnie Shea.
Da die Implantate nahe unter der Haut sitzen, seien sie für die optische Durchleuchtung gut zugänglich. Shea: „Diese Gerüste fungieren damit in Kombination mit der OCT-Bildgebung wie ein Sensor, über den wir Tumorzellen schon früh im Metastasenprozess nachweisen können.“ Die Forscher können zudem Krebszellen entnehmen und ihren Typ bestimmen. Man könne dann frühzeitig mit einer geeigneten Therapie beginnen.
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