Wie Digitaltechnik die Medizinbranche revolutioniert
Roboter, die sich für kranke Kinder ins Klassenzimmer setzen, mobile Smartphone-EKGs für Herzpatienten, ein Schlaflabor für zuhause: Das alles zeigt die Fachmesse Medica 2015, die heute in Düsseldorf gestartet ist.
Vom 16. bis 19. November kommt die medizinische Fachwelt aus Praxen, Kliniken, Forschung, Industrie und Fachhandel in Düsseldorf zusammen. Dort präsentieren 4952 Aussteller aus 70 Ländern auf den Fachmessen Medica und Compamed 2015, wie Technik die ambulante und stationäre Patientenversorgung revolutioniert.
Roboter Nao setzt sich für kranke Kinder ins Klassenzimmer
Über lange Zeit im Krankenhaus zu sein, ist für Kinder oft traurig: Sie sind aus dem Alltag gerissen und können keine Zeit mehr mit ihren Schulfreunden verbringen, was den Genesungsverlauf verzögern kann. Da muss doch was zu machen sein, haben sich die Kreativköpfe des Schweizer Projekts Avatar Kids gedacht. Sie haben deswegen einen kleinen humanoiden Roboter namens Nao so programmiert, dass er das kranke Kind im Unterricht vertritt.
Der Avatar-Roboter sitzt im Klassenzimmer und spitzt seine elektronischen Augen und Ohren. Über ein Tablet sieht und hört das Kind im Krankenhausbett, was im Schulzimmer passiert. Und kann über ein Mikrofon sogar aktiv am Unterricht teilnehmen. Seine Stimme klingt nämlich durch einen in den Roboter integrierten Lautsprecher. Der elektrische Klassenkamerad kann außerdem auf Wunsch Emotionen zeigen.
Schnelle Reaktion im Ernstfall: Herzmonitoring via Tablet
Die meisten Menschen, die unter eine Herzkrankheit leiden, wollen sich ihres Herzzustandes jederzeit sicher sein. Das Unternehmen Cardio Secur zeigt deswegen auf der Medica ein mobiles EKG für zuhause. Es besteht aus vier Elektroden und einer App für Smartphones oder Tablets, die komplizierte EKG-Sprache in klare Handlungsanweisungen übersetzt.
Sollte die EKG-Messung beispielsweise erhebliche Veränderungen zu Referenzwerten zeigen, färbt sich der Hintergrund rot und es erscheint der Hinweis: „Sofort zum Arzt.“ Der Arzt kann sich die Daten schon vor Eintreffen des Patienten online ansehen. Das spart Zeit, die im Ernstfall über Leben und Tod entscheidet.
Vergleichbare Produkte gibt es auf der Medica zuhauf zu sehen. „Die digitale Vernetzung ist ein Komplex, der sich durch sämtliche medizinische Bereiche zieht“, sagt Medica-Direktor Horst Giesen.
Das führe zu weitreichenden Veränderungen, betonte Franz-Joseph Bartmann, Vorsitzender des Telematik-Ausschusses der Bundesärztekammer, gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa: „Der Patient erhebt selbst Daten und Werte digital, die er dem Arzt mit der Bitte um Einordnung schickt. Perspektivisch muss der Arzt sich auf die Sprechstunden vorbereiten. Das Verhältnis von Arzt und Patient verkehrt sich in gewisser Weise.“
Beurer zeigt ein Schlaflabor für zuhause
Schlafstörungen können sich negativ auf die Gesundheit auswirken, beispielsweise zu Störungen des Blutdrucks und des Stoffwechsels führen. Deswegen hat das Unternehmen Beurer SE 80 Sleep Expert entwickelt – einen Schlafsensor, den man unter der Matratze platziert. Er misst und analysiert Schlafphasen, Herz- und Atemfrequenz und Atemaussetzer.
Die Werte lassen sich in einem digitalen Schlaftagebuch festhalten. Der Anwender sieht dann schwarz auf weiß, welche Auswirkungen sich ergeben, wenn er seine Konsumgewohnheiten ändert oder Sport treibt.
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