Drohnen liefern bei Katastrophen Live-Landkarten für Helfer am Boden
Wo sind die Zerstörungen am größten? Kommt man da mit den Rettungswagen noch durch? Übliche Landkarten nützen nach großen Katastrophen wenig. Straßen und Brücken können zerstört sein, Wege verschüttet. Jetzt hat das DLR eine Technik erprobt, Luftbilder von Drohnen live in Karten einzufügen, die den Helfern am Boden nutzen können.
Auf dem Flughafen in Weeze in Nordrhein-Westfalen hat das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt Ende März erfolgreich ein System getestet, das aktuelle Luftbilder von Katastrophengebieten live in Karten einbauen kann. Bei großen Katastrophen wäre das ein entscheidender Vorteil, denn die Rettungsteams am Boden könnten sich viel besser orientieren und schneller zu den Opfern vordringen.
Drohne erzeugt live interaktive Karte für Rettungskräfte
Bei dem Test setzte das DLR eine spezielle Version des MACS-Luftbildkamerasystems (Modular Airborne Camera System) ein, das vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme entwickelt wurde. Dieses Kamerasystem kann die aktuelle Schadenslage nicht nur als interaktive Karte abbilden. Das kann das System auch noch in Echtzeit. Das heißt: Bei einer Katastrophe kann eine Drohne aufsteigen, das Einsatzgebiet filmen und die interaktive Karte auf die Tablets der Rettungskräfte am Boden schicken.
Dazu werden die Luftbildaufnahmen direkt auf das weltweit verfügbare Oberflächenmodell der Erde projiziert und als Überlagerung in eine digitale Karte eingeblendet. Beide sind im Global Disaster Alert and Coordination System (GDACS) der UN eingebunden und können weltweit von Hilfskräften abgerufen werden.
Durch die Verwendung einer Drohne können auch große Einsatzgebiete innerhalb weniger Minuten kartiert werden – ohne komplizierte Infrastruktur.
Hohe Auflösung erlaubt auch Prävention von Katastrophen
Bislang hat das DLR das MACS-Luftbildkamerasystem beispielsweise im Himalaya erprobt. Durch den Einsatz mehrerer Kameramodule wird ein Bildwinkel von ca. 120° abgedeckt. Somit ist auch die hochauflösende Abbildung von Berghängen gewährleistet, die deutlich besser ist als Aufnahmen durch Satelliten. Das erlaubt es den Forschern, beispielsweise drohende Hangabrutsche früher zu erkennen.
Das Kamerasystem ist für Flughöhen bis zu 20.000 m geeignet, im Himalaya wird es in Höhen von rund 10.000 m genutzt. In Katastrophengebieten dürften allerdings deutlich niedrigere Flughöhen sinnvoll sein.
Drohne kann senkrecht starten und landen
Beim Test in Weeze setzte das DLR eine Drohne des deutschen Herstellers Germandrones ein, die senkrecht starten und landen kann. Sie orientiert sich automatisch. Einsetzen will die Drohne die deutsche Hilfsorganisation Isar, die unter dem Dach der UNO arbeitet und sich auf die Bergung von Katastrophenopfern spezialisiert hat.
Der Überblick aus der Luft verschaffe den Rettungskräften große Vorteile. „In einem Krisenfall zählt jede Minute“, so Thomas Kraft vom DLR-Institut für Optische Sensorsysteme. „Wir konnten zeigen, dass mit der MACS-Kamera und dem unbemannten Luftfahrzeug von Germandrones große Gebiete innerhalb weniger Minuten kartiert werden können.“ Bereits direkt nach der Landung standen den Einsatzkräften Übersichtskarten zur Verfügung, wodurch sich ein Rettungseinsatz schneller koordinieren lässt.
Großer Praxistest im Mai in der Schweiz
Bei dem jetzt getesteten System handelt es sich noch um einen Prototypen. Es soll erstmals im Rahmen einer großen, mehrtägigen Katastrophenschutzübung im Mai 2017 in der Schweiz auf Herz und Nieren geprüft werden.
Wenn schon Filmaufnahmen aus der Luft reichen, dann können die Helfer auch auf ein System zurückgreifen, das Land Rover gerade vorgestellt hat. Für das Internationale Rote Kreuz hat Land Rover seinen Geländewagen Discovery mit einem Hangar ausgerüstet, von dem eine Drohne sogar während der Fahrt starten kann. Die Filmaufnahmen eines Katastrophengebietes werden direkt auf ein Display im Auto oder auf Tablets übertragen.
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