Antriebstechnik zeigt sich in Hannover stark für die Zukunft
Der Markt für Antriebstechnik ist wieder auf dem Wachstumspfad. Neben dem Trend zu energieeffizienten Lösungen werden weitere Potenziale bei der Ausrüstung von mobilen Arbeitsmaschinen mit Elektro- bzw. Hybridantrieben sowie der Elektromobilität erwartet. Deutlich dürfte auf der Hannover Messe auch der Techniktrend werden, dass die Sicherheitstechnik näher an die Antriebe rückt.
Nach den starken krisenbedingten Produktionsrückgängen vor zwei Jahren hat die Antriebstechnik seit dem letzten Jahr wieder zur Aufholjagd angesetzt: 15 % Umsatzplus errechnete der Verband Deutscher Maschinen und Anlagenbau (VDMA) für das abgelaufene Jahr 2010 bei den deutschen Herstellern von Antriebstechnik. Dieser Aufwärtstrend soll sich auch 2011 fortsetzen, dann erwartet der Branchenverband ein Plus von 8 % für die Antriebstechnik.
Für die Zukunft ist der Markt für Antriebskomponenten auch durch den Trend zur Elektromobilität und die Globalisierung geprägt. Eine Studie der
Unternehmensberatung McKinsey & Company belegt, dass sich das Marktvolumen hier bis 2030 weltweit auf 460 Mrd. € pro Jahr mehr als verdoppeln wird und 420 000 neue Arbeitsplätze auf diesem Sektor geschaffen werden. Europa profitiere davon mit 170 Mrd. € Marktvolumen, so die Marktbeobachter. Bis 2030 wird der Fahrzeugmarkt für Elektromotorkomponenten doppelt so groß sein wie für Verbrennungsmotorkomponenten, wie die Berater anhand einer detaillierten Modellierung der Wertschöpfungskette in über 60 Komponentengruppen errechneten. Elektromotoren, Batterien und Thermomanagement seien dabei die wachstumsstärksten Komponenten.
Diese Entwicklung wird sich auch auf mobile Arbeitsmaschinen wie Bagger oder Landmaschinen auswirken: Für das Jahr 2020 rechnet man bei Stieler Technologie- & Marketingberatung in Lörrach damit, dass es sich um eine etablierte Technologie handeln wird, die in sämtlichen wichtigen Maschinengruppen eingesetzt wird. Neben elektrischen Fahrantrieben werden bei Landmaschinen elektrische Anbaugeräte, z. B. Kreiselmäher, Sämaschine und Ballenpresse hinzukommen, glauben die Stieler-Experten. Zunehmend werden jetzt schon Hybridlösungen entwickelt.
Für Anbieter von elektrischen Antrieben und Spezialisten für Flurförderfahrzeuge wie Gabelstapler besteht dabei die Chance sich hier einzubringen.
Einen großen Schritt in Richtung Elektromobilität hat nun die SEW Eurodrive aus Bruchsal zusammen mit dem Automobilzulieferer Brose aus Coburg gewagt. Mit ihrem Gemeinschaftsunternehmen Brose-SEW Elektromobilitäts GmbH & Co. KG haben sie sich die Entwicklung, Produktion und Vermarktung von Antriebs- und Ladesystemen für Elektro- und Hybridfahrzeuge zum Ziel gesetzt. Mit autonomen Systemen für die Lagerlogistik hat der Antriebsspezialist SEW in der Vergangenheit bereits Erfahrungen mit mobilen Lösungen gesammelt. Ein weiterer Trend im Bereich Antriebstechnik ist, dass die Sicherheitstechnik immer näher an die Antriebe rückt. Hierzu haben einige Aussteller der Hannover Messe bereits Lösungen entwickelt.
Messeteilnehmer Parker Hannifin bietet etwa mit seinen intelligenten Servoantrieben Compax3 Komplettpakete inklusive aktueller Sicherheitstechnik: So gestatten es antriebsintegrierte Sicherheitsfunktionen wie sicher abgeschaltetes Moment (STO), einen preiswerten zweiten Abschaltpfad zu realisieren und so die Kosten eines zweiten Relais netz- und motorseitig einzusparen. Darüber hinaus sind Funktionen wie ein sicherer Halt, sicher begrenzte Geschwindigkeit und eine sichere Bremsenansteuerung bereits in den Antrieb integriert. Doppelte Verdrahtung und externe Überwachungsmodule für die Sicherheitstechnik entfallen somit gegenüber klassischen Lösungen.
Auch der Antrieb „IndraDrive“ von Bosch Rexroth verfügt über antriebsintegrierte Sicherheitstechnik: Etwa das sichere Brems- und Haltesystem (SBS) als Absturzsicherung für schwerkraftbelastete Achsen in Applikationen wie Ladeportale, Zeitungsdruckmaschinen, Verpackungsmaschinen oder Auswuchtmaschinen. Darüber hinaus erweitern Funktionen wie die sicher begrenzte Position, sicher überwachte Position, Sicher überwachte Verzögerung, sichere Schutztürzuhaltung sowie sichere Ein-/Ausgänge das integrierte Konzept.
Ein per Netzwerk voll integriertes Sicherheitssystem inklusive der intelligenten Antriebssicherheitsfunktionen zeigt nach Angaben von Bernecker & Rainer Industrie-Elektronik (B&R) aus Eggelsberg/Österreich in Hannover: Dabei stellt B&R die Berechnung von Anhaltewegen und Aufprallenergie durch die Integration der Sicherheitstechnik direkt in Servoantriebe und -motoren auf eine neue Basis. Die serienmäßig eingebaute relaislose Sicherheitsschaltung SafeMC (Safe Motion Control) überwacht zudem ständig jede Reaktion des Motors.
Zur Vermeidung von zusätzlichen Reaktionszeiten ist die Elektronik direkt in den Antrieb integriert. Dadurch gelingt B&R nach eigenen Angaben eine Reduktion der Fehlerreaktionszeit auf 7 ms, was dem Motor weniger als ein Zehntel der bisher üblichen Zeit lässt, um im Fehlerfall zu beschleunigen. E. LANGE
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