Ausgedient: Sturmgewehr G36 wird durch moderne Waffe ersetzt
Nach 20 Jahren geht die Dienstzeit des Sturmgewehres G36 vorzeitig zu Ende. Die Bundeswehr wird 2019 mit neuen Sturmgewehren ausgerüstet, nachdem das G36 bei Hitze zu schlechte Schießergebnisse zeigt. Ein moderneres System soll nun das alte Sturmgewehr ersetzen.
Das Verteidigungsministerium mit Ministerin Ursula von der Leyen an der Spitze hat entschieden, dass das langjährige Sturmgewehr G36 ausgemustert wird. Eine Nachrüstung durch den Hersteller, die Oberndorfer Firma Heckler & Koch, hat das Militär abgelehnt. „Wir haben uns im Einvernehmen mit der militärischen Führung für einen klaren Schnitt entschieden“, erklärte von der Leyen am Dienstag in Berlin.
Nach jahrelangen Prüfungen und teilweise widersprüchlichen Gutachten räumte die Verteidigungsministerin im Gegensatz zu ihren Vorgängern massive Probleme bei der Treffsicherheit des Gewehres ein.
Insbesondere bei Hitze und nach mehreren Schüssen hintereinander, lässt die Treffgenauigkeit stark nach. Die Möglichkeit, etwa sechs- bis siebentausend Gewehre mit neuen Waffenrohren auszustatten, wurde verworfen. Ab 2019 sollen die rund 170.000 Sturmgewehre des Typs G36 ausgetauscht werden.
Auftrag für neues Sturmgewehr wird europaweit ausgeschrieben
„Nach fast 20 Jahren G36 wollen wir eine neue Generation Sturmgewehr für die Bundeswehr beschaffen“, erklärte von der Leyen. „Das neue System soll auch modernere Anforderungen erfüllen als ein punktuell verbessertes G36. Dazu wird es ein offenes und transparentes Ausschreibungsverfahren geben.“
Dafür hat das Bundesamt für die Ausrüstung der Bundeswehr inzwischen eine Marktsichtung auf einer europaweiten Ausschreibungsplattform gestartet. Dafür werden in einem umfangreichen Fragenkatalog Detailangaben und Bilder des künftigen Sturmgewehrs von verschiedenen potenziellen Herstellern angefordert. Dazu gehören auch Zubehörteile wie Schalldämpfer oder Mündungsfeuerdämpfer, die den Schützen schützen.
Von der Leyen legt bis Ende November 2015 fest, welche Anforderungen an die Neuausschreibung gelegt werden. Ein möglichst breites Anbieterspektrum solle erreicht werden, erklärte Staatssekretärin Katrin Suder.
Dabei berücksichtigen die Experten auch, dass die Bundeswehr mehr und mehr in heißen Klimaregionen eingesetzt wird. Auch bei Dauerfeuer darf die Treffsicherheit künftig nicht mehr nachlassen, wie bei den hitzeanfälligen Sturmgewehren G36.
Neue Chance für Heckler & Koch
Für den derzeitigen Dauerlieferanten Heckler & Koch bedeutet diese Entscheidung zunächst einmal das Aus. Allerdings kann sich das Unternehmen erneut an der Neuausschreibung beteiligen. Allerdings müsste sich Heckler & Koch gegen Konkurrenten wie SIG Sauer aus Deutschland, den belgische Hersteller FN Herstal oder die IWI Israel Weapon Industries durchsetzen.
Bis die Sturmgewehre ab 2019 nach und nach ausgetauscht werden, werden die Soldaten der Bundeswehr für eine Übergangsphase mit 600 Sturmgewehren des Typs G27P und weiteren 600 leichten MG4 Maschinengewehren versorgt. Die Bestellung erfolgte bei Heckler & Koch. Auch eine konstruktive Verbesserung der bestehenden G36 wurde laut Bundeswehr vorgenommen.
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