Design und Ergonomie für Werkzeugmaschinen
Die Zeit kantiger und einheitlich lackierter Maschinen scheint endgültig zu Ende zu sein. Auf der Messe EMO in Hannover zeigten Hersteller von Werkzeugmaschinen und deren Komponenten kürzlich, dass sie in Sachen Optik und Ergonomie dazugelernt haben.
Den Eindruck einer zu groß geratenen Kompaktkamera vermittelten vorige Woche die von pl Lehmann auf der Metallbearbeitungsmesse EMO in Hannover präsentierten Produkte. Das moderne Design weckte die Aufmerksamkeit vieler Messebesucher. Zu ihrer Überraschung entpuppte sich die vermeintliche Kamera als Drehtisch für NC-gesteuerte Bearbeitungsmaschinen. Der Hersteller aus dem schweizerischen Bärau hatte dazu intensiv mit einem Designbüro zusammengearbeitet.
Für Hansruedi Lehmann, Geschäftsführer von pl Lehmann, war es keine Frage, dass es sich auch lohnt, Komponenten ansprechend zu gestalten, die im Arbeitsraum einer Maschine verschwinden. „Neben der höheren Wertigkeit, die das Design signalisiert, ergaben sich weitere Verbesserungen am Produkt selbst“, sagte er gegenüber den VDI nachrichten. So konnte die neue 500er-Linie gegenüber den Vorgängermodellen vereinfacht und Bauteile reduziert sowie die Dichtigkeit deutlich verbessert werden.
Werkzeugmaschinen von pl Lehmann: Kamera-Design entpuppt sich als Drehtisch für Bearbeitungsmaschinen
In der erstmals in Hannover vorgestellten 600er-Baureihe wird zudem ein spielfreies Kugelumlaufgetriebe eingesetzt, wodurch das Produkt laut Hersteller einen niedrigeren Energiebedarf und eine verbesserte Dynamik aufweist. Gegenüber Lösungen mit Direktantrieb seien die neuen Drehtische leichter regelbar, deutlich kompakter und reduzierten laut Lehmann durch ein geringeres Gesamtgewicht auch den Energiebedarf der gesamten Maschine. Durch identische Abmessungen und Schnittstellen seien die Baureihen 500 und 600 zudem flexibel austauschbar.
Der Trend, Werkzeugmaschinen auch äußerlich aufzuwerten, setzte sich auf der EMO 2011 generell fort. Immer mehr Hersteller nutzen dazu inzwischen gestalterische Elemente in den Unternehmensfarben. Selbst beim Gildemeister-Unternehmen DMG, welches bei der letzten EMO in Hannover 2007 sein neues Konzerndesign erstmals vorgestellt hatte, war eine neuerliche Weiterentwicklung zu erkennen. Die in Kooperation mit Mori Seiki vorgestellten Maschinen der Ecoline-Reihe heben sich dabei vom bisherigen Design ab, bleiben jedoch insgesamt der Konzernlinie treu.
Modernes Design soll Werkzeugmaschinen auch äußerlich aufwerten
Selbst bei den großen Bearbeitungszentren mit über 9 m Höhe und mehr als 15 m Breite gab es in Hannover deutliche optische und ergonomische Veränderungen. Neben einer edlen Verkleidung hat z. B. SHW Werkzeugmaschinen aus Aalen-Wasseralfingen seiner größten Baureihe eine neue Kabine für den Bediener verpasst. Geschäftsführer Anton Müller freute sich über die Resonanz: „In der Halle heben wir uns damit klar von unseren Wettbewerbern ab.“
Das Design mit einer großen, gewölbten und schräg nach unten gerichteten Scheibe erinnert dabei an die Fahrerkabine eines Mähdreschers. „Wir haben bei der Neuentwicklung intensiv mit unseren Zulieferern und Anwendern zusammengearbeitet und uns dabei von der Landtechnik inspirieren lassen“, stellte Müller fest. Insbesondere sei es darum gegangen, die Ergonomie am Arbeitsplatz zu verbessern. Dafür sorgen neben einer besseren Sicht auf den Arbeitsbereich unter anderem eine spürbare Schallisolierung der Kabine, ein spezieller Bodenbelag, eine Stehhilfe sowie wahlweise ein eingebautes Autoradio. „Das hat einen positiven Effekt auf die Leistungsfähigkeit und Gesundheit des Mitarbeiters und kommt somit auch dem Unternehmen zugute“, verdeutlichte der SHW-Geschäftsführer.
Werkzeugmaschinen: Außen und innen hochwertiger
Das modern erscheinende Äußere kommuniziert auch den technischen Wandel im Inneren der Maschine. Dort hat SHW nun sein neues Antriebssystem Dynamic Drive eingebaut. Durch die Kombination eines stufenlos einstellbaren Spindelstockträgers mit einer hochwertigen Wälzlagerführung erreiche dieses eine höhere Präzision als ihr Vorgänger, heißt es. Für den Fall, dass Wettbewerber auf den nächsten Messen nachziehen, stellte Müller selbstbewusst fest: „Dann wollen wir schon wieder ein Stück weiter sein.“
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