Deutschen Hightechmaschinenbauern erwächst in Asien bereits spürbare Konkurrenz
Der deutsche Kunststoff- und Gummimaschinenbau lebt vom Export und damit dem weltweit hohen Ansehen seiner Hightechprodukte. Doch auch der Wettbewerb schläft nicht. Vor allem China investiert in eigene Entwicklungen und schickt sich an, Kunststoffmaschinen made in China zu einer globalen Marke zu gestalten.
Die jüngst auf der Jahrestagung in Mainz veröffentlichten Wirtschaftszahlen des VDMA-Fachverbands Kunststoff- und Gummimaschinen, Frankfurt am Main, zeigen, wie stark die deutsche Branche vom Export vor allem in die Schwellenländer abhängig ist. So haben die Ausfuhren von Kunststoff- und Gummimaschinen in die Länder Brasilien, Russland, Indien und China (BRIC-Länder) von 1999 bis 2009 um 240 % zugenommen. Der Exportanteil der BRIC-Staaten ist in diesem Zeitraum von 7,9 % auf 25,6 % geklettert.
China gilt als der attraktivste BRIC-Staat mit dem größten Bruttoinlandsprodukt und einer enormen Marktgröße. Dennoch war 2009 in Bezug auf die Maschinenlieferungen ins Reich der Mitte kein gutes Jahr für die Mitglieder des VDMA-Fachzweigs. Die Exporte gingen um 27,8 % zurück.
Trotz des Rückgangs bleibt die Volksrepublik aber weiterhin auf Rang 1 der bedeutendsten Abnehmerländer für deutsche Kunststoff- und Gummimaschinen: 13,5 % der Exporte wurden 2009 allein nach China ausgeführt. In den vergangenen zehn Jahren sind die deutschen Maschinenlieferungen nach China allerdings deutlich gestiegen – von 91 Mio. € im Jahr 1999 auf mittlerweile jährlich 357 Mio. €. Spitzen- und Ausnahmejahr für die deutschen Hersteller war 2004, als Kunststoff- und Gummimaschinen im Wert von 593 Mio. € ins Reich der Mitte exportiert wurden.
Die chinesischen Kunststoff- und Gummimaschinenhersteller erreichten nach den VDMA-Angaben in 2009 selbst einen Produktionswert von 3,97 Mrd. €. Das war 5,1 % weniger als im Jahr zuvor. Chinas Anteil am Weltexport von Kunststoff- und Gummimaschinen liege jetzt bei 9 %. 8,6 % der chinesischen Ausfuhren gingen 2009 in die EU-Länder, ein Viertel davon nach Deutschland.
In China stößt die Produktion der deutschen Hersteller vor Ort laut den VDMA-Informationen dank der steigenden Nachfrage derzeit wieder an die Kapazitätsgrenzen ihrer Fertigungsstätten. Aber auch chinesische Anbieter profitieren stark von dem neuen Nachfrageboom. „Der Anteil an Inlandslieferungen am chinesischen Kunststoffmaschinenmarkt ist dramatisch gestiegen“ bekräftigte das Vorstandsmitglied des chinesischen Kunststoffmaschinenbauers Haitian International, Helmar Franz. Dies liege zum Beispiel daran, dass ausländische Lieferanten den Beginn des aktuellen chinesischen Wirtschaftsaufschwungs verpasst hätten und nicht rechtzeitig liefern konnten. „Dadurch haben viele lokale Lieferanten ihre Chance erhalten“, so Franz.
Ein weiterer Grund für die neue Stärke chinesischer Kunststoffmaschinenbauer sei der stetig steigende Ausbildungsstand im Land der Mitte. Aktuell studierten dort etwa 6 Mio. Studenten in technischen Fachrichtungen. Franz: „Das sind mehr als in ganz Europa zusammen.“
Entsprechend hoch hat die China Plastic Machine Association, der Verband chinesischer Kunststoffmaschinenbauer, die Messlatte gesteckt. Dessen Mitgliedsunternehmen wollen in den kommenden fünf Jahren durchschnittlich um 12 % pro anno wachsen und dann einen jährlichen Umsatz von 50 Mrd. RMB (rund 5,95 Mrd. €) erreichen. Momentan liege dieser Wert bei etwa 25 Mrd. RMB.
Zudem wurde im aktuellen Fünfjahresplan ein hoher technisch-wissenschaftlicher Anspruch formuliert. Geplant ist beispielsweise die Errichtung mehrerer staatlich geförderter Entwicklungszentren für Kunststoffmaschinen. Laut Franz, sollen darüber hinaus mehr als 3 % des operativen Unternehmensumsatzes in die Forschung und Entwicklung fließen und etwa 20 % der Mitarbeiter sollen Ingenieure oder Techniker sein. Durch diese Maßnahmen soll sich der Anteil lokaler Lieferanten, der momentan noch bei 70 % liegt, auf 80 % erhöhen. Gleichzeitig wird in 2010 eine Verdoppelung des bisherigen Exportwertes auf 10 Mrd. RMB angestrebt. Franz: „Dazu werden Unternehmen mit globalen Aktivitäten geschaffen.“
Indien ist für den deutschen Kunststoff- und Gummimaschinenbau der zweitwichtigste Markt in Asien. Seit 2005 steigen die Exporte Jahr für Jahr und mit einem Zuwachs um 29,8 % auf 131 Mio. € im vergangenen Jahr katapultierte sich Indien von Platz 12 in der Rangliste der wichtigsten Abnehmerländer auf Platz 4 nahe an Russland (42,1 % Umsatzrückgang auf 136 Mio. €) heran.
Brasilien hat die Wirtschaftskrise schnell überstanden und befindet sich seit Anfang 2010 wieder auf einem Wachstumspfad. 2009 erreichten die deutschen Kunststoffmaschinenlieferungen laut den VDMA-Fachverbandsangaben 51 Mio. €.
ROLF MÜLLER-WONDORF
Ein Beitrag von: