Düstere Prognose: der deutsche Maschinenbau rechnet mit Stellenabbau 2025
Nachdem 2024 die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau rückläufig war, sieht es für 2025 laut VDMA kaum besser aus. Der Branchenverband fordert deshalb eine Kehrtwende der Politik.
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Meist hat sich der deutsche Maschinen- und Anlagenbau in der Vergangenheit auch in wirtschaftlich schwierigeren Phasen selbstbewusst und optimistisch gezeigt. Doch nun wird die Unzufriedenheit mit der Politik in Deutschland und Europa immer offensichtlicher. Denn nicht nur die deutsche Wirtschaft, sondern auch die wichtige Industriebranche mit ihren rund 1 Mio. Beschäftigten droht im internationalen Wettbewerb zurückzufallen. Erstmals seit vielen Jahren drohe der Branche wieder ein Stellenabbau. Denn nach einem Produktionsminus von 8 % in diesem Jahr rechnet der VDMA auch für 2025 mit einen Produktionsrückgang um 2 %. Eine schnelle Besserung der Situation ist somit nicht in Sicht.
Maschinenbau fordert verlässliche Wirtschaftspolitik
Für den Standort Deutschland sowie Europa fordert der VDMA daher eine deutliche Kehrtwende der Politik. VDMA-Präsident Bertram Kawlath sagte dazu heute (am 10. 12. 2024) auf der Jahrespressekonferenz des Verbands in Frankfurt: „Wir erleben eine Welt, die von Verunsicherung geprägt ist: aufgrund von Kriegen, von handelspolitischen Grabenkämpfen und von Wahlerfolgen extremistischer Parteien und Kandidaten mit ihren Parolen, die unsere freiheitlich-marktwirtschaftliche Grundordnung destabilisieren oder sogar zerstören wollen.“ Um erfolgreich im internationalen Wettbewerb zu bestehen, brauche seine Branche endlich wieder eine klare und verlässliche Wirtschaftspolitik. „Schluss mit der Überregulierung, Schluss mit engen technologischen Vorgaben und auch Schluss mit der viel zu hohen Kostenbelastung am Standort Deutschland“, appellierte er.
Auftragsrückgänge führen zu sinkender Kapazitätsauslastung im Maschinenbau
Wie ernst die konjunkturelle Lage im Maschinen- und Anlagenbaus ist, zeigen folgende Kennziffern. In den ersten zehn Monaten des laufenden Jahres gingen die Aufträge um real 8 % zurück. Dadurch sank die Kapazitätsauslastung im Oktober auf 79,1 %. Kawlath ordnete das so ein: „Das ist eine deutliche Unterauslastung. Ein zunehmender Teil der Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, die Produktion angesichts kräftig sinkender Orders durch ihre Auftragsbestände ausreichend abzupuffern.“
Nach vorläufigen Zahlen ist damit auch die Produktion im Maschinen- und Anlagenbau in den ersten zehn Monaten um 6,8 % gesunken. „Für das Gesamtjahr 2024 rechnen wir unverändert mit einem Produktionsminus von real 8 % zum Vorjahr“, verkündete der VDMA-Präsident. Da auch 2025 kein fulminanter Aufschwung der Weltkonjunktur zu erwarten sei, geht der Branchenverband in seiner Prognose von einem realen Produktionsminus von 2 % aus.
Insbesondere mit Blick auf die vielen kleinen und mittleren Unternehmen seiner Branche forderte der VDMA-Präsident die künftige Bundesregierung auf, den industriellen Mittelstand nicht weiter zu schwächen. Er machte deutlich: „Die Bundesregierung muss vor allem Bürokratie abbauen und für Kostenentlastungen sorgen!“ Dazu nannte er einen ganzen Katalog von Maßnahmen wie die Entlastung von Berichtspflichten, eine weitere Beschleunigung von Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie die Reduzierung der Steuerlast für Unternehmen von jetzt durchschnittlich knapp 30 % auf 25 %.
Mehr als die Hälfte der Maschinenbauunternehmen rechnet mit Arbeitsplatzabbau
Ebenso wichtig ist es für die Branchenvereinigung, den Arbeitsmarkt wieder zu flexibilisieren und den Bedürfnissen des industriellen Mittelstands anzupassen. Dieser Markt sei inzwischen viel zu starr. Laut einer aktuellen Umfrage unter gut 500 Mitgliedsfirmen rechnen 61 % der Befragten mit einem Stellenabbau in den kommenden zwölf Monaten und nur 20 % mit Stellenaufbau. „Insbesondere große Unternehmen sind pessimistisch“, betonte der VDMA-Präsident.
Gleichzeitig gebe es im Nachwuchsbereich unverändert mehr Betriebe, die Stellen aufbauen wollen, als solche, die einen Abbau planen. Kawlath bilanzierte deshalb: „Unterm Strich rechnen wir mit einem leichten Stellenabbau im nächsten Jahr.“ Für ihn ist das ein Indiz dafür, dass auch auf dem Arbeitsmarkt nun rasch tiefgreifende Reformen nötig sind. Als Maßnahmen nannte er u. a. die Begrenzung der Sozialversicherung auf die originären Aufgaben; längere Wochen- und Lebensarbeitszeiten sowie Flexibilisierung des Arbeitszeitgesetzes; zusätzliche Anreize für Beschäftigung, beispielsweise auch im Rentenalter.
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