Die Mobilitätswende im Maschinenbau
Elektro- und Hybridfahrzeuge sind immer stärker im Kommen. Das wirkt sich auch auf den Maschinenbau aus. Der VDMA präsentiert nun eine Studie, was genau die Mobilitätswende für die Wertschöpfung rund um den Antriebsstrang bedeutet.
Die Transformation der Mobilität wirkt sich nicht nur auf die Automobilbranche aus. Auch Unternehmen im Anlagen- und Maschinenbau spüren die Veränderungen. Durch die Mobilitätswende, die von einer immer stärker werdenden Elektrifizierung und Hybridisierung geprägt ist, soll es bei den Pkw-Antrieben zu einem jährlichen Wertschöpfungszuwachs von rund 1,7 % kommen. Laut der Studie „Antrieb im Wandel“ des Verbands Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), die von der FEV Consulting GmbH durchgeführt wurde, bringt der Transformationsprozess der Mobilität große Chancen auf eine zusätzliche Wertschöpfung in den eigenen Branchen mit sich.
Fertigungstechnik muss effizientere Antriebstechnologien entwickeln
Die Anzahl verkaufter Verbrennungsmotoren wird nach Einschätzung der Experten von FEV Consulting deutlich zurückgehen. Dies trifft vor allem auf die Verbrennungsmotoren im Pkw-Bereich und auf die drei wichtigsten Märkte USA, Europa und China zu. Bis 2030 soll den Experten zufolge der Verbrennerabsatz um 10 Prozent niedriger sein als noch im Jahr 2016.
Für die Maschinen- und Anlagenbauer und die Hersteller von Komponenten soll es in Zukunft dennoch genügend Geschäft geben. Durch effizientere Antriebstechnologien in Getrieben und Verbrennungsmotoren erhöhen sich nämlich die Anforderungen an die jeweilige Fertigungstechnik. Zur gleichen Zeit rechnen die Autoren der Studie „Antrieb im Wandel“ mit einem wachsenden Anteil von Fahrzeugen, die ausschließlich elektrisch angetrieben werden. In den drei wichtigsten Märkten soll der zukünftige Anteil dieser Fahrzeuge rund 22 % betragen. Zusätzlich sind die Auswirkungen der Elektrifizierung bei den einzelnen Fertigungsprozessen, die hauptsächlich bei den konventionellen Antrieben zum Einsatz kommen, erheblich.
Wertschöpfungszuwachs bei Pkw-Antrieben trotz Elektromobilität
Laut den Experten soll sich die Wertschöpfung bei den batterieelektrischen Antrieben um bis zu 64 % reduzieren. Im direkten Vergleich dazu wird beim Hybridantrieb die Wertschöpfung um rund 24 % steigen. Bei einem (Plug-in-)Hybridantrieb kommt neben einem herkömmlichen Verbrennungsmotor noch ein elektrischer Antrieb zum Einsatz. Die VDMA-Studie kommt zu dem Ergebnis, dass sich die höhere Wertschöpfung bei den Hybridantrieben in Kombination mit den höheren Anforderungen beim klassischen Verbrennungsmotor und den steigenden Verkaufszahlen bei Fahrzeugen positiv auf die gesamte Wertschöpfung auswirkt. Laut den Experten von der FEV Consulting GmbH soll die jährliche Wachstumsrate bei den Pkw-Antrieben bis zum Jahr 2030 bei rund 1,7 % liegen.
Vorsicht: Bei diesen Schätzungen wurden ausschließlich die drei wichtigsten Märkte berücksichtigt. Außerdem spielt die Produktion von Batteriezellen in der Studie noch keine Rolle. Die Batteriezellproduktion soll in Zukunft weiteres Wertschöpfungspotenzial für den Anlagen- und Maschinenbau bieten. Es darf vermutet werden, dass die Batteriezellproduktion spätestens in derartige Studien einbezogen wird, wenn die Übergangstechnologie Hybridantrieb keine Wertschöpfungszuwächse mehr bringt.
Für die Maschinenbaubranche ist die Zukunft bereits da
Den betroffenen Unternehmen bliebe jedoch noch genügend Zeit, die Transformation der Mobilität erfolgreich zu gestalten und sich im Hinblick auf Technologien und Geschäftsmodelle an die Veränderungen der Zukunft anzupassen. Die Studie zeigt immerhin deutlich, dass sich die Elektrifizierung und Hybridisierung an den Märkten durchsetzen werden. Sie kann deshalb auch als Aufruf an die betroffenen Unternehmen gewertet werden, spätestens jetzt mit dem wichtigen Transformationsprozess zu beginnen. Im Maschinenbau werde Mobilität produziert, so der stellvertretende Hauptgeschäftsführer des VDMA, Hartmut Rauen. Die betroffenen Unternehmen seien wettbewerbsentscheidende Technologielieferanten und die wichtigsten Ausrüster in der Automobilindustrie. Zusätzlich sei die Industrie im Maschinenbau selbst ein Anwender von modernen Antriebstechnologien und verwende viele mobile Arbeitsmaschinen. Das schafft Zuversicht, zeigt aber auch, weshalb der Bedarf an Orientierung momentan immens hoch ist.
Elektrofahrzeuge werden so attraktiv sein wie Fahrzeuge mit Verbrennern
Die Transformation der Mobilität wird unter anderem anhand des „Zero Emission Vehicle“-, kurz ZEV-Index deutlich. Mit diesem Index versuchen Regierungen weltweit, die Akzeptanz von Null-Emissions-Fahrzeugen zu fördern. Null-Emissionen heißt in diesem Fall, dass die Autos keine schädlichen Emissionen ausstoßen, wenn sie erst einmal in Betrieb sind. Die Wertschöpfungskette wird dabei in aller Regel nicht berücksichtigt. Laut dem ZEV-Index sollen Elektrofahrzeuge in Europa spätestens im Jahr 2024 genauso attraktiv wie Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren sein. Um dieses Ziel zu erreichen, spielen vor allem praxistaugliche Reichweiten, ein breites Angebot an verschiedenen Modellen und der kontinuierliche Ausbau der Infrastruktur an Ladestationen eine entscheidende Rolle. In China sind die Ziele noch etwas ehrgeiziger als in Europa. Laut Experten soll die Gleichwertigkeit der beiden Fahrzeugtypen bereits im Jahr 2021 bis 2022 erreicht sein. Ausgangslage dafür sind die strengen regulatorischen Rahmenbedingungen in China. Im Gegensatz zu Europa und China sollen die Elektrofahrzeuge in den USA erst im Jahr 2028 genauso attraktiv wie Fahrzeuge mit einem Verbrennungsmotor sein.
Welche Auswirkungen hat der Transformationsprozess auf Beschäftigte und Berufsbilder?
Die Auswirkungen der Elektrifizierung auf die Beschäftigten und Berufsbilder des Maschinen- und Anlagenbaus und der Komponentenherstellung sind sehr unterschiedlich. Passen sich die Unternehmen und Menschen an die Veränderungen an, müssen sie jedoch nicht um ihre Zukunft fürchten, so die Studie. Durch die höheren technischen Anforderungen werden sich die Berufsbilder aber verändern. Besonders wichtig sei es deshalb, dass sich die Mitarbeiter frühzeitig an Weiterbildungsmaßnahmen beteiligen.
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