Dieser Volvo lenkt selbst und verschont sogar kleinste Ackerpflanzen
Alles auf Zucker: Volvo Trucks hat einen selbstlenkenden Lkw entwickelt, der Zuckerrohrbauern zu besseren Ernten verhilft. Das Fahrzeug leistet Maßarbeit: Maximal 25 mm weicht es von seiner Route ab. So wird verhindert, dass Jungpflanzen wie bisher versehentlich niedergefahren werden – was einen Ertragsverlust von vier Prozent bedeutet.
In Brasilien, dem größten Zuckerrohrexporteuer der Welt, wird die Ernte gegenwärtig mit Erntemaschinen und von Hand gesteuerten Lastwagen eingebracht, die im Schritttempo nebeneinander herfahren. Die große Herausforderung für den Fahrer besteht darin, die Geschwindigkeit des eigenen Fahrzeugs mit der der Erntemaschine zu synchronisieren. Gleichzeitig muss er so in der Spur bleiben, dass keine Pflanzen zerstört werden, aus denen die Ernte des nächsten Jahres entsteht.
Kartiertes Zuckerrohrfeld und GPS-Empfänger
Beim neuen Volvo-Truck lenkt ein Fahrerassistenzsystem automatisch. Es sorgt dafür, dass der Lkw beim Ansteuern, Begleiten und Verlassen der Erntemaschine immer genau auf Kurs bleibt. Damit wird verhindert, dass noch sehr junge Pflanzen niedergefahren und beschädigt werden.
Mit Hilfe zweier GPS-Empfänger folgt der Lastwagen den Koordinaten einer Karte des Zuckerrohrfelds. Zwei Gyroskope gewährleisten, dass nicht nur die Vorderräder, sondern alle Teile des Fahrzeugs mit großer Präzision gesteuert werden. Solche Kreiselinstrumente weisen ein hohes Beharrungsvermögen gegenüber Lageänderungen im Raum auf. Gyroskope werden als Navigationsinstrumente sowie zur aktiven Lageregelung eingesetzt. Laut Volvo weicht das Fahrzeug seitlich nie mehr als 25 mm vom vorgegebenen Kurs ab. Beim Beladen kann der Fahrer die Geschwindigkeit wahlweise per Tempomat anpassen oder manuell beschleunigen und bremsen.
„Mit dieser Lösung werden wir schon bald in der Lage sein, die Produktivität unserer Kunden in der Zuckerrohrindustrie deutlich zu erhöhen. Gleichzeitig werden wir die Arbeitsbedingungen und die Sicherheit ihrer Fahrer verbessern. Dies wird den Beruf attraktiver machen, sodass sich Fahrer leichter finden und besser an den Betrieb binden lassen“, sagt Wilson Lirmann, Präsident der Volvo Group Lateinamerika.
Volvos Prototyp auf brasilianischen Feldern getestet
Ein Prototyp wurde bereits auf den riesigen Feldern der Santa Terezinha Group in Maringá, eine Flugstunde westlich von São Paulo, erfolgreich getestet. „Mit der Lösung von Volvo Trucks können wir die Produktivität nicht nur für eine einzelne Ernte, sondern für den gesamten Lebenszyklus der Zuckerrohrpflanze erhöhen. Dieser umfasst etwa fünf bis sechs Jahre“, erklärt Paulo Meneguetti, Finanz- und Beschaffungsdirektor von Santa Terezinha. Oder anders formuliert: Das Potenzial für die Steigerung des Ernteertrags liegt bei bis zu zehn Tonnen je Hektar und Jahr.
Im Sommer geht das Forschungsprojekt mit weiteren Praxistests in die Produktentwicklungsphase. Ein genaues Datum, wann der Truck auf den Markt kommt, nennt Volvo noch nicht. Der Hersteller spricht aber davon, dass dies in „absehbarer Zeit“ der Fall sein werde.
Volvo testet Fahrzeugautomation auch abseits der Landwirtschaft
Noch in diesem Jahr will Volvo Trucks seinen Kunden eine moderne Kartenlesefunktion auf der Basis von GPS-Daten anbieten, mit der Fahrer einen zuvor festgelegten Kurs besser halten können. Gelenkt wird in dieser Phase noch von Hand.
Der selbstlenkende Lkw für den Transport von Zuckerrohr ist eines von mehreren Forschungs- und Entwicklungsprojekten von Volvo Trucks auf dem Gebiet der Fahrzeugautomation. Erprobt werden derzeit auch ein selbstfahrender Lkw für Bergbauaufgaben im nordschwedischen Bergwerk Kristineberg und ein selbstfahrendes Abfallentsorgungsfahrzeug im schwedischen Göteborg.
Auch andere Unternehmen wie der Landmaschinenbauer ai-solution treiben die Automatisierung in der Landwirtschaft voran. So hat die Wolfsburger Firma eine Erntemaschine entwickelt, die reifen von jungem Blumenkohl unterscheidet.
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