Digitale Fabrik schafft die Datenbasis für Produktion auf Abruf
Ein aktueller Trend wird sich im Ausstellungsbereich Digitale Fabrik in Halle 17 der Hannover Messe 2011 zeigen: Statische Fertigungsplanung mit starren Vorgaben ist nicht mehr genug. Jetzt geht es verstärkt um dynamische, ganzheitliche Produktionsregelung, die flexibel auf Störungen oder „Blitzaufträge“ reagiert und diese Zusatzeinflüsse softwaregestützt bilanziert.
Manufacturing Execution Systems (MES) sollen aus dem Datenwust der Produktion wichtige Informationen für Produktion und Management extrahieren: In diesem Bereich zählt MPDV Mikrolab, Mosbach, zu den bekanntesten Anbietern. In Hannover präsentiert der Aussteller seine neue Version Hydra 8 – mit den Anwendungsbereichen: BDE, Auftragsdaten, Leitstand, Feinplanung, Material-/Produktionslogistik, Tracking and Tracing, Maschinen- und Prozessdaten – basierend auf einer neuen Technologie: Die „Short-Interval-Technologies (SIT)“ beschreiben den Weg von der einseitigen Fertigungsplanung hin zur Fertigungsregelung. Darunter wird ein Produktionssystem verstanden, das in der Lage ist, schnell, gezielt und fundiert auf alle in der Fertigung vorkommenden Störfaktoren reagieren zu können – sei es im Fertigungs-, Qualitäts- oder Personalbereich. „Mithilfe der Short-Interval-Technologies werden wir dem MES-Markt die entsprechenden neuen Impulse geben,“ so Jürgen Kletti, Geschäftsführer von MPDV Mikrolab.
Mit Hydra soll der Verantwortliche sofort erkennen können, wenn Probleme an einer Maschine zu einem Produktionsstillstand führen. Ebenso, ob wichtige Ressourcen wie zum Beispiel Werkzeuge, Material, Prüfmittel oder NC-Programme zum geplanten Produktionsbeginn bereitstehen. Mit dem Modul Hydra-DNC könnten NC-Datensätze begleitend zu den geplanten Aufträgen direkt an die Maschinensteuerungen gesendet werden. „Eine aufwendige Logistik für den manuellen Transfer der NC-Daten zur Maschine, fehlerhafte Maschineneinstellungen oder der Verlust von optimierten NC-Programmen gehören damit der Vergangenheit an“, erläuterte MDPV-Marketingmanagerin Nadja Neubig.
Auch der Aussteller PSI, Berlin, präsentiert in Hannover Lösungen für durchgängige Fertigungsplanung und -steuerung: Das PSI-Tochterunternehmen Psipenta, ein ERP-Spezialist für den Maschinen- und Anlagenbau, wird einen kompletten Auftragsdurchlauf im ERP-Standard Psipenta demonstrieren. Daneben zeigt der Anbieter integrierte mobile Prozesse für die Produktion und Instandhaltung auf Tablet-PCs oder internetfähigen Smartphones. Klassische Rückmeldevorgänge der Betriebsdatenerfassung oder Instandhaltung können mit solchen tragbaren und robusten Motion-PCs vorgenommen werden.
Messeteilnehmer und Dienstleister IBS, Koblenz, hat sich auf Lean Manufacturing im Qualitäts- und Produktionsmanagement spezialisiert. IBS-Kunde Daimler Trucks nutzt das Shopfloor-Management (SFM) unter Einsatz des MES von IBS: Es erfasst dort verschwendungsfrei alle relevanten Daten zur Visualisierung und Behandlung von auftretenden Problemstellungen und macht sie verfügbar – eine wichtige Voraussetzung für die Umsetzung eines Lean-Manufacturing-Ansatzes. „Solche Echtdaten nutzen wir als Key-Performance-Indikatoren zur Prozesssteuerung, um die erkannten Probleme ganzheitlich zu analysieren, zu bearbeiten und um sie dauerhaft abzustellen“, erläutert Jochen Kleh von Daimler Trucks: „Damit ist für uns die Basis für die Steuerung einer Produktion am Ort des Geschehens gegeben.“
Im Engineering-Bereich verfolgt auch PTC, München, mit seiner skalierbaren Software „Creo“ einen ganzheitlichen Ansatz – nach Unternehmensangaben die erste Lösung, mit der sämtliche Modellierungsansätze auf einer Plattform flexibel zur Verfügung gestellt werden können. „Das System ist eine skalierbare Software-Suite von offenen und leicht zu bedienenden Applikationen für die Produktentwicklung“, so James E. Heppelmann, Präsident und Vorstandsvorsitzender von PTC. Mit seiner Hilfe könnten Probleme, die im Markt für mechanische CAD-Lösungen noch vorhanden seien, gelöst werden. Dazu zählt Heppelmann schwere Bedienbarkeit, mangelnde Interoperabilität, ungenügendes Baugruppenmanagement und das Festhalten an veralteten Technologien: „Unternehmen können Innovationskapazitäten besser nutzen, weil einmal erstellte Daten, Informationen und Änderungsstände wesentlich leichter und früher in die verschiedenen Aufgaben einfließen.“ E. LANGE/KIP
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