Landwirtschaft 30.03.2012, 11:59 Uhr

Digitale Landtechnik macht es dem Landwirt leichter

Die Landtechnik erlebt eine digitale Revolution. Die Standardisierung des Datenverkehrs zwischen Landmaschinen, Traktoren und PCs per Isobus machts möglich. Satellitengestützte Softwaresysteme übernehmen Spurführung und Wendemanöver und unbemannte Traktoren drängen auf den Markt.

Digitale Revolution in der Landtechnik.

Digitale Revolution in der Landtechnik.

Foto: AGCO

Wenn Landwirte statt Mineraldünger Gülle ausbringen, sparen sie Geld, schonen Ressourcen und erzielen obendrein bei so mancher Kulturpflanze bessere Erträge. Doch kommt es dabei aufs Maß an. Im Überfluss wird Gülle zur Last für Böden und Gewässer.

Claas hat jetzt ein System vorgestellt, in dem softwaregesteuerte Ventile regeln, wie viel Gülle wo aufs Feld gelangt. Die Dosierung erfolgt mithilfe eines Pflanzensensors am Traktor, der den Nährstoffgehalt des Bodens ermittelt, und einer Sensorik, die in Echtzeit den Stickstoffanteil der Gülle misst. Daten samt daraus resultierender Dosierung speichert das System zusammen mit GPS-Daten, Datum und Uhrzeit ab. Sie dienen Landwirten dann in Verbindung mit Bodenproben und Ernteertragskarten dazu, künftige Düngungen zu optimieren. Mit jedem Düngen steigt so die Präzision. Für Landwirte werden Zukäufe von Mineraldünger exakt planbar, sie sparen Geld und schonen die Umwelt.

Der Landwirt plant am PC, was digitale Landtechnik umsetzt

Schlüssel zur Präzision auf dem Acker sind standardisierte Datenschnittstellen. Was der Landwirt am PC plant, müssen Geräte exakt umsetzen und muss sich vom Traktor aus kontrollieren lassen. Auch wenn Geräte und Traktoren von verschiedenen Herstellern kommen. Claas hat die präzise Gülletechnik in Kooperation mit Zunhammer realisiert und dabei den Isobus gestützt. Zwei Jahrzehnte nach Gründung der ersten Arbeitsgruppen und ein Jahrzehnt nach seiner Einführung ist der Standard zur Datenübertragung in der Landtechnik allgegenwärtig. „Geräte und Maschinen, die nicht damit kompatibel sind, sind kaum noch verkäuflich“, so der Hohenheimer Professor für Agrartechnik Stefan Böttinger, der zugleich der Max-Eyth-Gesellschaft im VDI vorsitzt. Gerade Lohnunternehmen, Maschinenringe und Großbetriebe, deren Fahrzeug- und Maschinenparks aus Fabrikaten verschiedener Hersteller zusammengewürfelt sind, setzten auf den Isobus. Denn bei ihnen zahlt sich präziser Umgang mit Dünger, Pflanzenschutzmitteln oder Saatgut schnell aus und sie können ihrer Dokumentationspflicht mit intelligent vernetzen Systemen leichter nachkommen.

Einer der Isobus-Pioniere ist die norwegische Kverneland Group, die ihre deutsche Zentrale in Soest hat. Die Gruppe hat 60 verschiedene Isobus-Anbaugeräte im Markt, von denen weltweit 20 000 im Einsatz sind. Darunter ein Gerät, das Gülle direkt in den Boden injiziert. Dafür brechen wahlweise acht oder zehn Paare selbstschärfender Scheiben mit 45 cm Durchmesser den Boden auf. Auf jeweils 19 cm Abstand zwischen den Scheiben wird die Gülle über Schläuche eingebracht.

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Dank digitaler Landtechnik werden Gülletstreifen zentimetergenau ausgebracht

Je nachdem, ob der Landwirt später enge oder breite Reihen pflanzt, kann er zwischen den Injektoren 37,5 cm oder 75 cm Abstand lassen. Der Clou: Die Güllestreifen werden dank automatischer GPS-Lenkung des Traktors zentimetergenau auf dem Acker ausgebracht. Das Lenksystem speichert die Koordinaten des Startpunkts ab und erlaubt Landwirten oder Mitarbeitern von Lohnunternehmen, Wochen später exakt auf den präparierten Streifen zu säen.

Solche GPS-Lenksysteme nehmen Traktor- oder Erntemaschinenfahrern nicht nur das Lenken ab und fahren dabei bei Tag und Nacht exakt auf den vorhandenen Radspuren, sie übernehmen auch das Wenden am Ackerrand samt der nötigen Schaltvorgänge.

Digitale Landtechnik von Agco Fendt: Ein Landwirt steuert zwei Traktoren

Mit einem neuen System von Agco Fendt kann ein Fahrer sogar zwei Traktoren steuern. Er sitzt im ersten, dem ein zweiter unbemannter Traktor folgt. Beide Fahrzeuge kommunizieren per Funk. Vorteile: Zwei leichte, leistungsschwächere Traktoren mit Anbaugeräten schaffen mehr Fläche als ein großer und minimieren die Bodenverdichtung. Der Fahrer kann sich bei alledem dank GPS-Lenkung voll auf die Anbaugeräte konzentrieren. Isobus macht es möglich.

Daneben erlaubt es der Standard, dass gezogene Geräte die Geschwindigkeit der Traktoren regeln. So etwa eine neue Nonstop-Press-Wickelmaschine für Rundballen von Krone. Während Ballenpressen bisher zum Wickeln und Abladen stehen blieben, fährt die Krone-Maschine kontinuierlich vorwärts und zieht Heu ein. Dadurch steigt der Durchsatz laut Krone um bis zu 50 %. Zugleich nimmt das Gerät dem Fahrer Arbeit ab: Es passt die Geschwindigkeit des Traktors vollautomatisch an die Auslastung der Presse an. „Tractor-Implement Management“ nennen Landtechniker solche Systeme, in denen die bisher bestimmende Traktor-Fahrer-Einheit Befehlsempfänger angebauter oder gezogener Geräte wird. Auf der Fachmesse Agritechnica 2011, Hannover, waren solche Geräte reihenweise zu sehen. Jetzt hat für die Hightechgeräte die Saison auf dem Feld begonnen.

 

Ein Beitrag von:

  • Peter Trechow

    Peter Trechow ist Journalist für Umwelt- und Technikthemen. Er schreibt für überregionale Medien unter anderem über neue Entwicklungen in Forschung und Lehre und Unternehmen in der Technikbranche.

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