Digitale Technologien bringen Jobs zurück
Die Digitalisierung steht im Verdacht, Arbeitsplätze zu vernichten. In Deutschland sei das Gegenteil der Fall, sagt der Verein Deutscher Ingenieure. Und stützt sich auf eine aktuelle Studie.
Spekulieren ist nicht das Ding des Vereins Deutscher Ingenieure (VDI), stattdessen hat er Wissenschaftler damit beauftragt, herauszufinden, wie sich die Digitalisierung auf den Produktionsstandort Deutschland auswirkt. Zum Auftakt der Hannover Messe 2017 verkündet VDI-Direktor Ralph Appel das Ergebnis: Digitale Technologien sind keine Jobkiller – ganz im Gegenteil.
Dank der Digitalisierung investieren Unternehmen sogar vermehrt am Produktionsstandort Deutschland. Die Forscher der Hochschule Karlsruhe und des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI haben herausgefunden, dass zuletzt rund 500 bis 550 Unternehmen des verarbeitenden Gewerbes ihre Produktion nach Deutschland rückverlagerten. Insbesondere aus den EU-Kernstaaten und Nordamerika zieht es die Unternehmen zurück in die deutsche Heimat. Wobei Brexit und Trump noch keinen Einfluss auf diese Entscheidungen hatten, die Erhebung fand 2015 statt, weit vor den Schicksalswahlen in Großbritannien und den USA.
Die Nase vorn haben die Unternehmen des Fahrzeugbaus, die allein 12% der Rückverlagerungen vornehmen. Dann folgen die Chemische Industrie und die Hersteller von DV-Geräten, Elektronik und Optik. Diese Branchen führen allerdings auch die Statistik der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland an. Lokalisierungsentscheidungen im Maschinenbau sind dagegen eher unverrückbar, wie Steffen Kinkel, Lehrstuhlinhaber am Institut für Lernen und Innovation in Netzwerken an der Hochschule Karlsruhe, ausführt.
Deutschland ist für digitalisierte Unternehmen attraktiv
Auffällig ist: Es sind vor allem die digitalisierten Unternehmen, die zurückkommen. „In der Digitalisierung fortgeschrittene Betriebe verlagern zehnmal häufiger Teile ihrer Produktion wieder an den deutschen Standort zurück als Betriebe, die in der Produktion keine Digitalisierungstechnologien nutzen“, erklärt Appel. Er macht dafür zum einen die kundenspezifischere Produktion verantwortlich, die eine gewisse Nähe zum Kunden erfordere. Zum anderen fallen die hierzulande recht hohen Lohnkosten nicht mehr so stark ins Gewicht, wenn vermehrt automatisiert produziert wird. Und wenn die Arbeitsproduktivität steigt, was bei digitalisierten Betrieben in der Regel der Fall ist.
Kinkel und seine Mitarbeiter haben die Unternehmen selbst gefragt, warum sie rückverlagern: Die meistgenannten Beweggründe waren Unzufriedenheit mit der Flexibilität und Lieferfähigkeit sowie Qualitätsprobleme. Hier sollte man erwähnen: Aus den 13 neuen EU-Staaten sind die Rückverlagerungen zurückgegangen. Und die Verfügbarkeit von Fachkräften hat für alle befragten Unternehmen keinerlei Rolle gespielt bei der Entscheidung, Produktion nach Deutschland zurückzuholen.
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