Drei von vier deutschen Maschinenbauern leiden unter Produktpiraterie
Der deutsche Maschinenbau leidet massiv unter Produktpiraterie. 75 Prozent der Unternehmen – so viele wie nie zuvor – haben aktuell mit Fälschungen zu kämpfen. Das meldet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA) auf Basis seiner aktuellen Studie „Produktpiraterie 2014“. Danach stammen viele der Täter sogar aus Deutschland. Hilfe soll eine Kooperation mit dem Verfassungsschutz bringen.
Mit einem Umsatz von 206 Milliarden Euro und fast einer Million Beschäftigten im Inland war der Maschinen- und Anlagenbau im letzten Jahr der größte industrielle Arbeitgeber und einer der führenden deutschen Industriezweige insgesamt.
Acht Milliarden Euro Auftragsvolumen verloren
Nach Umfragen des VDMA bestehen für die Unternehmen große Bedrohungen insbesondere durch Spionage, Knowhow-Diebstahl und Reverse Engineering (Nachkonstruktion). Den Schaden für die deutsche Maschinenbauindustrie schätzt der Branchenverband laut Studie auf rund acht Milliarden Euro pro Jahr. Das wirkt sich bis hin zu den Arbeitsplätzen aus: denn der im Jahre 2013 durch Produktpiraterie entgangene Umsatz von 7,9 Milliarden Euro würde zusätzliche 38.000 Jobs sichern.
Den deutschen Maschinenbauern entsteht dabei nicht nur durch den ausgefallenen Umsatz Schaden. „Darüber hinaus leiden viele auch durch einen Imageverlust oder ungerechtfertigte Regressforderungen“, erläutert der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Produkt- und Know-how-Schutz im VDMA, Steffen Zimmermann.
Nach China kommt Deutschland auf der Rangliste der Plagiatoren
VDMA-Präsident Reinhold Festge nennt es eine regelrechte Schattenwirtschaft, die sich im Maschinenbau entwickelt hat. Aber Deutschland ist nicht nur Opfer, sondern gleichzeitig auch Täter. Unangefochtener Plagiats-Weltmeister ist zwar weiterhin das Reich der Mitte. Über 70 Prozent der geschädigten Unternehmen geben China als Ursprung der Plagiate ihrer Produkte an. Auf Platz zwei folgt allerdings schon Deutschland selbst als Herkunftsland – jedes vierte Plagiat stammt nach Angaben der Geschädigten von hier.
Platz drei im Ranking der Plagiatoren deutscher Produkte geht an die Türkei, die jeder fünfte Betroffene als Ursprung von Plagiaten nennt. Damit verdrängen die Türken die Inder auf den vierten Platz.
Deutsche Fälschungen sind Hightech-Plagiate
Früher ging es meist um sogenannte „weiche“ Plagiate wie Kopien von Bedienungsanleitungen, Katalogen und Produktabbildungen. Inzwischen werden aber nach Angaben der betroffenen Unternehmen ganze Maschinen, Komponenten und auch Ersatzteile nachgebaut.
Zimmermann sagt zur Qualität der Nachbauten: „Während bei Plagiaten aus China häufig von minderer Qualität und Funktion gesprochen wird, können die Fälschungen deutschen Ursprungs als Hightech-Plagiate bezeichnet werden.“
Holzbearbeitungsmaschinen werden am häufigsten kopiert
Die Hitliste der Produktfälschungen wird von den Holzbearbeitungsmaschinen angeführt, direkt gefolgt von Textilmaschinen, Landtechnik, Pumpen und last not least Verpackungsmaschinen, wobei nicht nur Designs oder einzelne Teile, sondern inzwischen ganze Maschinen kopiert werden. Nach der Studie geben über die Hälfte der Unternehmen an, dass ihre Maschinen komplett kopiert wurden.
Unternehmen fehlt Sensibilisierung für Produktpiraterie
Trotz Umsatz- und Imageverlust durch Plagiate schützen sich viele deutsche Unternehmen nicht ausreichend. Besonders für kleinere Unternehmen sind selbst aufgetauchte Plagiate der eigenen Produkte häufig kein Grund für Gegenmaßnahmen – man spart sich lieber die damit verbundenen Kosten, um günstiger anbieten zu können.
Deshalb will der VDMA jetzt den eher mittelständisch geprägten Maschinenbau weiter sensibilisieren und unterzeichnete zu diesem Zweck eine Kooperationsvereinbarung mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz. Der ist nicht nur für Terrorismus, sondern auch für den Schutz der deutschen Wirtschaft zuständig und will die Maschinenbauer im Kampf gegen Plagiatoren im In- und Ausland beraten und auch tatkräftig unterstützen.
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