Engineering-Dienstleister sind auf Wachstumskurs
VDI nachrichten, Kaufbeuren, 8. 8. 08, ciu – Die Entwicklungsdienstleister mit Sitz in Deutschland wachsen derzeit zweistellig und erwarten auch künftig gute Wachstumsaussichten. Die Zahl der Mitarbeiter steigt. Um den Ingenieurmangel zu kompensieren wird auf Weiterbildung gesetzt.
Dreistellige Millionenbeträge erwirtschaften derzeit Deutschlands Top-Entwicklungsdienstleister jährlich. Die Top 3 der Engineering-Spezialisten sind Edag mit einem weltweiten Umsatz in 2007 von 610,9 Mio. €, Bertrandt mit 339,5 Mio. € und Ferchau mit 270 Mio. €. Zu diesem Ergebnis kommt die Lünendonk-Liste 2007 vom gleichnamigen Marktforschungsunternehmen aus Kaufbeuren. Unter den Top 25 finden sich auch acht Unternehmen, deren Stammsitze außerhalb von Deutschland liegen, darunter auf Platz 21 mit Satyam Computer Services eine indische Firma.
Die Spitzenreiter konnten demnach ihren Inlandsumsatz im vergangenen Jahr im Durchschnitt um 14,6 % erhöhen. Dabei wuchs gegenüber dem Vorjahr ein gutes Drittel mehr 20 % . Allerdings: Fünf der Top-25-Dienstleister schrumpften in Deutschland, zwei konnten weltweit ihre Umsätze nicht steigern. Dennoch stellten auch sie neue Mitarbeiter ein. Die Zahl der Beschäftigten bei den 25 besten Unternehmen wuchs von 29 735 Mitarbeiter im Jahr 2006 um 16,7 % auf 34 717.
„Die Top-25 wachsen schneller als der Gesamtmarkt, sie stehen heute für rund die Hälfte des gesamten deutschen Marktvolumens von 6,7 Mrd. €“, erklärte Hartmut Lüerßen, Partner bei Lünendonk, anlässlich der Präsentation der Studie in München. „Die Konsolidierung geht deshalb weiter.“
Der deutsche Markt für Engineering-Dienstleistungen und Technologieberatung wird nach Meinung der Spitzendienstleister auch in den nächsten fünf Jahren mit 10,5 % zweistellige Zuwachsraten aufweisen. Dabei bewerten sie ihre eigenen Wachstumschancen um bis zu 5 % besser als das durchschnittliche Marktwachstum, was die These der fortschreitenden Konsolidierung stützt.
Hinsichtlich der üblichen Abwicklungsformen dominierte 2007 mit rund drei Vierteln das Projektgeschäft, gefolgt von 20 % Arbeitnehmerüberlassung, also Zeitarbeit. Outsourcing spielt mit 3,6 % nur eine marginale Rolle. Die beliebteste Vertragsform ist mit 60 % bei gleichbleibender Tendenz der Nennungen der Werkvertrag, bei dem die Lieferung eines bestimmten materiellen oder immateriellen Gegenstands geschuldet wird. Die Zeitarbeit befindet sich dagegen auf einem langsamen Rückzug.
„Langfristige Partnerschaften gewinnen auch im Engineering an Bedeutung, etwa durch Preferred-Partner-Listen“, stellte Lüerßen fest. Dies gelte besonders für Industrien mit langen Innovationszyklen, etwa Automobilindustrie oder Luftfahrt, die zudem immer mehr Bereiche der Entwicklung auslagern.
Letzteres zeigt sich auch an den Leistungen, die die Firmen für ihre Kunden erbrachten. Am wichtigsten waren zwar mit 17,9 % vom Umsatz der Dienstleister Test und Validierung, gleich darauf folgen aber Design und Konzeption mit 15,6 % sowie Simulation und Modellierung mit 11,3 %. Weitere wichtige Aufgaben sind aktuell das Leasing von Experten, das Entwickeln von IT-basierenden Systemen, die in andere Geräte oder Fahrzeuge integriert sind (Embedded Systems), IT-Beratung und Softwareentwicklung, Projektmanagement und Systemintegration. Die Einsatzbereiche beim Kunden sind vor allem Konstruktion und Produktdesign (28,9 %), Systems Engineering (18,9 %), Forschung und Entwicklung (17,0 %) sowie Elektrizität, Elektrik und Automatik (16,9 %).
Rund zwei Drittel der Mitarbeiter der Dienstleister haben dabei ein ingenieurwissenschaftliches Studium absolviert, darauf folgen mit 13,3 % die Wirtschaftswissenschaftler und dann mit jeweils rund 9 % Informatiker und Naturwissenschaftler. Andere Ausbildungen haben nur 6,4 % durchlaufen.
Angesichts der Ingenieursknappheit in Deutschland wenig verwunderlich, wollen fast alle Serviceunternehmen in den nächsten zwei Jahren mehr für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter tun. Nur 8,3 % werden hier die Aufwendungen unverändert lassen, niemand will sie senken. „Das wird schon allein durch die ständig wechselnden Tätigkeitsfelder und die interdisziplinäre Arbeit der Dienstleister erzwungen“, machte Lüerßen deutlich.
Dass Ingenieure knapp und kostbar sind, die Branche aber wächst, bedeutet in Zukunft neben verbesserten Beschäftigungsbedingungen für diese Fachkräfte dreierlei: erstens vermehrtes Near- und Offshoring dafür geeigneter Leistungen auch durch die Dienstleister, zweitens bessere Chancen für ältere Arbeitnehmer und drittens neuartige Bildungsgänge. Michael Witte, Vorstand von Euro Engineering: „Wir stehen vor der Etablierung eines auf Technologieberatung fokussierten Studiengangs zusammen mit einer deutschen Hochschule.“ A. RÜDIGER
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