Fliegende Kellner und Gegenstände, die durch Wände gehen
Eine durchsichtige Kugel, die dank kleiner Propeller schwebt und sich autonom bewegt: Das ist eine der publikumsträchtigen Neuheiten auf der Hannover Messe Ende April. Hersteller Festo hat für die Messe den elektronischen Butler erfunden – und beeindruckende technische Innovationen rund um die Smart Factory.
Die gute alte Hannover Messe: Schon der Name strahlt ja mächtig Innovationskraft und Globalität aus. 1982, da präsentierte hier die Deutsche Bundespost doch tatsächlich ihre Sonderbriefmarken zum 150. Todestag Goethes. Zehn Jahre später war immerhin schon das Thema Serviceroboter auf dem Messegelände angekommen. Wenn auch sehr kritisch beäugt und von der Sorge des Zeit-Feuilletons um die Zukunft fürsorglicher Krankenschwestern begleitet.
Und heute? Heute haben die einst ungelenken, mit weit ausschwenkenden Greifarmen ausgestatteten Roboter fliegen gelernt. Und sie sind so leicht, dass sie sogar in der Halle fliegen können. Oder zuhause. Oder draußen? Denkbar ist das alles mit der Schwebekugel, die der Automatisierungsspezialist Festo in diesem Jahr in Hannover präsentiert.
GPS und zwei Kameras sorgen für Orientierung des fliegenden Butlers
Das neue Flugobjekt namens „FreeMotionHandling“besteht aus einem ultraleichten Karbonring mit acht rundum verteilten Mini-Propellern. In der Mitte des Rings sitzt eine drehbare Heliumkugel, an deren Unterseite ein Greifer montiert ist.
Das Flugobjekt kann „autonom in alle Richtungen manövrieren, Gegenstände eigenständig aufnehmen und an geeigneter Stelle abgeben“, sagen die Entwickler. Möglich wird das durch ein spezielles Indoor-GPS, das die Orientierung im größeren Raum ermöglicht, und zwei Kameras, die der Zielerkennung auf kurze Distanz dienen und zugleich auch dafür sorgen, dass die Kugel etwa auf Hindernisse in der Nähe reagieren kann.
„Mensch und Kugel können daher jederzeit problemlos und sicher miteinander interagieren, was völlig neue Perspektiven für den Arbeitsraum der Zukunft eröffnet“, meint Festo. Die Kugel könne dem Menschen als fliegendes Assistenzsystem dienen, ob bei Arbeiten über Kopf, in schwindliger Höhe oder als Zulieferer in schwer zugänglichen Räumen.
Transport durch geschlossene Oberflächen
Vorstellen könnte man sich diese hübsche Erfindung auch als persönlichen Butler, der Getränke an den Pool bringt. Ob er aber jemals in dieser oder ähnlicher Form ein Serienprodukt wird, steht in den Sternen. Hersteller Festo ist jedenfalls bekannt dafür, seinen Messestand mit publikumswirksamen Spektakeln attraktiv zu machen.
Im vergangenen Jahr präsentierte Festo eine Roboter-Armee aus künstlichen Ameisen, 2014 war es ein springendes Roboter-Känguru. Vor drei Jahren beeindruckte Festo sogar Russlands Präsidenten Wladimir Putin und Bundeskanzlerin Angela Merkel bei Messerundgang mit einer fliegenden Roboter-Libelle.
Dabei sind andere Neuheiten von Festo durchaus auch spektakulär – wenn auch nicht ganz so eingängig und offenkundig. So zeigt das fast 100 Jahre alte Familienunternehmen aus Esslingen am Neckar dieses Jahr auch, wie Gegenstände durch Wände gehen können. Unter dem Titel „SupraMotion“ präsentiert Festo drei neue Techniken, darunter die „SupraJunction“, die „den berührungslosen Transport von Objekten über geschlossene Oberflächen hinweg und durch Schleusen hindurch“ ermöglichen soll. Wie das genau geht, schaut man sich wohl besser vor Ort an …
Der Roboter spinnt
Deutlich griffiger ist da schon der „3D Cocooner“, der wie eine Raupe filigrane Gebilde aus einem Glasfaserfaden spinnt. Die aus der Spinndüse kommenden Fasern werden zugleich mit Harz laminiert, das unter UV-Licht aushärtet.
So lassen die komplexe Leichtbaustrukturen bauen. Gegenüber dem 3D-Druck hat dieses Verfahren laut Festo den Vorteil, dass die Strukturen nicht schichtweise auf einer Fläche aufgebaut werden müssen, sondern frei im Raum entstehen können.
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