Google und Levi Strauss machen Jeans zum Touchpad
Das klingelnde Handy nicht aus der Hosentasche holen, stattdessen einfach mit einem Fingertipp auf die Jeans das Gespräch annehmen: Daran tüftelt IT-Gigant Google zusammen mit Jeanshersteller Levi Strauss.
Herzstück des Projekts Jacquard ist ein Spezialgewebe: Es ist im Grunde ein herkömmlicher Stoff, allerdings mit darin eingewobenen elektrisch leitenden Metallfäden. Sie funktionieren als Sensoren und reagieren ähnlich wie ein Touchpad auf Fingerbewegungen. So kann der Träger beispielsweise ein Telefongespräch annehmen, indem er mit dem Finger auf den Stoff tippt. Oder er springt im Musikplayer mit einer Wischbewegung zum nächsten Titel.
Die Elektronik ist so miniaturisiert, dass sie kaum wahrnehmbar ist: Winzige Schaltkreise, Anschlüsse, Batterie und Übertragungstechnik für die kabellose Datenübertragung ans Smartphone sind auf die Größe eines Knopfs geschrumpft und ultraflach.
Vorstellung auf der Entwicklerkonferenz I/O in San Francisco
Auf der Entwicklerkonferenz I/O 2015 in San Francisco zeigte Google, dass die Smartphonesteuerung schon ziemlich ausgefuchst ist: Auf einer Leinwand sahen die Zuschauer eine viereckige Matrix aus hunderten von Punkten. Sobald ein Google-Forscher mit der Hand über den Stoff fuhr, sprangen sie an entsprechender Stelle in die Höhe und zeichneten präzise die Bewegung des Fingers nach. Ein Beweis für die Sensibilität des handtellergroßen Touchpads aus Textil.
Jeanshersteller Levi Strauss ist Industriepartner
Und weil die Technik so gut funktioniert, ist auch schon ein namhafter Industriepartner ins Boot des Projekts Jacquard gesprungen: der US-amerikanische Jeanshersteller Levi Strauss, der seinen Sitz genau wie Google in San Francisco hat. Er will offenbar schon nächstes Jahr erste Produkte mit Stofftouchpad auf den Markt bringen, die ganz normal dehnbar und waschbar sind.
Vielleicht sind sie sogar gar nicht so teuer. Denn laut Google sind die elektrisch leitenden Metallfäden mit industriellen Webstühlen kompatibel. Es scheinen also keine kostenintensive Umrüstungen in der Produktion nötig zu sein. Ein weiterer Schritt wäre geschafft, um Mensch und Technik im Alltag miteinander zu verschmelzen, wie Levi-Designer Paul Dillinger verdeutlicht: „Und wenn wir dabei den Augenkontakt mit der Person beibehalten können, mit der wir gerade zu Abend essen, dann hat das einen besonderen Wert.“
Google hat auch ein Taschenradar entwickelt
Doch damit nicht genug. Google hat auf der Entwicklerkonferenz eine weitere Steuerungsneuheit vorgestellt: einen sogenannten Taschenradar. Er soll dann zum Einsatz kommen, wenn immer kleinere Displays – beispielsweise von Smartwatches – die Grenze der Bedienfreundlichkeit überschreiten.
Der Taschenradar, nur so groß wie eine Centmünze, tastet die Handbewegungen des Benutzers ab. Mit Fingerbewegungen in der Luft kann er auf dem Smartphone scrollen, einen Lautstärkeregler drehen oder mit dem Zeigefinger virtuelles Tischfußball spielen.
Ein Beitrag von: