Endress+Hauser gewinnt den Hermes Award 2018
Pünktlich zur Hannover Messe wurde der begehrte Hermes Award verliehen, der alljährlich an besonders innovative Unternehmen geht. Der Gewinner 2018 hat ein intelligentes Thermometer entwickelt, das sich selbst kalibrieren kann. Die Erfindung hat das Potenzial, mit ihrer Technologie zum innovationstreibenden Faktor in der Industrie 4.0 zu werden.
Die Hannover Messe ist weltweit bekannt, bringt diese schließlich jedes Jahr innovative Unternehmen und ihre Produkte hervor. Schon seit 15 Jahren wird im Rahmen dieser internationalen Industriemesse der Hermes Award verliehen, um eben solche Innovationen zu fördern und damit ihren Markteinstieg zu erleichtern.
GEWINNER: Smartes Thermometer mit ausgeklügeltem Sensor
Für 2018 steht der Gewinner des renommierten Preises fest. Die Endress+Hauser Messtechnik GmbH + Co. KG erhielt den Hermes Award für den iTHERM TrustSens TM371, ein hygienisches Kompaktthermometer mit einem selbstkalibrierenden Sensor. Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, hat den Preis persönlich überreicht.
Bisher wurde viel Aufwand betrieben, um Thermometer im Bereich der Prozesstemperatur-Messung zu kalibrieren. Ganze Anlagen mussten für den Ausbau und die anschließende Nachkalibrierung der Thermometer stillgelegt werden. Durch das neue Kompaktthermometer von Endress+Hauser sind solche Arbeitsschritte nicht mehr notwendig, denn die automatische Temperaturkalibrierung des Sensors erfolgt mithilfe eines intern integrierten Referenzsensors. Die automatisierte Kalibrierung ist auditsicher und somit ein echter Zugewinn für viele technische Anlagen – insbesondere in der Pharma- und Lebensmittelindustrie, wo schon leichte Temperaturabweichungen zu verheerenden Folgen führen können.
Die Innovationsstärke war am Ende auch das Kriterium für die diesjährige Jury: „Smarte Sensorik ist ein wichtiger Treiber der nächsten Stufe von Industrie 4.0. Gerade weil in einer Smart Factory die Dichte der Sensorik extrem ansteigt, wird die auditsichere Selbstkalibrierung der Sensoren ohne Anlagenstillstand zum wirtschaftlichen Erfolgsfaktor“, sagte Juryvorsitzender Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI), am Sonntag.
Vier weitere Unternehmen und ihre Entwicklungen waren dieses Jahr ebenfalls nominiert für den Hermes Award.
Nominiert: Augmented Reality beim Schweißen
Interessant war auch das mobile Laserschweißsystem der Firma ALPHA LASER aus dem bayerischen Puchheim. Ein neuartiges mobiles Konzept für flexible Reparaturschweißarbeiten. Das Besondere an diesem Konzept: Die Visualisierung des Schweißprozesses funktioniert über eine 3D-Laserschutzbrille – also eine Art erweiterte Realität bzw. Augmented Reality (AR) im Bereich des Schweißens. Das Laserschweißgerät selbst wird wie eine Pistole gehalten und ist ergonomisch ausgearbeitet. Über die 3D-Laserschutzbrille werden die prozessrelevanten Daten sowie der vergrößerte Schweißbereich angezeigt. So kann der Schweißer noch genauer arbeiten und behält gleichzeitig die Umgebung im Blick.
Nominiert: Amerikanische Softwareplattform mit IoT-Technologie
Ebenfalls im Bereich von AR angesiedelt ist das Projekt Skylight Augmented Reality des US-amerikanischen Unternehmens Upskill. Die AR-Plattform Skylight wurde bereits auf den Markt gebracht, die neue Version soll jedoch deutliche Verbesserungen in Sachen Qualität, Sicherheit und Genauigkeit enthalten. Die Technologie wird beispielsweise in Smart Glasses, also intelligenten Brillen, eingesetzt und soll Industrie-Arbeiter bei verschiedenen Arbeitsschritten unterstützen. So können Fehler in der Produktion auf ein Minimum gesenkt und die Produktivität gesteigert werden. Manche Unternehmen berichten bereits von Produktivitätssteigerungen von bis zu 46 Prozent durch den Einsatz von Skylight AR.
Nominiert: Fahrzeug-Sicherheitssystem von TH Ingolstadt und Continental
Nominiert wurde auch das Sicherheitssystem SAFE, das am Forschungs- und Testzentrum CARISSMA von Wissenschaftlern der TH Ingolstadt sowie Mitarbeitern der Continental AG entwickelt wurde. Das System kann mithilfe von Kamera-, Radar- und Lidarsensoren die Schwere eines zu erwartenden Unfalls vorhersagen und löst entsprechende Schutzsysteme aus. Durch die prädiktive Sensorik-Technologie können autonome Fahrzeuge in Zukunft noch sicherer gebaut werden. Für den Bereich der fahrerlosen Mobilität ist die Entwicklung nicht nur eine Innovation, sondern auch eine Notwendigkeit.
Nominiert: Exoskelett für die Entlastung des Menschen
Auch die GBS German Bionic Systems GmbH aus Augsburg mit ihrem Produkt German Bionic CRAY X wurde für den begehrten Hermes Award nominiert. Bei der Erfindung handelt es sich um ein aktives Exoskelett, das den Menschen bei schweren körperlichen Tätigkeiten entlasten soll. Dabei werden die menschliche Intelligenz sowie eine intelligente Mechatronik kombiniert und somit die Bewegungen des Exoskelett-Trägers verstärkt bzw. unterstützt. Das System kann über eine Smartwatch gesteuert werden. Angestellte mit körperlichen Einschränkungen könnten dadurch weiterhin in der Produktion eingesetzt werden.
Hermes Award 2017 ging an Schunk
Datenbrillen, mobile Sitzgelegenheiten und sensitive Blechbiegemaschinen – schon vor der Eröffnung der Hannover Messe 2017 sorgten die Nominierten des Hermes Awards für Aufsehen. Doch schlussendlich brachte das Familienunternehmen Schunk den Preis nach Hause. Zuhause, das ist Lauffen am Neckar und gewonnen hat Schunk mit einem intelligenten Greifer, der die Mensch-Roboter-Kollaboration in der Werkshalle voranbringen soll. Und dorthin ging der Preis, weil „das prämierte Produkt die Mensch-Roboter-Kollaboration unterstützt und damit ein zentraler Baustein für die vernetzte Fabrik ist“, wie Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG, bei der Verleihung sagte.
Je mehr Roboter in Produktionshallen eingesetzt werden, desto größer wird nämlich der Ruf nach einer sicheren Zusammenarbeit von Mensch und Maschine. „Durch die geringe Losgröße, hohe Teilevarianz und häufiges Umrüsten ergibt sich die Notwendigkeit, einen Teil der Systemintelligenz auch in die Endeffektoren zu verteilen“, unterstrich Wolfgang Wahlster, Vorsitzender der Jury des Hermes Awards und der Geschäftsführung des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI). Das sei Schunk mit dem JL1 in exzellenter Weise gelungen.
Den Greifer, den das Familienunternehmen Schunk aus Baden-Württemberg auf der Hannover Messe präsentierte, zeichnet eine eigene sensorische Aura aus. Damit überwacht der Co-act Greifer JL1 seine Umgebung, verarbeitet die anfallenden Signale (etwa ein näherkommender menschlicher Arm) in Echtzeit und verhindert selbstständig Kollisionen an der Werkbank. Abgesehen von seiner Kommunikationsfähigkeit ist der Greifer mit Kraftmessbacken und taktilen Sensoren ausgestattet und erfasst die zu greifenden Teile zusätzlich mit zwei Kamerasystemen als dreidimensionale Objekte. Er soll damit mehr Flexibilität und Sicherheit etwa in den Montageprozess bringen. Das Produkt ist marktfähig.
Nominiert waren 2017 außerdem eine mobile Sitzgelegenheit in der Produktion, eine Maschinensteuerung mittels Datenbrille, eine materialschonende Kabelverlegung und eine gefühlvolle Blechbiegemaschine.
Hintergrund: Was ist eigentlich der Hermes Award?
Der Hermes Award ist ein Industriepreis. Er wird seit 2004 für technologische Innovationen und Produkte ausgelobt, die erstmals auf der Hannover Messe der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Schirmherrschaft liegt beim Bundesforschungsministerium und dem Land Niedersachsen. Der Hermes Award ist mit insgesamt 100.000 Euro dotiert und wird von Bundesforschungsministerin Anja Karliczek übergeben.
Der Hermes Award wird gerne als „Oscar für Technologien und Innovationen in Industrieunternehmen“ bezeichnet, so etwa von Harting. Das Unternehmen erhielt den Hermes Award 2016 für dessen Mica, einen smarten Minicomputer, der z.B. in einem Konzeptfahrzeug die Antriebsdaten erfassen und die Emissionsdaten auf ihre Validität überprüfen konnte.
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