Israelische Forscher erschaffen kleinstes Buch der Welt
Mithilfe eines Ionenstrahls haben Wissenschaftler aus Haifa den gesamten Text der Tora in ein nur 100 Atome dickes Stück Silizium graviert, das mit Gold beschichtet ist. Es ist nicht nur die kleinste Bibel, sondern auch insgesamt das Kleinste „Buch“ der Welt. Und: Mit dem richtigen Hilfsmittel kann man es sogar lesen.
Es könnte einer jener unscheinbaren Kleckse sein, die Kugelschreiber gerne auf den Fingern hinterlassen. Tatsächlich handelt es sich um das wohl kleinste Buch der Welt: Wissenschaftler des Israel Institute of Technologie (Technion) in Haifa haben den gesamten Inhalt der Tora auf ein nur 100 Atome dickes, goldbeschichtetes Stück Silizium graviert. Dieses Fitzelchen erreicht eine Größe von nur 0,5 Quadratmillimetern. Die Tora ist der erste Teil des Tanach, der hebräischen Bibel, und umfasst rund 1,2 Millionen Buchstaben.
Um jeden davon nacheinander auf das kleine Halbleiterplättchen einzuritzen, setzten die Forscher einen Ionenstrahl ein. Dort, wo der Strahl auftrifft, entfernt er die Goldschicht, und das schwarze Silizium darunter formt den jeweiligen Buchstaben. Trotz der enormen Textmenge dauerte der Gravur-Prozess nur etwa 90 min.
Ursprünglich wollte man mit dem Experiment ausloten, wie viele Daten in diesem Miniaturformat tatsächlich gespeichert werden können. Nun wird die Nano-Bibel, wie die Forscher das Stück nennen, im israelischen Nationalmuseum in Jerusalem gezeigt – in einer Ausstellung anlässlich des 50-jährigen Bestehens des Hauses.
Elektronenmikroskop macht die Tora lesbar
In dem Museum wird das winzige Stück direkt neben den sogenannten Schriftrollen vom Toten Meer ausgestellt. Die auch als Qumranschriften bezeichneten Dokumente sind mehr als 2000 Jahre alt und beinhalten unter anderem ebenfalls Auszüge aus der Tora. Antike meets Postmoderne. „Unsere Exponate sind bis zu anderthalb Millionen Jahre alt und reichen bis in die Gegenwart“, sagte James Snyder, Präsident des Museum, gegenüber dem US- Nachrichtensender CNN.
Um die Buchstaben lesen zu können, ist – neben Hebräisch-Kenntnissen – ein Elektronenmikroskop notwenig. Denn bei weniger als 10.000-facher Vergrößerung ist auf dem Plättchen quasi gar nichts zu erkennen.
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