Jeder Tropfen zählt: Wasser aus der Luft ernten
Warka Water heißen die Türme aus Netzen, die auf drei Arten Wasser aus der Luft ernten: Sie sammeln Regenwasser, fangen Nebeltropfen ein und ernten Tauwasser. Benannt ist der Turm nach einem äthiopischen Feigenbaum. Er soll in Ländern wie Äthiopien die Versorgung mit Trinkwasser verbessern. Die Erfindung ist jetzt mit einem Preis ausgezeichnet worden.
Jeder Tropfen zählt. Das ist das Motto von Warka Water. Und es bringt die Wirkungsweise der Türme auf den Punkt. Denn die sind zehn Meter hoch und sammeln Regentropfen, Nebeltropfen und Tautropfen ein. Die Idee für seine Wasser-Sammelstation kam dem italienischen Chef des Architektur- und Designbüros Architecture and Vision, Arturo Vittori vor vier Jahren beim Besuch abgelegener Dorfgemeinschaften in Äthiopien.
Wassermangel hat in Äthiopien System
Um an Wasser zu kommen nehmen die Frauen und Kinder dort teilweise kilometerweite Fußwege in Kauf, um das oft bedenklich verschmutzte Wasser aus Brunnen oder Tümpeln zu schöpfen. Der Mangel hat System: In dem ostafrikanischen Land leben mehr als 90 Millionen Menschen, von denen nur gut 30 Millionen einen Zugang zu sauberem Trinkwasser haben.
Vittori verließ Äthiopien mit dem Gefühl, hier auf eine Aufgabe gestoßen zu sein. Sein Ziel war klar: Er wollte eine Wasser-Sammelstation konstruieren, die auch in den abgelegenen Dorfgemeinschaften das Leben lebenswerter macht.
Inspiriert von der Natur
Inspirieren ließ sich der Designer Arturo Vittori von der Natur. Denn viele Pflanzen und Tiere haben auf ihren Oberflächen Mikro- oder Nanostrukturen ausgeprägt, die es ihnen ermöglicht, Wasser aus der Luft zu ernten.
Nach dem Studium von Käferschale, Lotusblume, Blättern, Spinnennetz-Faden und dem integrierten Nebelsammelsystem in Kakteen nahm seine Idee Gestalt an: Sein Turm sammelt Regenwasser ein. In einem feinmaschigen Netz aus Recycling-Stoff setzen sich zusätzlich Nebeltropfen ab. Und auf einer integrierten Fläche bildet sich in der Nacht Tau.
Bis zu 100 l Wasser pro Tag
Das aus der Luft geerntete Wasser läuft ohne Strom per Schwerkraft durch einen Filter und landet schließlich in einem unten im Turm installierten Wassertank mit einem Fassungsvermögen von 3000 l. Der Sammelturm ist ziemlich effektiv. Im Jahresdurchschnitt sammeln sich pro Tag unten im Tank 50 bis 100 l Wasser. Am effektivsten funktioniert der Warka Water in Gebirgsregionen oder dort, wo sich häufig Nebel bildet.
Ein Sammelturm kostet etwa 1000 €, wenn er in Äthiopien produziert wird. Das ist für die meist armen Menschen einer Dorfgemeinschaft zunächst einmal viel Geld. Es ist aber weit weniger, als für den Bau eines Brunnens nötig ist. Arturo Vittori setzt bei seinen Türmen auf Materialien wie Bambus, Hanf, Bioplastik und Metallbolzen, so dass die Türme in den Ländern produziert werden, in denen sie auch eingesetzt werden.
Turmbau braucht vier Tage
Aufbauen soll die Dorfgemeinschaft ihren Wasserernte-Turm dann selber. Vier Tage sind für den Turmbau notwendig. Wenn er steht, ist er nicht nur der zentrale Wasserspender für das Dorf. Dank eines eingebauten Baldachins spendet er auch Schatten gegen die im Sommer oft gnadenlos brennende Sonne.
So kann der Turm auch als Versammlungsort dienen. Und noch mehr: Im Schatten des Turms können die Dorfbewohner Gemüsebeete anlegen. Die Versorgung der Pflanzen mit Wasser ist garantiert. Für seine Idee ist Arturo Vittori vor zwei Wochen mit dem prestigeträchtigen World Design Impact Prize ausgezeichnet worden. Mit diesem werden alle zwei Jahre Designprojekte ausgezeichnet, die einen sozialen Mehrwert bieten.
Toilette erzeugt sauberes Wasser
Eine neue Toilette mit Nano-Membran kommt nicht nur ohne Wasserspülung aus, sondern erzeugt selbst sauberes Wasser. Das wasserlose WC wird derzeit an einer britischen Universität entwickelt und soll noch in diesem Jahr in Afrika getestet werden.
Eine ebenfalls hilfreiche Erfindung ist das Drinkable Book: Es ist ein Buch, das kontaminiertes Wasser in sauberes Trinkwasser verwandelt – mit Seiten, die dank Silber-Nanopartikeln als Wasserfilter funktionieren.
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