Klimaschutz 05.02.2025, 07:00 Uhr

Klimaneutrale Industrie bis 2045: Fraunhofer ISE zeigt Wege auf

Deutschland soll bis 2045 klimaneutral werden – auch in der Industrie sind dafür tiefgreifende Veränderungen nötig. Eine neue Studie des Fraunhofer ISE beleuchtet, wie die Transformation gelingen kann: durch den verstärkten Einsatz erneuerbarer Energien, die Elektrifizierung von Prozessen und die Nutzung grüner Brennstoffe wie Wasserstoff.

Klimaneutrale Produktion

Die deutsche Industrie muss bis 2045 auf klimaneutrale Produktion umstellen.

Foto: PantherMedia / Thomas Knauer

Der Weg zu einer klimaneutralen Industrie in Deutschland bis zum Jahr 2045 erfordert einen massiven Umbau der Energieversorgung und Produktionsprozesse. Wie dieser Wandel kostengünstig und effizient gestaltet werden kann, hat jetzt das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE untersucht. Im Fokus standen dabei die Suche nach vielversprechenden Transformationspfaden sowie die Frage, welche Auswirkungen diese auf das Energiesystem hätten.

Als zentrale Bausteine einer zukunftsfähigen, klimafreundlichen Industrie nannten die Forschenden die direkte Elektrifizierung von Prozessen sowie den Einsatz CO2-freier Energieträger wie grünem Wasserstoff. Für die Studie kombinierten die Forschenden Unternehmensbefragungen mit Modellen. Die Erkenntnisse sollen Unternehmen dabei unterstützen, ihre Transformation erfolgreich zu meistern.  Das Thema „Klimaneutrale Industrie“ ist ein Forschungsschwerpunkt des ISE.

Im Projekt „IND-E“ beleuchtete ein interdisziplinäres Forschungsteam die Dekarbonisierung der deutschen Industrie. Die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen analysierten die relevanten Akteure, befragten Unternehmen und fügten ihre Daten in Modelle ein, um zu einer ganzheitlichen Betrachtung der Herausforderungen und Chancen zu gelangen. Für die quantitativen Untersuchungen nutzte und erweiterte das Projektteam die am Fraunhofer ISE entwickelten Energie- und Stromsystemmodelle REMod, DISTRICT, PowerFlex und flexAble. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler konnten so kostenoptimierte Transformationsstrategien entwickeln, die Wirtschaftlichkeit von Investitionen bewerten und die Auswirkungen auf das Stromsystem ermitteln.

Schlüsseltechnologien für eine klimaneutrale Wärmeerzeugung

Die Studienergebnisse verdeutlichen die Bedeutung von (Hochtemperatur-)Wärmepumpen als Schlüsseltechnologie für die klimafreundliche Erzeugung von Prozesswärme bis zu einer Temperatur von 200 Grad Celsius. Für höhere Temperaturbereiche erweist sich der Elektrodenkessel als vielversprechende Option, wie Projektleiterin Dr. Charlotte Senkpiel erläutert. Eine weitere wichtige Zukunftstechnologie ist der Einsatz von grünem Wasserstoff. Dieser emissionsfreie Energieträger eignet sich insbesondere für die stoffliche Nutzung, die Stahlherstellung und Hochtemperaturprozesse wie bei der Produktion von Nicht-Eisen-Metallen, Glas, Keramik oder in der Metallverarbeitung.

Stellenangebote im Bereich Fertigungstechnik, Produktion

Fertigungstechnik, Produktion Jobs
Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY-Firmenlogo
Feinwerkmechanikerin (w/m/d) für Vakuumsysteme von Beschleunigern Deutsches Elektronen-Synchrotron DESY
Hamburg Zum Job 
Celonic Deutschland GmbH & Co. KG-Firmenlogo
Technical Team Manager (w/m/d) Qualification & Asset Change Control Celonic Deutschland GmbH & Co. KG
Heidelberg Zum Job 
Solventum Germany GmbH-Firmenlogo
Prozessingenieur Automatisierungstechnik / Mechatronik / Maschinenbau (m/w/*) Solventum Germany GmbH
Seefeld Zum Job 
HERRENKNECHT AG-Firmenlogo
Leiter Mechanische Bearbeitung (m/w/d) HERRENKNECHT AG
Schwanau Zum Job 
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur (m/w/d) Elektronenstrahl Schweißtechnik pro-beam GmbH & Co. KGaA
pro-beam GmbH & Co. KGaA-Firmenlogo
Maschinenbauingenieur / Wirtschaftsingenieur als Industrial Engineer / Fertigungsplaner (m/w/d) pro-beam GmbH & Co. KGaA
Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft-Firmenlogo
W2-Professur "Lasermaterialbearbeitung" Hochschule Aalen - Technik und Wirtschaft
ULTRA REFLEX GmbH-Firmenlogo
Entwicklungsingenieur Kunststoff (m/w/d) Entwicklung und Optimierung von Produkten und Prozessen ULTRA REFLEX GmbH
Willstätt Zum Job 
Neoperl GmbH-Firmenlogo
Ingenieur / Meister / Techniker (m/w/d) Prozess-, Automatisierungs- und Elektrotechnik Neoperl GmbH
Müllheim Zum Job 
Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences-Firmenlogo
Professor:in für das Lehrgebiet Carl-Zeiss-Stiftungsprofessur für Produktions- und Herstellverfahren von Wasserstoffsystemen Hochschule Esslingen - University of Applied Sciences
Göppingen Zum Job 
Atlantic GmbH-Firmenlogo
Werksleiter Endbearbeitung Schleifscheiben und Honsteine (m/w/d) Atlantic GmbH
BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung-Firmenlogo
Wissenschaftliche*r Mitarbeiter*in (m/w/d) der Fachrichtung Maschinenbau, Physikalische Ingenieurwissenschaft, Produktionstechnik, Werkstoffwissenschaft oder vergleichbar BAM - Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung
Berlin-Steglitz Zum Job 
Sanofi-Aventis Deutschland GmbH-Firmenlogo
Ingenieur-Trainee in der Pharmazeutischen Produktion - all genders Sanofi-Aventis Deutschland GmbH
Frankfurt am Main Zum Job 

Die Untersuchungen von Markus Kaiser und seinem Team vom Fraunhofer ISE zeigen, dass sich die technologischen Optionen und Transformationspfade je nach Industriebranche unterscheiden. Insbesondere in den energieintensiven Sektoren Stahl, Chemie und Zement ist oftmals eine grundlegende Neuausrichtung ganzer Prozessketten erforderlich. In der Stahlindustrie haben die Analysen ein großes CO2-Einsparpotenzial in folgenden Bereichen ergeben: Strombasiertes Recycling von Stahlschrott sollte ausgeweitet werden. Außerdem ist es entscheidend, kohlebasierte Hochöfen auf eine wasserstoffbasierte Direktreduktion umzustellen. Die Grundstoffchemie muss ebenfalls fossile Rohstoffe durch grünen Wasserstoff ersetzen und Steamcracker für die Herstellung hochwertiger Chemikalien elektrifizieren. Die Zementbranche kann ihre Klimabilanz durch den verstärkten Einsatz biogener Brennstoffe in Kombination mit einer direkten Elektrifizierung der Wärmeerzeugung verbessern. Unvermeidbare prozessbedingte CO2-Emissionen sollten Unternehmen außerdem mittels Abscheideverfahren verringern.

Individuelle Transformationspfade für klimaneutrale Unternehmen

Jenseits der energieintensiven Branchen erwartet das Forschungsteam in Sektoren wie der Metallverarbeitung, Papierherstellung oder Lebensmittelproduktion eine große Bandbreite an individuellen Transformationspfaden. Eine Tendenz ist der sinkende Anteil der Eigenversorgung durch Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen zugunsten eines erhöhten Strombezugs aus dem Netz. Als entscheidende Voraussetzungen für entsprechende Investitionen nennen die befragten Firmen vor allem Planungssicherheit hinsichtlich der Verfügbarkeit und Kosten von Strom sowie ausreichende Netzanschlusskapazitäten. Darüber hinaus spielen politische Rahmenbedingungen, die Preisentwicklung auf den Energiemärkten, die Verfügbarkeit klimafreundlicher Technologien und Energieträger sowie die Wahrung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit eine zentrale Rolle für Investitionsentscheidungen. Auch eine visionäre und engagierte Führungsebene ist wichtig.

Klimaneutralität als Chance für die Industrie der Zukunft

Die Forschenden wollen das Thema nicht schön reden: Die Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie ist eine gewaltige Herausforderung. Gleichzeitig bringt der notwendige Wandel aus ihrer Sicht auch große Chancen mit sich: Unternehmen, die frühzeitig in emissionsarme Technologien investieren, können sich Wettbewerbsvorteile erschließen. Klar ist: Eine ambitionierte Transformationsstrategie, die konsequent umgesetzt wird, ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Positionierung im Wettbewerb der Zukunft. Die Industrie von morgen wird klimaneutral sein – oder gar nicht erst existieren.

Ein Beitrag von:

  • Anke Benstem

    Anke Benstem ist freie Journalistin, Buchautorin und Texterin. Sie gehört zum Team von Content Qualitäten. Ihre Themen: Klima und Umwelt.

Zu unseren Newslettern anmelden

Das Wichtigste immer im Blick: Mit unseren beiden Newslettern verpassen Sie keine News mehr aus der schönen neuen Technikwelt und erhalten Karrieretipps rund um Jobsuche & Bewerbung. Sie begeistert ein Thema mehr als das andere? Dann wählen Sie einfach Ihren kostenfreien Favoriten.