Kochender Roboter mit sensiblen Händen
Die Vorstellung, nicht selbst am Herd stehen zu müssen, sondern das Lieblingsgericht von einem Roboter zubereiten zu lassen, mag für Kochmuffel verlockend sein. In wenigen Jahren könnte der kochende Roboter, den ein britisches Unternehmen auf der Hannover Messe vorstellt, den Küchendienst antreten.
Noch ist es längst nicht so weit, dass ein kochender Roboter den Koch oder die Köchin und deren Kreativität am Herd ersetzen kann. Aber was ein Kochroboter heute schon kann und welches Potenzial in ihm steckt, ist erstaunlich und kann derzeit auf der Hannover Messe besichtigt werden. Dort stellt das britische Unternehmen Moley Robotics seinen „Robo-Chef“ vor. In wenigen Jahren soll die Kochmaschine mit den äußerst sensiblen Händen jedes Wunschgericht zubereiten können. Erst einmal gibt es aber nur Krabbensuppe.
Handbewegungen kann der Roboter inzwischen fast perfekt imitieren
Dem Konzept des Robo-Chefs kann man sich von zwei Seiten nähern und dabei entweder hervorheben, was der Roboter alles kann, oder was er alles (noch) nicht kann. Mark Oleynik, der Erfinder des kochenden Roboters ist jedenfalls davon überzeugt, dass der automatisierten Küche die Zukunft gehört. „Es geht hier nicht nur darum, dass man sich damit Arbeit erspart, man kann auch kreativ sein und besser kochen lernen.“
Zum Robo-Chef gehören neben einem Kochfeld und einer Abstellfläche zwei Roboterarme, die oberhalb des Arbeitsfeldes angebracht sind. Eigentliches Herzstück des Roboters aber sind die beiden Hände, die vom Londoner Unternehmen Shadow Robot entwickelt wurden. Seit beinahe 18 Jahren arbeiten die Ingenieure daran, die überaus komplexen Bewegungsmuster der Hand nachzubauen und können inzwischen die Bewegungen echter Hände fast perfekt imitieren. Jede Hand wird von 24 Motoren und 129 Sensoren gesteuert und wirkt in Aktion erstaunlich geschmeidig.
Der Roboter braucht ein exakt vorbereitetes Setting
Das hat damit zu tun, dass die Handbewegungen von einem konkreten menschlichen Vorbild, dem in Großbritannien bekannten Koch Tim Anderson, kopiert wurden. Insgesamt fünf Mal kochte Anderson die Krabbensuppe, währenddessen wurden seine Bewegungen von einer Kamera aufgezeichnet. Daraus generierten die Ingenieure die Daten zur Programmierung des Roboters. Jetzt kann die Maschine mit menschenähnlicher Sensibilität schnippeln und rühren, schlagen und gießen und ein Rezept nach Anweisung nachkochen.
Das ist beeindruckend, allerdings noch nicht alltagstauglich, denn der Roboter selbst hat noch keine eigene künstliche Intelligenz. Er führt stur die programmierten Bewegungen aus und ist bereits aufgeschmissen, wenn eine Kleinigkeit im vorbereiteten Setting nicht stimmt. Steht eine Schale mit Zutaten nur wenige Millimeter verkehrt oder ist der Griff des Topfes nicht in der korrekten Position, wird es nichts mit der Krabbensuppe.
Sogar die Spülmaschine soll der Robo-Chef einräumen
An diesem Manko wollen die Erfinder des Roboterkochs in den nächsten Jahren arbeiten und hoffen, 2017 ein benutzerfreundliches Küchenmodul mit Robo-Chef für umgerechnet etwa 14.000 Euro anbieten zu können. Dann soll der Roboter auch ein Sehvermögen erhalten, mit dem er seine eigenen Bewegungen besser kontrollieren kann. Mit einer passenden Smartphone-App kann ihm der Kochbefehl gegeben werden, etwa kurz bevor man das Büro verlässt. Sogar die Geschirrspülmaschine soll der Robo-Chef nach getaner Arbeit selbstständig einräumen können. Die Roboterhände können beliebig programmiert werden, sagt Mark Oleynik. „Alle Dinge, die mit den Händen möglich sind, kann der Roboter ebenfalls tun. Da gibt es keine Limitierung.“
Weitere Versionen des Robo-Chefs könnten auch von ihren Besitzern lernen, indem sie deren Bewegungen beim Kochen aufzeichnen und nachahmen oder an andere Köche weitergeben. Mehr als 2000 Rezepte soll der Roboter in seiner digitalen Bibliothek abrufen und kochen können. Hat man dann aber doch einmal Lust darauf, wieder selbst am Herd zu stehen, verschwinden die Arme zusammengefaltet in einem regulären Küchenschrank.
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