Kombinierte Fäll- und Entrindungsgeräte werden in deutschen Wäldern getestet
Ist es ökologisch und wirtschaftlich vorteilhafter Bäume zu fällen und noch direkt im Wald zu entrinden statt erst im Sägewerk? Und eignet sich die dafür auf dem Markt vorhandene Technik auch für den Einsatz in mitteleuropäischen Wäldern? Das wollen Forscher jetzt hierzulande testen und gegebenenfalls die Maschinen den Verhältnissen anpassen.
Gemeinsam wollen Wissenschaftler der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf (HSWT) und das Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik in Bayern und Niedersachsen Entrindungsgeräte im Wald testen, die sich bereits in Südafrika und Südamerika bei der Eukalyptusernte bewährt haben. Dort steht der Vorteil der Holzernte ohne Rinde außer Frage, denn getrocknete Eukalyptusrinde lässt sich nachträglich kaum mehr vom Stamm entfernen.
Bereits im Sommer hatte Prof. Dr. Stefan Wittkopf von der HSWT anlässlich der Interforst-Messe ein Maschinenteil für einen Holzvollernter (Harvester) der Firma Ponsse vorgestellt, das die Stämme nach der Fällung vor Ort nicht nur aufarbeitet sondern gleich entrindet. Dabei dreht das Gerät die Baumstämme in der Drehung um die Längsachse. Die Vorschubwalzen laufen dabei nicht ganz synchron, so dass sich die Rinde sich auf dem Stamm verschiebt und schließlich abfällt. Ähnliche Aggregate gibt es von SP oder Logmax.
Die kombinierten Fäll- und Entrindungsköpfe, die für die Plantagenwirtschaft mit Eucalyptus entwickelt wurden, werden jetzt unter mitteleuropäischen Waldverhältnissen getestet und bei Bedarf modifiziert.
Die Idee, Bäume direkt vor Ort zu entrinden ist nicht neu. Es wäre eine Renaissance: Noch vor 20 Jahren war es üblich, Bäume nach der Fällung sofort im Wald zu entrinden. Erst in den letzten Jahren hat sich die zentrale Entrindung im Holzwerk deutschland- und europaweit durchgesetzt.
Nachträgliches Düngen würde wohl überflüssig
Wittkopf erhofft sich von einer Rückkehr zur Holzernte ohne Rinde diverse Vorteile. So gefährden die vielen Baumfällungen für Energieholz das Waldökosystem. Dem Wald werden Nährstoffe entzogen, die inzwischen durch Düngung ausgeglichen werden müssen. Bliebe nicht benötigte Rinde im Wald zurück, würde über sie dem Waldboden auf natürlichem Weg Energie zuführt. Nachträgliche Extra-Düngung entfiele.
Bleibt die Rinde im Wald, entfällt zudem ein Arbeitsprozess im Holzwerk. Derzeit wird die Rinde dort als Rindenmulch oder Brennstoff verwertet – mit geringer Wertschöpfung.
Erzeugung von Premium-Holzbrennstoffen
Der Aschegehalt der Rinde ist zehnmal höher als der von Holz. Rindenfreie Holzbrennstoffe hinterlassen einen deutlich geringeren Ascheanteil von 0,5 Prozent während die Rinde 5 Prozent Asche übrig lässt. Daher ist Holz ohne Rinde als Energieholz im Brandverhalten effektiver. Es wird deutlich weniger Feinstaub freigesetzt.
Transportkosten senken
Auch würde sich das Transportvolumen reduzieren, wenn die Stämme gleich ohne Rinde auf dem Laster landen. Und sie machen immerhin zehn Prozent der Ladung aus.
Ob das entrindete Holz nach einer längeren Lagerzeit auf dem Waldboden noch verwertbar ist, kann erst nach Projektabschluss im August 2017 festgestellt werden.
Ein Beitrag von: