Mensch und Roboter kommen sich am Arbeitsplatz immer näher
„Guten Tag, Kollege“ wird der Roboter nicht sagen. Und doch werden Mensch und Roboter künftig immer stärker Hand in Hand zusammenarbeiten. Die Robotik ist eines der Trendthemen der Hannover Messe. Die Mensch-Maschine-Kollaboration gehört zur Fabrik der Zukunft und damit zur Industrie 4.0.
Soviel steht fest: In der Fabrik der Zukunft arbeiten Menschen und Roboter auf engstem Raum neben- und miteinander, ohne dass um die Maschinen Zäune zum Schutz der Menschen stehen. Heute sind Industrieroboter eher Kraftprotze, die ihre Arbeit nach einem festen Programm und ohne Rücksicht auf umherstehende Menschen abspulen. Wer ihnen in die Quere kommt, hat ein schmerzhaftes Problem. Künftig steht die Mensch-Roboter-Kollaboration (MRK) im Fokus der Forschung, der Collaborative Robot, kurz Cobot, ist der neue Star der Industrie 4.0.
Der Trend geht zum Cobot
Bis 2019 sollen laut Prognose des Weltbranchenverbandes International Federation of Robotics rund 1,4 Millionen neue Industrieroboter weltweit die Fabriken bestücken, darunter zahlreiche Cobots. „Gerade kleinere Unternehmen brauchen kosteneffiziente, einfach zu nutzende Lösungen, wenn sie die Chancen der Industrie 4.0 für sich nutzen wollen“, sagt Arno Reich, Abteilungsleiter für die Automationsthemen der Hannover Messe. „Hier kommen die Cobots ins Spiel.“
Das Thema Sicherheit steht dabei ganz oben auf der Agenda. Das Fraunhofer-Institut für Fabrikbetrieb und Automatisierung IFF mit Sitz in Magdeburg forscht an taktilen und kapazitiven Sensorsystemen und sicheren Kinematiken, es führt Kollisionsuntersuchungen durch und entwickelt Systeme zu sensorischen Arbeitsraumüberwachung.
„Wir entwickeln Technologien, die es einerseits Robotern erlauben, sich frei unter uns zu bewegen, und die es andererseits Menschen gestatten, ganz intuitiv und ohne Verletzungsrisiko mit der Maschine zusammenzuarbeiten“, erklärt Dr. Norbert Elkmann, Geschäftsfeldleiter Robotersysteme am Fraunhofer IFF.
Volkswagen setzt beim Golf auf die MRK
Seit letzten Sommer setzt Volkswagen in seinem Wolfsburger Werk bei der Serienproduktion des Golf auf MRK. Kollege Roboter hilft bei der Triebsatzvormontage, das ist die Komplettierung der einzelnen Triebsatzkomponenten zu einem einbaufähigen Motor. Während der Mitarbeiter den Starter verschraubt, montiert der Roboter am selben Triebsatz parallel die sogenannte Pendelstütze. Diese liegt beim Triebsatz an einer für Menschen schwer zugänglichen Stelle.
Kein Zaun trennt hier Mensch und Maschine, die Kraftsensoren im Roboter nehmen jede Berührung oder Krafteinwirkung wahr. Bei einem Kontakt friert der Roboter seine Bewegungen sofort ein. „Die Verschraubung der Pendelstütze in der Triebsatzvormontage ist die erste MRK-Anwendung in einem fahrzeugbauenden Werk der Marke Volkswagen“, sagt Martin Goede, der bei VW die Technologieplanung- und Entwicklung leitet.
Roboter müssen mobil einsetzbar sein
Für den Augsburger Roboterspezialisten Kuka muss MRK sogar mobil einsetzbar sein, um die Produktionseffizienz zu steigern. „Ziel ist eine Kapazität von mehr als 20.000 Robotern pro Jahr bei uns in Augsburg“, erläutert Andreas Ostermann von Roth, Executive Vice President Operations bei Kuka Roboter. Deshalb wird die eigene Roboterproduktion in Augsburg jetzt von einem mobilen Roboter unterstützt.
Mindestlohn auch für Roboter
Wie weit es die Cobots schon in die Produktion gebracht haben, zeigt die Geschäftsidee von Matthias Krinke. Er ist Gründer von Robozän, nach eigenen Aussagen die weltweit erste Personalvermittlung und Zeitarbeitsfirma für Roboter. Krinke verspricht, dass die über Robozän vermittelten Roboter den aktuellen Mindestlohn von 8,84 Euro erhalten. „Man kann die Roboter als Security-Hilfskraft oder als Kassierer an der Supermarktkasse einsetzen“, sagt der Cobot-Vermittler, der selber ohne Mitarbeiter auskommt. „Ich brauche keine Mitarbeiter, ich habe Roboter.“
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